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Menschen steigen in Berlin aus dem ICE und gehen die Rolltreppe hoch. Für Donnerstag ist ein bundesweiter Warnstreik bei der Deutschen Bahn angekündigt.

© dpa/Annette Riedl

Update

Warnstreik der GDL in Berlin: S-Bahn fährt nach Notfahrplan – BVG mit „merklich mehr Fahrgästen“

Das Chaos blieb am Morgen aus. Die Bahn sorgte für einen Notfahrplan bei der S-Bahn. Die private Odeg fährt bislang nach Plan. Vor allem U-Bahnen der BVG waren deutlich voller.

| Update:

Es wird noch nicht richtig verhandelt, da ruft die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bereits zum ersten Warnstreik auf. Die GDL hat ihre Mitglieder bei der Deutschen Bahn aufgefordert, die Arbeit von Mittwoch, 22 Uhr, bis Donnerstag, 18 Uhr, niederzulegen.

Anders als bei den Streiks der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) im Frühjahr hat die Deutsche Bahn einen Notfahrplan organisiert, „ein sehr begrenztes Angebot im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr“, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Die Lage auf den Straßen war am Morgen entspannt, wie auf der online-Karte der Verkehrsinformationszentrale zu sehen war. Staus gab es nur nach Unfällen auf der Stadtautobahn.

In Berlin und Brandenburg fahren während des Streiks nur sehr wenige Regionalzüge der Deutschen Bahn, so die Ankündigung. Am Donnerstagmorgen wollte DB Regio dann „je nach Verfügbarkeit von Personal (das nicht streikt) möglicherweise einige Fahrten anbieten können“, hieß es. „Diese Fahrten werden jedoch allenfalls ein sehr geringfügiges Notfahrplan-Angebot darstellen.“ Die private Odeg war am Morgen nicht betroffen, die Züge wichtiger RE-Linien fuhren, ebenso einzelne Fernzüge der DB.

Berliner S-Bahn mit Notfahrplan

Die Berliner S-Bahn fuhr am Donnerstag den am Abend zuvor angekündigten Notfahrplan zur Anbindung der Außenbezirke und Umlandgemeinden an die Berliner Innenstadt: Es gibt derzeit einen 20-Minuten-Takt auf den Linien S46 zwischen Wildau und Schöneberg, auf der S5 zwischen Strausberg Nord und Charlottenburg und der S9 (von Gesundbrunnen über Ostkreuz, Treptower Park bis Flughafen BER T1-2).

Zusätzlich zu diesen angekündigten Linien schaffte es die Bahn, auch auf der S1 zwischen Oranienburg und Gesundbrunnen alle 20 Minuten zu fahren. Nur auf der S3 klappte es nicht. Da in Köpenick eine Weiche kaputtging, können bislang nur Züge zwischen Erkner und Köpenick sowie zwischen Ostbahnhof und Wuhlheide fahren.

Eine Tafel weist am Berliner Hauptbahnhof auf den Warnstreik der GDL hin.
Eine Tafel weist am Berliner Hauptbahnhof auf den Warnstreik der GDL hin.

© Jörn Hasselmann

„Es werden massive Beeinträchtigungen des S-Bahnverkehrs erwartet“, teilte die Berliner S-Bahn am Dienstagabend auf der Plattform X mit. „Nutzen Sie alternative Verkehrsmittel“, riet die S-Bahn. Am Berliner Hauptbahnhof informierten zwei teilweise handbeschriftete Tafeln Fahrgäste am Mittwoch über den Streik.

Aktuelle Informationen über Ausfälle und den Notfahrplan stellt die Bahn online und in der DB-Navigator-App zur Verfügung. 

Bislang fährt die Odeg nach Plan

Die private Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (Odeg) rechnet damit, trotz des Streiks weitestgehend fahren zu können, denn das private Unternehmen wird nicht von der GDL bestreikt. Da die Ostdeutsche Eisenbahn die Infrastruktur der Deutschen Bahn nutze, seien Einschränkungen möglich, hieß es vorab. Doch anders als bei den EVG-Streiks im Frühjahr wurden bislang die Stellwerke nicht bestreikt. Diese gehören zur DB, auch private Unternehmen sind auf sie angewiesen.

Die Odeg betreibt im Auftrag des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) mehrere wichtige Regionalexpress-Linien, darunter den RE1 (Magdeburg-Brandenburg-Berlin-Frankfurt). Bei den EVG-Streiks im Frühjahr hatte auch die Odeg den Betrieb komplett eingestellt, da auch die Stellwerke der DB bestreikt wurden.

Es gebe Signale, dass die Odeg fahren könne, sagte eine Sprecherin bereits am Mittwoch. Sicher ist das aber nicht: Die GDL ruft „Lokomotivführer, Zugbegleiter, Werkstattmitarbeiter und Disponenten in allen Unternehmen und zusätzlich Fahrdienstleiter und weitere Berufsgruppen bei DB Netz zum Streik auf“, wie es auf der Internetseite der Gewerkschaft heißt.

