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Mensch mit Maschine: In der Hoffnung auf bessere OP-Verläufe.

© imago/BildFunkMV

Heute vor 23 Jahren: DaVinci greift an die Prostata

Mit vier Armen führt der OP-Roboter „DaVinci“ Skalpelle millimetergenau in Patienten und Patientinnen ein. Am 11. Juli 2000 wird er in den USA zugelassen. Operiert die Maschine besser als der Mensch?

Eine Kolumne von Stephanie Eichler

In Sachen Ruhe macht dem Meister keiner was vor: Mit immer zitterfreiem Händchen entfernt er präzise Tumore an Prostata, Niere oder Blase. Wunden heilen danach schneller, Infektionsrisiken sinken, heißt es. Am 11. Juli 2000, heute vor 23 Jahren, lässt die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA „DaVinci“ für den Einsatz in den USA zu, eines der ersten Robotersysteme für Operationen, das mit seinen vier Armen Skalpell, Nadel oder Zange millimetergenau führt.

Heute sind DaVinci und seine Weiterentwicklungen, DaVinci Si, -S, -Xi und -X, die einzigen ihrer Art, die weltweit verbreitet sind. Kollege „Zeus“ zum Beispiel, der über nur drei Roboterarme verfügt, wird nicht mehr produziert.

Sein Hersteller „Computer Motion“ fusioniert 2003 mit dem Unternehmen „Intuitive Surgical“, das ab diesem Zeitpunkt ausschließlich auf die Weiterentwicklung von DaVinci setzt. Zuvor glückte mit Zeus aber noch ein fast schon göttliches Wunder.

Bis 2020 operiert DaVinci weltweit mehr als 8,5 Millionen mal, meist in den USA, aber auch in Deutschland, wo der OP-Assistent seit 1999 zugelassen ist. Ob mit DaVinci tatsächlich erfolgreicher operiert wird, als wenn Chirurgen allein hantieren, ist jedoch offen.

Mensch mit Maschine: In der Hoffnung auf bessere OP-Verläufe.

© imago/BildFunkMV

Strenggenommen sind weder Zeus noch DaVinci klassische Roboter: Sie operieren nicht selber, sondern Chirurgen sitzen an einem Bildschirm, auf dem die zu operierende Körperregion vergrößert und dreidimensional erscheint, und steuern den OP-Roboter.

Eine verfrühte Euphorie scheint nicht gerechtfertigt, insbesondere da die Roboter-Chirurgie sehr kostenintensiv ist.

Johanna Kirchberg und Jürgen Weitz

So auch 2001 mit Zeus: Zwei Chirurgen befinden sich in New York, als sie einer Frau in Straßburg die Gallenblase entfernen, wenn auch mit Unterstützung der Ärzte vor Ort. „Ich war wie ein Rennfahrer bei der Formel 1, den das ganze Team unterstützt“, wird der operierende Chirurg Jaques Marescaux im „Spiegel“ zitiert.

Johanna Kirchberg und Jürgen Weitz haben zu dieser Frage Studien ausgewertet: „Es besteht in der robotischen Chirurgie derzeit noch eine Diskrepanz zwischen der Begeisterung bei Patienten und roboterassistiert arbeitenden Chirurgen und der noch nicht ausreichenden Datenlage. Eine verfrühte Euphorie scheint nicht gerechtfertigt, insbesondere da die Roboter-Chirurgie sehr kostenintensiv ist.“

Zu dünn seien die Belege, um sagen zu können, ob die Maschine erfahrenen Chirurgen überlegen ist. Leichter zu beziffern sind hingegen die Kosten eines DaVinci: rund zwei Millionen Euro allein in der Anschaffung. Etwa so teuer wie Formel 1 fahren.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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