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Montagemitarbeiter im Mercedes-Werk in Sindelfingen.

© dpa/Sebastian Gollnow

Siemens und Mercedes warnen eindringlich: Viele deutsche Chefetagen betrachten AfD als wirtschaftliches Risiko für die EU

Einer Umfrage des IW zufolge gibt es nur wenige deutsche Firmen, denen die Wirtschaftspläne der AfD positiv erscheinen. Zwei Dax-CEOs warnen vor einem „Abkapseln der Exportnation Deutschland“.

Die Führungsetagen deutscher Unternehmen betrachten das Erstarken der AfD mehrheitlich mit Sorge - vor allem im Hinblick auf die möglichen Folgen für Europa. Das geht aus einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hervor. 

Insbesondere die Chefs der Konzerne Siemens und Mercedes warnten im Vorfeld der Europawahl vor der Bedrohung von Populisten und Extremisten und forderten ihre Belegschaften zur Stimmabgabe auf.

„Wir müssen jetzt aufstehen und einschreiten“, sagte Siemens-Chef Roland Busch der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Extremismus und Rassismus gefährdeten den Zusammenhalt der Gesellschaft. „Es werden einfache Antworten auf komplexe Fragen gegeben, Antworten, die so nie funktionieren werden.“

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„2024 würde bei uns kein einziges Auto vom Band laufen ohne Menschen mit Migrationshintergrund“, sagte auch Mercedes-Chef Ola Källenius. Ein Austritt aus der EU, wie die AfD ihn in Teilen fordert, wäre eine „wirtschaftliche Katastrophe“, sagte er der Zeitung.

„Wir müssen deutlich machen, wie gefährlich eine solche Politik wäre.“ Als Exportnation könne sich Deutschland „ein Abkapseln nicht leisten“. Das würde das Land schwächen und Arbeitsplätze kosten.

Siemens und Mercedes gehören zu einem Bündnis von 30 deutschen Firmen, die ihre Beschäftigten auffordern, ihre Stimme bei der Europawahl für Vielfalt und Toleranz und gegen Populismus und Extremismus abzugeben.

IW-Umfrage sieht breite AfD-Skepsis unter Firmen

Wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) ergab, hält ein Großteil dieser Unternehmen ein langfristiges Erstarken der Alternative für Deutschland (AfD) für gefährlich. 

Die Ergebnisse zeigen, dass Unternehmen in dieser wichtigen Frage ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden.

Matthias Diermeier, Geschäftsführer IW Gesellschaftsforschung

Sie fürchten demnach vor allem um die EU und den Euro - Teile der Partei sprechen sich für eine Abkehr aus - aber auch um den Wirtschaftsstandort Deutschland und die politische Kultur.

So sehen laut der Umfrage 77 Prozent der 905 befragten Firmen beim Bestand der EU und der Gemeinschaftswährung ein Risiko durch die AfD. Rund 54 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, es sei eine betriebsinterne Positionierung gegen die Partei erfolgt, 47,3 Prozent äußerten sich in einer öffentlichen Stellungnahme. 

Der Umfrage zufolge gibt es nur wenige Betriebe, die die AfD positiv wahrnehmen. Nur knapp 3,5 Prozent sehen im Erstarken der Partei eine Chance für die Europäische Union. 

Wie die Umfrage des arbeitgebernahen Instituts weiter ergab, verneinten über zwei Drittel die Frage, ob sie einige Positionen der Partei sinnvoll oder grundsätzlich vertretbar finden, 23 Prozent bejahten dies.

Um eine konstruktive politische Kultur sorgen sich laut der Umfrage 75,1 Prozent. Außerdem sehen 72,9 Prozent bei einem langfristigen Erstarken der AfD Risiken für die Fachkräftesicherung, 69,1 Prozent für den Wirtschaftsstandort und 63,4 Prozent für den Zusammenhalt in den Belegschaften.

Die überwiegende Mehrheit sei sich der Risiken einer Erstarkung der AfD sehr bewusst, erklärte Studienautor Matthias Diermeier. „Das macht Mut.“

Die AfD legte in der Wählergunst im vergangenen Jahr deutlich zu. In ostdeutschen Bundesländern wie Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt liegt sie laut Umfragen bei Werten von 30 Prozent und mehr. (AFP, epd, dpa)

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