Der Optimismus der Odeg begründet sich damit, dass nur relativ wenig Bahn-Stellwerksmitarbeiter in der GDL organisiert sind. Wenn gefahren wird, werde es vor allem in den Zügen des RE1 sehr voll werden, warnte die Sprecherin. Denn die S-Bahn zwischen Potsdam und Berlin wird vermutlich komplett ausfallen, sehr viele Menschen also zusätzlich in die gelb-grün-weißen Züge steigen.

Ausfälle und erhöhte Auslastung erwartet

Auf 15 Linien des privaten Anbieters sind laut Mitteilung Ausfälle möglich. Zudem sei eine erhöhte Auslastung zu erwarten.

Betroffen sind demnach Regionalzüge auf Strecken zwischen Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt: der RE1 (Magdeburg – Cottbus), RE8 Nord (Wismar – Flughafen BER), RE8 Süd (Berlin – Baruth (Mark)/Elsterwerda/Finsterwalde (Niederlausitz), RE9 (Rostock – Binz/Sassnitz), RE10 (Rostock – Züssow), RB13 (Rehna – Parchim), RB14 (Hagenow Stadt – Parchim), RB15 (Plau am See – Waren (Müritz)), RB33 (Potsdam – Jüterborg), RB37 (Berlin-Wannsee – Beelitz Stadt), RB46 (Cottbus – Forst (Lausitz)), RB51 (Brandenburg – Rathenow), RB64 (Hoyerswerda – Görlitz) und RB65 (Cottbus – Zittau).

Alle Linien würden bedient, Fahrgäste sollten sich aber rechtzeitig über Störungen informieren, hieß es.

Die BVG ist nicht vom Streik betroffen

Im Frühjahr hatte es auch beim mit 50 Stunden längsten Streik der EVG kein Chaos gegeben, obwohl nichts auf Schienen fuhr. Es hatte nur wenig mehr Verkehr auf den Straßen gegeben und nur vereinzelt Überfüllungen bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG). Zuvor hatte es zwei kürzere Streiks im März und April. Die beiden Bahngewerkschaften GDL und EVG konkurrieren scharf um Mitglieder, das gilt als Grund für die Härte und Kompromisslosigkeit bei den Streiks.

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Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind nicht vom Streik betroffen. „Fahrgäste sollten sich trotzdem auf vollere Fahrzeuge und längere Wartezeiten einstellen“, teilte die BVG mit.

Da das Unternehmen weder bei Zügen noch beim Personal Reserven hat, kann das Angebot nicht erweitert werden. Die BVG „dankt schon jetzt allen Fahrgästen für ihre Geduld und Rücksichtnahme“. Bei den Streiks im Frühjahr war vor allem die Linie U5 überfüllt, die weitgehend parallel zur S-Bahn fährt. Bei der BVG gilt ein eigener Tarifvertrag, der aktuell nicht verhandelt wird.

BVG mit „merklich mehr Fahrgästen“ durch GDL-Warnstreik

Die BVG haben angesichts des Warnstreiks bei der Bahn im Berufsverkehr am Morgen „merklich mehr“ Fahrgäste in ihren Fahrzeugen verzeichnet. „In der Regel reichten die Fahrzeugkapazitäten aus. Vereinzelt mussten Fahrgäste aber auf die nächste Fahrt warten“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

Durch das erhöhte Fahrgastaufkommen und den zusätzlichen Verkehr auf den Straßen sei es bei den Bus- und Straßenbahnfahrten zeitweise zu Verspätungen von bis zu 20 Minuten gekommen, bei der U-Bahn durch große Fahrgastnachfrage bis zu 10 Minuten. „Nach dem Berufsverkehr normalisierten sich die Pünktlichkeitswerte merklich“, hieß es.

Die Busse, U-Bahnen, Straßenbahnen und Fähren in Berlin sind nicht vom Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL betroffen, anders als die Berliner S-Bahn, die von der Deutschen Bahn betrieben wird. Entsprechend fiel dort die Mehrzahl der Verbindungen aus.

Der Warnstreik sollte noch bis 18.00 Uhr am Donnerstagabend andauern. Im Regionalverkehr fielen in Berlin und Brandenburg am Donnerstagmorgen durch den Arbeitskampf fast alle Züge aus.

Die Fronten sind schon kurz nach dem Start der Tarifgespräche verhärtet. Die GDL wirft der Bahn vor, nicht über die Kernforderungen der GDL sprechen zu wollen, das sind Arbeitszeitverkürzungen für Schichtarbeiter. Das private Unternehmen Transdev wurde von der GDL bereits bestreikt, zwölf Stunden lang Ende Oktober – laut GDL „mit annähernd hundertprozentiger Beteiligung der Mitglieder“. Transdev ist nicht in der Region Berlin-Brandenburg aktiv, betreibt aber zum Beispiel die S-Bahn Hannover. (mit dpa)

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