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Die Schifa-Klinik am 11. November aus der Luft.

© REUTERS/MAXAR TECHNOLOGIES

Update

Armee findet angeblich Waffen: Israelische Truppen stürmen Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza

Das Militär vermutet in der Klinik die Kommandozentrale der Islamisten. Bei dem Einsatz bringt es offenbar auch Brutkästen mit. Derweil macht die Hamas die USA für die Razzia mitverantwortlich.

Das israelische Militär hat eigenen Angaben zufolge zu Beginn der Erstürmung des Al-Schifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt mehrere Kämpfer der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe Hamas getötet. „Bevor unsere Soldaten in das Krankenhaus vorgedrungen sind, waren sie mit Sprengstoffsätzen und Gruppen von Terroristen konfrontiert.

Es folgten Kämpfe, bei denen Terroristen getötet wurden“, teilt das Militär mit. Im israelischen Armeeradio war von fünf Toten die Rede.

Zudem seien in dem Klinikgebäude Waffen gefunden worden. Es gab aber wohl zunächst keine Hinweise darauf, dass in der Klinik in der Stadt Gaza auch Geiseln festgehalten werden, wie israelische Medien am Mittwoch unter Berufung auf die Armee meldeten.

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Die israelischen Streitkräfte drangen in einen Teil des Krankenhauses ein. Auf der Grundlage nachrichtendienstlicher Informationen führten Soldaten „eine präzise und gezielte Operation gegen die Hamas in einem bestimmten Bereich des Schifa-Krankenhauses durch“, teilte die Armee am frühen Mittwochmorgen auf Telegram mit. „Wir fordern alle im Krankenhaus anwesenden Hamas-Terroristen auf, sich zu ergeben.“

Israels Streitkräfte hofften laut israelischen Medienberichten, in dem Klinikkomplex Informationen über den Verbleib der am 7. Oktober bei der Hamas-Terrorattacke aus Israel verschleppten Geiseln zu finden.

Bei dem Einmarsch in das größte Krankenhaus im Gazastreifen sei es nicht zu Spannungen zwischen den Truppen und Patienten oder Personal gekommen, hieß es weiter. 

Medienberichten zufolge hatten die Streitkräfte die Behörden im Gazastreifen vor dem Einsatz gewarnt. Das Militär habe einen palästinensischen Gesundheitsbeamten kontaktiert und über den bevorstehenden Angriff informiert, sagte ein Sprecher des von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums am Mittwoch dem Fernsehsender Al Dschasira.

Zu den Einsatzkräften bei der Militäroperation im Schifa-Krankenhaus gehörten nach Armee-Angaben auch medizinische Teams und Arabisch sprechende Personen. Sie hätten eine spezielle Ausbildung durchlaufen und sollten sicherstellen, dass Zivilisten, die von der Hamas als menschliche Schutzschilde benutzt werden, kein Schaden zugefügt werde, hieß es in der Mitteilung der Streitkräfte weiter.

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Am Mittwochmorgen teilte die israelische Armee zudem mit, sie habe medizinische Güter, Beatmungsgeräte und Babynahrung in das Krankenhaus geliefert. Auf X veröffentlichte sie entsprechende Bilder, die die Güter zeigen sollen. Den Angaben zufolge dauert der Militäreinsatz in der Klinik aber noch an.

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Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza handelt es sich bei dem erstürmten Gebäudeteil um den westlichen Flügel des medizinischen Komplexes.

„Die Besatzungsarmee ist jetzt im Keller und durchsucht ihn. Sie sind im Inneren des Komplexes, schießen und werfen Sprengsätze“, sagte der Sprecher der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza, Aschraf al-Kidra. Der Generaldirektor der Gesundheitsbehörde, Dr. Munir al-Bursch, sprach von „großen Explosionen“.

Offenbar mehrere Explosionen

Die Armee habe zuerst die Chirurgie und die Notaufnahme gestürmt, sagte Mohammed Zakout, Leiter der Krankenhäuser im Gazastreifen, dem arabischen Fernsehsender Al Dschasira.

