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Zurückgekämpft. Marvin Plattenhard (links) war Anfang des Jahres außen vor. Jetzt ist er wieder Stammspieler.

© IMAGO/Fotostand

Plötzlich wieder Stammspieler: Hertha BSC denkt bei Marvin Plattenhardt noch mal nach

Im Januar hieß es, dass Marvin Plattenhardt Hertha BSC am Ende der Saison definitiv verlassen wird. So klar ist das inzwischen nicht mehr.

Benjamin Weber hat schon als Leiter der Nachwuchsakademie von Hertha BSC viele Berührungspunkte mit dem Profifußball gehabt, und trotzdem gibt es offenbar Phänomene, die ihm erst jetzt, als Sportdirektor des Klubs, so richtig bewusst werden. Zum Beispiel, dass rund um den Profifußball eine gewisse Aufgeregtheit herrscht.

Gefühlt sind erst ein paar Tage vergangen, seitdem Weber seine erste Transferphase hinter sich gebracht hat. Und möglicherweise hat er gedacht, dass danach erst einmal ein bisschen Ruhe einkehrt, bevor es im Sommer wieder richtig los geht. Von wegen. Nach der Transferperiode ist vor der Transferperiode. „Man hat im Moment den Eindruck, der Transfermarkt ist schon wieder offen“, sagt er. „Es gibt gefühlt jeden Tag eine Meldung.“

In dieser Woche gab es beispielsweise die Meldung, dass Marvin Plattenhardt vielleicht doch über den Sommer hinaus bei Hertha bleibt. Zumindest hatte sein Berater Herbert Briem der „Bild“-Zeitung gesagt: „Wir sind grundsätzlich für alle Seiten offen.“ Die Frage ist nur, ob Plattenhardts Arbeitgeber das auch ist. „Wir werden jetzt nicht anfangen, jeden Tag Namen zu kommentieren“, antwortet Benjamin Weber.

Anfang des Jahres hat der Berliner Fußball-Bundesligist verkündet, dass er Plattenhardts im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern und der frühere Nationalspieler den Klub daher nach dann neun Jahren definitiv verlassen werde. Das klang damals sehr schlüssig. Der Linksverteidiger fehlte im Trainingslager, weil er nicht über den nötigen Impfstatus für die Einreise in die USA verfügte. Zudem verlängerte Hertha kurz darauf den Vertrag seines mannschaftsinternen Konkurrenten Maximilian Mittelstädt gleich bis zum Sommer 2027.

Genau so schlüssig aber ist es inzwischen, die Angelegenheit noch einmal zu überdenken. Fredi Bobic, der Plattenhardts Abschied im Trainingslager in Florida bekannt gegeben hat, ist inzwischen kein Geschäftsführer mehr und damit auch nicht mehr für Herthas Personalplanung zuständig. Zudem hat sich Plattenhardt seinen Stammplatz im Team der Berliner zurückerobert. Auch an diesem Sonntag, wenn Hertha bei Bayer Leverkusen antritt (15.30 Uhr, live bei Dazn) dürfte er wieder in der Startelf stehen.

„Er hat das sehr gut angenommen“, sagt Trainer Sandro Schwarz. „Aktuell ist es so, dass Platte ein Stück weit vorne ist.“ Definitiv ist in dieser Personalie deshalb gar nichts mehr. „Wir können nicht bewerten, was im Vorfeld mit ihm besprochen wurde“, sagt Sportdirektor Weber. „Es ist vollkommen klar, dass wir uns ein Bild machen und dass wir natürlich auch ein Gespräch führen werden“, und zwar ergebnisoffen. „Wie das ausgeht, werden wir sehen.“

Neue Mitspieler. Weil er nicht in die USA einreisen durfte, musste Plattenhardt (links) mit Herthas U 23 trainieren.

© IMAGO/Matthias Koch

Plattenhardt, seit dieser Saison Kapitän der Mannschaft, hat seine Position zuletzt zumindest deutlich verbessert, nachdem er zu Beginn des Jahres noch zweite Wahl war. Im ersten Spiel nach der Winterpause, bei der 1:3-Niederlage in Bochum, blieb der frühere Nationalspieler 90 Minuten lang draußen. Drei Tage später gegen Wolfsburg war er erneut nur Ersatz, wurde aber zur Pause für Mittelstädt eingewechselt. Seitdem hat Plattenhardt jede Sekunde auf dem Feld gestanden.

Selbst die Umstellung vom 4-3-3 auf ein 3-5-2 hat er unbeschadet überstanden – obwohl Mittelstädt auf den ersten Blick eher für die Rolle des Schienenspielers geeignet scheint. Tatsächlich wurde er nach dem Systemwechsel in der Pause der Begegnung bei Eintracht Frankfurt zur zweiten Hälfte eingewechselt. Er beackerte die linke Seite, während Plattenhardt als linker Innenverteidiger aushelfen musste.

Und doch entschied sich Schwarz in der Woche darauf wieder für Plattenhardt. „Das war das Momentum“, erklärt er. Beide Bewerber hätten sich im Training empfehlen können, letztlich sah der Trainer Plattenhardt in diesem Duell vorne. „Er musste sich über Leistung wieder herankämpfen. Das hat er gemacht“, sagt Schwarz. „Und das ist dann die logische Konsequenz: Wenn du Leistung abrufst in den Trainingseinheiten und in den Spielen, stehst du auch wieder auf dem Platz.“

Ob es auch die logische Konsequenz ist, dass der Vertrag eines Spielers, der unangefochtener Stammspieler ist, verlängert wird, diese Frage wird Benjamin Weber demnächst beantworten müssen.

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