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Al-Kaida-Chef Osama bin Laden spricht während einer Pressekonferenz (Archiv-Foto).

© dpa/Mazhar Ali Khan

Update

TikTok geht gegen Hype um Bin Laden vor: Warum die Generation Z plötzlich Al-Qaida feiert

Auf der Videoplattform verbreitet sich seit Mittwoch das islamistische Pamphlet des Terroristen. Vor allem junge Menschen bezeichnen es als „augenöffnend“. Über einen gefährlichen Trend.

| Update:

Die chinesische Videoplattform TikTok gilt Beobachtern schon lange als Hort von gefährlichen Verschwörungserzählungen und Falschnachrichten. Ein neuer Trend dürfte diese Ansicht nun bestätigen.

Vor allem amerikanische Nutzer des Netzwerks posten seit Mittwoch Videos, in denen sie sich positiv auf den ehemaligen Al-Qaida-Boss Osama Bin Laden und dessen islamistisches Pamphlet „Letter to America“ beziehen. Bin Laden war Anführer der Gruppe Al-Qaida und plante die Terroranschläge vom 11. September 2001. Er wurde 2011 von einer US-Spezialeinheit getötet.

Hintergrund der aktuellen Verbreitung 20 Jahre nach Erstveröffentlichung dürfte insbesondere auf die Eskalation in Nahost zurückzuführen sein, bei der vor allem die pro-palästinensische Seite Medien in der westlichen Welt immer wieder vorwirft, nicht wahrheitsgemäß zu berichten.

Die britische Zeitung „Guardian“ hatte Bin Ladens vollständigen „Letter to America“ bereits 2002 auf ihrer Website veröffentlicht, um ihn Lesern zugänglich zu machen. Jahrzehntelang fand der antisemitische, amerikafeindliche und islamistische Brief dort wenig Beachtung - bis zu dieser Woche, in der sich Inhalte des Manifests plötzlich auf TikTok verbreiteten.

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Der „Guardian“ reagierte schnell und löschte daraufhin die entsprechende Website mit der Begründung, dass sich einzelne Passagen ohne Kontext auf Social-Media-Plattformen verbreiten würden.

Doch ausgerechnet die Entfernung des Bin Laden-Briefs sorgte für weitere Aufmerksamkeit unter vielen jungen TikTok-Nutzern, die sich in ihrer Ansicht bestätigt sahen, dass „die Medien“ versuchen, bestimmte Meinungen zu unterdrücken.

Die Folge: Der Inhalt des terroristischen Manifests verbreitete sich trotz „Guardian“-Löschung rasant in den Weiten der chinesischen Videoplattform. Nutzer beschrieben in Clips, die teilweise über eine Million Aufrufe erhielten, dass der Brief ihnen die „Augen geöffnet hätte“ und sie jetzt anders auf das Weltgeschehen blicken würden. Unter den begeisterten Kommentatoren der Videos finden sich auffallend viele junge Menschen der sogenannten „Generation Z“.

Bei denjenigen, die auf der Videoplattform über ihre Leseerfahrung berichten, handelt es sich außerdem offenbar vor allem um Personen, die nach den Inhalten ihrer Social-Media-Konten eher einem linken Milieu zuzuordnen sind.

Inzwischen geht TikTok nach eigenen Angaben gegen Videos zu einem Pamphlet vor Videos dazu würden „proaktiv und offensiv“ gelöscht, teilte TikTok mit. Zudem werde untersucht, wie die Videos auf die Plattform gelangen konnten. Inhalte, die das Schreiben bewerben, verstießen „eindeutig gegen unsere Regeln zur Unterstützung jeglicher Form von Terrorismus“, hieß es.

Dass der Trend, einen islamistischen Terroristen zu zitieren, ausgerechnet jetzt aufkommt, dürfte kein Zufall sein. So finden sich in Bin Ladens Brief zahlreiche Absätze, die sich auf die Situation in Palästina und Israel beziehen und gleichzeitig als zutiefst antisemitisch zu verstehen sind. So schreibt der Terrorist unter anderem, dass „die Juden“ Politik, Medien und Wirtschaft kontrollierten.

Darüber hinaus fordert Bin Laden in seinen Ausführungen einen eigenen Palästinenserstaat und gleichzeitig die Auslöschung des israelischen Staates. In den Kommentaren vieler TikTok-Nutzer werden vor allem diese Zeilen aus dem Manifest zitiert, gelobt und schließlich weiterverbreitet.

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