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Russlands Verteidigungsminister Schoigu glaubt an den Sieg.

© action press/Савицкий Вадим

Ukraine-Invasion Tag 427: Was den russischen Verteidigungsminister „extrem zuversichtlich“ macht

China will Friedensemissäre entsenden, Ukraine kämpft um Versorgungsroute bei Bachmut, Putins Pläne für das Baltikum. Der Überblick am Abend.

Während die Ukraine alle Hoffnungen auf ihre kommende Offensive setzt, um den Krieg noch in diesem Jahr zu entscheiden, sind auch die Kriegstreiber in Moskau optimistisch. Ein hoher europäischer Beamter, der mit den Diskussionen im Kreml vertraut ist, erklärte gegenüber Reportern der „New York Times“ (Quelle hier), dass Verteidigungsminister Sergej Schoigu voll auf die numerische Überlegenheit der russischen Streitkräfte setzt.

Russland habe mehr Panzer, Soldaten, Flugzeuge und Artillerie als die Ukrainer. Schoigu sei deshalb „extrem zuversichtlich, dass sich Russland am Ende durchsetzen wird“. Auch Putin, so glauben US-Geheimdienstmitarbeiter, setze auf den Faktor Zeit sowie Russlands größere Reserven und Leidensfähigkeit. Die Ukraine will Putin diesen Vorteil nicht zugestehen und drängt auf den vielleicht entscheidenden Schlag. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Das plant Kremlchef Putin mit Estland, Lettland und Litauen: Moskaus Einfluss im Baltikum schwindet. Der Kreml hat mehrere Ziele formuliert, um gegenzusteuern. Experten schätzen die Erfolgsaussichten allerdings gering ein. Mehr hier.
  • Polen will ukrainische Getreideimporte weiterhin verbieten: Polen hat den Import von ukrainischem Getreide verboten, um heimische Produktion zu schützen. Der Entwicklungsminister fordert Ausgleichsmaßnahmen der EU. Mehr hier.
  • Moskau droht mit dem Ende der ukrainischen Getreideexporte über das Schwarze Meer. Eine Vereinbarung ermöglichte die Verschiffung von nahezu 29 Millionen Tonnen Agrargütern. Mehr hier.
  • Der Fluss Dnipro bildet momentan die Frontlinie in Cherson. Ukrainische Truppen wollen dort die Kampffähigkeit der Russen mindern und greifen dort nun vermehrt an. Mehr hier.
  • Härter als zu Sowjetzeiten: Nawalnys Einzelhaft wird nach 15 Tagen ohne Pause verlängert, dem Kremlgegner Nawalny droht in Russland lebenslänglich Haft. Sein neuer Strafprozess soll unter Ausschuss der Öffentlichkeit laufen. Mehr hier. 
  • Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, erhebt erneut schwere Vorwürfe gegen die Regierung in Moskau. Innerhalb Russlands sei ein Verrat im Gange, erklärte er offenkundig wütend in einer auf seinem Telegram-Kanal verbreiteten Ansprache. Das Verteidigungsministerium liefere nicht genügend der dringend benötigten Munition für den Kampf um Bachmut. Mehr in unserem Newsblog.
  • Die Ukraine ruft anlässlich des 37. Jahrestages der Tschernobyl-Katastrophe die Weltgemeinschaft dazu auf, sich nicht von Russland mit nuklearen Drohungen erpressen zu lassen. In Anspielung auf das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj: „Wir müssen alles tun, um dem Terror-Staat keine Chance zu geben, Atomkraftwerke zu nutzen, um die Ukraine und die ganze Welt zu erpressen.“ 
  • Die russischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben Soldaten aus dem Nachbarland Belarus vor der dort geplanten Stationierung taktischer Atomwaffen an den Raketen ausgebildet. Sie hätten gute Ergebnisse gezeigt, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Mittwoch mit. Das Ministerium veröffentlichte auch ein Video, das das Training auf einem russischen Truppenübungsplatz im Süden des Landes zeigen soll.
  • Ein Reparaturzentrum für Leopard-Panzer aus Deutschland und Polen, die nun von der Ukraine im Krieg gegen Russland eingesetzt werden, soll bald im oberschlesischen Gleiwitz (Gliwice) die Arbeit aufnehmen. Bereits ab Mai könnten die Kampfpanzer dort repariert werden, sagte Polens Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak am Mittwoch bei einer Visite des Rüstungsherstellers Bumar-Labedy in Gleiwitz.
  • Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat der Nato „fehlenden politischen Willen“ für einen schnellen Beitritt seines Landes zu dem Verteidigungsbündnis vorgeworfen. „Alles ist möglich, wenn es einen politischen Willen gibt“, sagte der 42-Jährige in einem Interview mit dem US-Sender CNN in der Nacht zum Mittwoch. Der Diplomat verwies dabei auf den jüngsten Beitritt von Finnland, der vor kurzem noch unvorstellbar gewesen sei.
  • Der prominente Kreml-Kritiker Jewgeni Roisman hat zu Beginn eines Prozesses wegen „Diskreditierung“ der russischen Armee seine Unschuld erklärt. Auf die Frage des Richters, ob er seine Schuld eingestehe, antwortete Roisman am Mittwoch in Jekaterinburg „Nein“, wie live-Aufnahmen des Prozesses auf der Videoplattform Youtube zeigten. Der 60-jährige ehemalige Bürgermeister Jekaterinburgs kündigte für den weiteren Verlauf des Prozesses eine ausführliche Darstellung seiner Sichtweise an. Roisman ist einer der letzten bekannten Oppositionellen in Russland, die derzeit nicht im Gefängnis sitzen.
  • Der Kommandeur der ukrainischen Sondereinsatzkräfte, Viktor Horenko, hat bei einem Frontbesuch in der umkämpften Stadt Bachmut die Lage als „tatsächlich schwierig“ bezeichnet. Trotzdem wüssten die Truppen, wie sie gegen die Überzahl der russischen Eindringlinge zu agieren hätten, sagte Horenko einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung zufolge. „Eure Arbeit hier zeigt einmal mehr, dass bei den Sondereinsatzkräften der Vorteil vor allem darin besteht, dass Qualität vor Quantität geht“, sagte er. Veröffentlicht wurden auch Fotos von Horenko mit Soldaten.

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