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Der leere Berliner S-Bahnhof Schönhauser Allee.

© IMAGO/snapshot-photography/T.Seeliger

Update

Berliner S-Bahn veröffentlicht Notfahrplan: Lokführer streiken, Bauern planen Autobahn-Blockaden

Drei Tage lang gibt es Minimalprogramm bei der S-Bahn. Nur wenige Regionalzüge fahren, und in Brandenburg wollen Bauern wieder Autobahnen blockieren.

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Der dreitägige Streik der Lokführer legt auch den S-Bahn-Verkehr in Berlin zu großen Teilen lahm. Am Dienstagmittag veröffentlichte das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn seinen Notfahrplan für den von Mittwochfrüh ab 2 Uhr bis Freitagabend um 18 Uhr angesetzten Streik.

Er entspricht weitgehend dem Minimalprogramm, das die S-Bahn bei vorangegangenen Streiks der Gewerkschaft GDL angeboten hatte. Dabei fungieren die wenigen fahrenden Züge der Linien S3, S46, S5 und S9 vor allem als Verbindungen zwischen Umland und dem Einsatzgebiet der nicht vom Streik betroffenen BVG.

Bei einem früheren Streik konnte die S-Bahn außerdem kurzfristig den nördlichen Abschnitt der S1 von und nach Oranienburg bedienen. Die im Plan genannten Linien sollen größtenteils im 20-Minuten-Takt fahren, die S3 und die S5 werden aber ab etwa 21 Uhr bis zur nächtlichen Betriebspause auf 40-Minuten-Takte ausgedünnt. Der Ring, auf dem normalerweise alle fünf Minuten ein Zug kommt, wird bis auf den südöstlichen Abschnitt gar nicht bedient.

Die noch bis Mitte Februar dauernde baubedingte Sperrung des Nord-Süd-Tunnels durch die Berliner City erweist sich jetzt als Vorteil, weil der Ersatzbusverkehr nicht vom Lokführerstreik betroffen ist. Allerdings sind die Busse deutlich länger unterwegs. Einen Ersatzverkehr mit Bussen während der Streiktage will die S-Bahn außerdem auf der S25 zwischen Hennigsdorf und Tegel sowie zwischen Teltow Stadt und Lichterfelde Ost (jeweils alle 20 Minuten) und auf der S2 zwischen Blankenfelde und Priesterweg (alle 10 Minuten) anbieten.

Züge der Odeg sollen fahren – auch der RE1 zwischen Berlin und Potsdam

Im Regionalverkehr dürften die meisten Züge des DB-Konzerns ausfallen, sofern es der Bahn bis Dienstagabend nicht doch noch gelingt, den Streik gerichtlich verbieten zu lassen. Allerdings wird die Odeg nicht bestreikt, die in Berlin und Brandenburg 15 Linien betreibt, darunter den immens wichtigen RE1, der auch zwischen Berlin und Potsdam die S-Bahn ersetzen muss.

Auch die NEB, deren Züge vor allem das östliche Umland mit Berlin verbinden, ist vom Streik nicht betroffen. Beide Unternehmen warnen allerdings vor möglichen Störungen, weil auch ihre Züge auf Gleisen der Deutschen Bahn fahren.

Dass überhaupt Züge fahren können, ist für die Fahrgäste gewissermaßen Glück im Unglück: Als die weitaus größere Eisenbahnergewerkschaft EVG gestreikt hatte, musste der Verkehr komplett eingestellt werden, weil auch die Fahrdienstleiter streikten. Dagegen betrifft der GDL-Streik das Personal in den Stellwerken und Betriebszentralen nur marginal.

Bauern wollen wieder Autobahnauffahrten in Brandenburg blockieren

Die DB will für einzelne Regionallinien einen Ersatzverkehr mit Bussen organisieren und im Fernverkehr ebenfalls ein Minimalprogramm fahren – teilweise mit verlängerten Zügen. Weil das absehbar nicht reichen wird, ist die Zugbindung von Mittwoch bis Freitag aufgehoben; die Tickets gelten also später noch.

Die BVG will an den drei Streiktagen ihr planmäßiges Angebot fahren, aber warnt vorsorglich vor Gedränge in ihren Straßenbahnen, Bussen und U-Bahnen. Beim vergangenen Lokführerstreik im Dezember hatten Fahrgäste auf manchen Linien eine halbe Stunde warten müssen, bis sie mitkamen.

Jetzt heißt es bei der BVG, dass der Krankenstand damals außergewöhnlich hoch gewesen sei. In den letzten Tagen seien nicht mehr so viele Fahrten wegen Personalmangels ausgefallen.

In Apps und Fahrplanauskunft lassen sich einzelne Verkehrsmittel aus- und abwählen

Welche Bahnen tatsächlich fahren, wird üblicherweise einige Stunden im Voraus in die Fahrplanauskünfte und Apps etwa von S-Bahn und VBB eingespeist, die auch kurzfristige Ausfälle und Verspätungen zeigen. Außerdem lassen sich darin einzelne Verkehrsmittel aus- und abwählen, um beispielsweise Routen gezielt ohne S-Bahn zu planen.

Weil manche Bahnfahrgäste aufs Auto umsteigen werden, dürfte es auf den Straßen von Berlin absehbar noch voller werden als sonst. An Autobahnen in Brandenburg – mit Ausnahme des Berliner Rings – wollen Bauern von 9 bis 15 Uhr auch wieder Auffahrten blockieren. Zu den offenbar nicht mit anderen Verbänden abgestimmten Protesten hat nach Auskunft des Brandenburger Landesbauernverbandes „Land schafft Verbindung“ aufgerufen, ein loser Zusammenschluss überwiegend jüngerer Landwirte.

Wer in Berlin das Fahrrad als Alternative zur S-Bahn nutzen will, muss sich warm anziehen: Der Mittwoch wird zwar wieder sonnig, aber bleibt eisig. Erst im Laufe des Donnerstags sowie am Freitag soll das Thermometer wieder bis auf null Grad steigen. Die Nächte bleiben vorerst frostig.

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