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Die BBC zitierte einen Augenzeugen in der Klinik, der von sechs Panzern und mehr als hundert Soldaten auf dem Krankenhausgelände berichtete. Einige seine maskiert gewesen und hätten auf Arabisch gerufen: „Nicht bewegen, nicht bewegen!“ Auch seien Rauchbomben zum Einsatz gekommen.

Ein Klinikarzt, Ahmed Muchallalati, berichtete der „Washington Post“ von stundenlangen Schusswechseln und Explosionen rund um das Krankenhaus. Er habe israelische Panzer in Nähe des Gebäudekomplexes gesehen. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben am Morgen nicht.

Die Schifa-Klinik ist ein weitläufiger Komplex von Gebäuden und Höfen, nur wenige Hundert Meter vom Fischereihafen von Gaza-Stadt entfernt. Die Gebäude auf der Westseite des Komplexes beherbergen die Abteilungen für Innere Medizin und Dialyse.

Hamas kritisiert USA für „grünes Licht“

Israel vermutet unter dem Krankenhauskomplex eine Kommandozentrale der Hamas. Der Sprecher der israelischen Armee, Oberstleutnant Peter Lerner, sagte am Mittwochmorgen dem Sender CNN, das Krankenhaus und der Komplex seien für die Hamas „ein zentraler Knotenpunkt ihrer Operationen, vielleicht sogar das schlagende Herz und vielleicht sogar ihre Schaltzentrale“.

Die Hamas bestreitet die Vorwürfe und zeichnet neben Israel auch US-Präsident Joe Biden für den israelischen Militäreinsatz verantwortlich. Die Erklärung der US-Geheimdienste vom Dienstag, wonach die USA Israels Schlussfolgerung unterstützten, dass Militante von dem Komplex aus operierten, habe „grünes Licht für die Besatzung, weitere Massaker an Zivilisten zu verüben“, gegeben, so die Hamas.

Derweil mahnen die USA zu äußerster Vorsicht bei dem israelischen Militäreinsatz. „Wir unterstützen keinen Luftangriff auf ein Krankenhaus und wir wollen keinen Schusswechsel in einem Krankenhaus, bei dem unschuldige Menschen, hilflose Menschen, kranke Menschen, die versuchen, die medizinische Versorgung zu bekommen, die ihnen zusteht, ins Kreuzfeuer geraten“, sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, der nicht namentlich genannt werden möchte. „Krankenhäuser und Patienten müssen geschützt werden.“

Frankreich hat sich angesichts der Erstürmung des Al-Schifa-Krankenhauses im Gazastreifen durch die israelische Armee „sehr besorgt“ gezeigt. Für Israel bestehe die „absolute Notwendigkeit, internationales humanitäres Recht zu achten“, betonte das Außenministerium am Mittwoch in Paris. Die norwegische Regierung hat die Kämpfe direkt an und in Krankenhäusern im Gazastreifen scharf kritisiert. Insbesondere die Erstürmung der Al-Schifa-Klinik in der Stadt Gaza durch israelische Soldaten „geht zu weit und kann nicht einfach hingenommen werden“, erklärte Außenminister Espen Barth Eide

Razzia in voll besetzter Klinik

Zuvor hatte Israels Militärsprecher Daniel Hagari bereits angekündigt, dass die Streitkräfte auch gegen die mutmaßliche Infrastruktur der Hamas in Krankenhäusern im Gazastreifen vorgehen werden.

„Die fortgesetzte militärische Nutzung des Schifa-Krankenhauses durch die Hamas führt dazu, dass es seinen besonderen völkerrechtlichen Schutz verliert“, sagte Hagari. „Wir sind gezwungen, vorsichtig und präzise gegen die militärische Infrastruktur der Hamas in den Krankenhäusern vorzugehen.“

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO befanden sich mit Stand Montag mehr als 2000 Menschen in der Schifa-Klinik, darunter vermutlich mehr als 600 Patienten und rund 1500 Vertriebene.

Die Angaben beruhen auf Schätzungen des dortigen Gesundheitsministeriums, das von der Hamas kontrolliert wird. Augenzeugen bestätigten die Zahlen. (dpa, AFP, Reuters)

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