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Hasso Plattner

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Update

„Die Integration ist schiefgegangen, aber niemand sagt es“: SAP-Mitgründer Plattner kritisiert Berlin – Giffey reagiert

Er ist gebürtiger Berliner, fahre aber nicht mehr in die Stadt, „wo ganze Stadtteile scheinbar übernommen wurden von Arabern“, sagte Hasso Plattner. Die Wirtschaftssenatorin antwortet.

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Nach kritischen Aussagen des Software-Unternehmers Hasso Plattner zur Integration in Berlin hat Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) für einen differenzierten Blick auf die Stadt geworben. „So sehr ich Hasso Plattner schätze für sein Engagement in Potsdam, so sehr würde ich ihn doch gerne einladen, sich ein differenzierteres Bild unserer Stadt zu machen“, sagte Giffey am Dienstag. 

Plattner hatte in einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ anlässlich seines 80. Geburtstags über Berlin gesagt: „Dass ganze Stadtteile scheinbar übernommen wurden von Arabern, dass dort deren Ethik und Verständnis für Gesetze gelebt wird, ist nicht gut.“ Der Wahl-Potsdamer fahre deswegen nicht mehr nach Berlin. „Die Integration ist schiefgegangen, die Erziehung, die Schulpolitik“, sagte Plattner.

Giffey wiederum mahnte, dass „pauschale Abwertungen“ nie helfen würden – „weder von Menschengruppen noch von ganzen Städten“. Berlin habe Probleme, räumte die SPD-Politikerin ein. „Aber Berlin ist mehr als die Summe seiner Probleme. Es tut allen gut, ein bisschen differenzierter auf die Dinge zu gucken.“

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Plattner wegen AfD-Hochs in Sorge

Plattner sieht in der aus seiner Sicht gescheiterten Integration und dem Umstand, dass darüber niemand spreche, auch den Aufstieg der AfD begründet. „Keiner sagt: Ja, das ist schiefgegangen, jetzt müssen wir es ändern. Weil das auch wieder unpopulär ist. Und dann kommt die AfD, und einige Mitglieder sagen offenbar in einem geheimen Treffen, man müsse Millionen Ausländer wieder zurückführen.“

Der russische Präsident Putin hat etwas Besonderes mit uns vor, wenn er sein Ukraine-Problem gelöst hat.

Hasso Plattner, Software-Unternehmer

Der Aufstieg der AfD bereite ihm große Sorge. Dennoch halte er ein Verbot der Partei für falsch. „Das würde sie nur noch stärker machen, denn es gibt eine starke Gruppe in der Bevölkerung, die dem Gedankengut der AfD sehr nahesteht“, ist Plattner überzeugt. „Das Gefühl, dass wir als Deutsche den anderen überlegen sind, dass es uns am besten geht, wenn man uns nur allein lässt, ist stark vertreten in Deutschland. Der Sprung von 33 zu über 50 Prozent Wähleranteil kann leicht kommen in einer Krise.“ Dann, meint Plattner, würden auch 75 Jahre Demokratie nicht viel helfen, „wie man in den USA sieht“.

Bundeskanzler Olaf Scholz indes spricht der SAP-Mitgründer „nicht so viel Strahlkraft“ zu. „Ich könnte jetzt boshaft sagen: Ist die SPD noch im Parlament? Es ist ein Trauerspiel“, sagt der selbst erklärte SPD-Wähler. Es fehle bei den Regierenden eine klare Linie. „Aber wenn Bundeskanzler Scholz mich jetzt fragen würde, was er denn machen solle, wüsste ich auch keinen Rat.“ Er warnt indes vor einer „ernsten Umwelt- und Klimabedrohung“.

Zwar sei er Pazifist, sagt Plattner über sich selbst, trotzdem müsse Deutschland aufrüsten. „Es muss sich verteidigungsbereit zeigen und die anderen Nato-Länder genauso. Der russische Präsident Putin hat etwas Besonderes mit uns vor, wenn er sein Ukraine-Problem gelöst hat.“

Plattner lebt eigentlich in Potsdam, verbringt die meiste Zeit jedoch in San José im Silicon Valley. Er gilt als Potsdams „Mäzen und Stifter“: 1999 gründete er das Hasso-Plattner-Institut, das IT-Ingenieure ausbildet. Dem wiedererrichteten Stadtschloss spendierte er Fassade und Dach, rettete das ehemalige Ost-Restaurant „Minsk“ vor dem Abriss und stiftete das Museum Barberini. Seit 2017 ist er Ehrenbürger der brandenburgischen Landeshauptstadt. Plattner habe, stellte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) fest, „tiefe und prägende Spuren in unserem Land hinterlassen“.

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