zum Hauptinhalt
Greta Thunberg bei einem Klimaprotest in London.

© Imago/Zuma Wire/Thomas Krych

Update

„Wir verurteilen Antisemitismus in allen Formen“: Greta Thunberg reagiert auf Kritik an Pro-Palästina-Beiträgen

Die Klimaaktivistin unterstützt eine Gruppe, die israelfeindliche Inhalte verbreitet. Abgeordnete der Grünen distanzierten sich von der Schwedin. Nun rudert sie etwas zurück.

Dass die Klimaaktivistin Greta Thunberg in den Schlagzeilen ist, kommt häufiger vor. Erst am Donnerstag war sie nach ihrer vorübergehenden Festnahme wegen einer Demonstration in London erneut für einen Protest auf die Straße gegangen. Jetzt aber erfährt die junge Schwedin nach Beiträgen in den sozialen Medien scharfen Widerspruch.

Thunberg teilte auf der Nachrichtenplattform X (vormals Twitter) sowie in ihrer Instagram-Story mit ihren rund 15 Millionen Followern einen Beitrag. Darin wird zu einem globalen Streik am Freitag aufgerufen – um ein Zeichen zu setzen „gegen den Genozid in Gaza und den repressiven Terror vieler westlicher Staaten gegen alle, die sich solidarisch mit Palästina zeigen und danach handeln“.

Die Organisation „palestinespeaks“ („Palästina Spricht“) hatte den Beitrag, den Thunberg teilte, vor vier Tagen auf Instagram gepostet. Die Gruppe bezeichnetet sich selbst als eine „politische, feministische, demokratische, antirassistische Bewegung in Deutschland für palästinensische Rechte“. Sie äußerte sich unter anderem kritisch zu verbotenen propalästinensischen Demonstrationen in Berlin.

Die Organisation „palestinespeaks“ ist umstritten

Auf ihrem Account postete die Gruppe israelfeindliche Inhalte, wie etwa den Aufruf „Free palestine from the river to the sea“ (zu Deutsch: „Ein freies Palästina vom Fluss bis zum Meer“). Dies gilt als ein Code, der für die Forderung nach der Auslöschung des Staats Israel steht.

Dieser Screenshot vom Instragram-Account der Gruppe „palestinespeaks“ („Palästina Spricht“) wurde am Tag des Angriffs der Hamas auf Israel gepostet.
Dieser Screenshot vom Instragram-Account der Gruppe „palestinespeaks“ („Palästina Spricht“) wurde am Tag des Angriffs der Hamas auf Israel gepostet.

© Tsp/Screenshot Instagram

Am 7. Oktober, dem Tag des massiven Terrorangriffs, schrieb die Gruppe auf Instagram: „Wir sind überwältigt. Heute ist ein revolutionärer Tag, auf den wir stolz sein können.“

Mehr als 1400 Menschen sind in Israel den Hamas-Angriffen zum Opfer gefallen und mehr als 200 Menschen von ihr in den Gazastreifen entführt worden. Darunter sollen israelischen Medienberichten zufolge auch knapp 30 Kinder und Jugendliche sein. 100 bis 200 Menschen würden vermisst.

Seither greift Israels Luftwaffe Ziele im Gazastreifen an. Dabei starben seit dem 7. Oktober nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen 3785 Menschen.

Thunberg teilte zudem am Freitag ein Foto von sich mit drei weiteren Aktivisten auf dem Netzwerk X und schrieb dazu: „Heute streiken wir in Solidarität mit Palästina und Gaza. Die Welt muss ihre Stimme erheben und einen sofortigen Waffenstillstand, Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser und alle betroffenen Zivilisten fordern.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Thunberg löscht Post und verurteilt Antisemitismus

Auf dem Bild war auch ein Krake-Stofftier zu sehen, das sich eine von Thunbergs Mitstreiterinnen auf den Oberschenkel gesetzt hatte. In den sozialen Medien war daraufhin spekuliert worden, dass dies ein antisemitischer Code sein könnte. Denn der Krake wurde laut der Amadeu Antonio Stiftung etwa in der nationalsozialistischen Propagandazeitung „Der Stürmer“ als Metapher für den Mythos vom allmächtigen Weltjudentum verwendet.

Thunberg war dies nach eigenen Angaben nicht bewusst. Am Freitagnachmittag setzte sie noch einmal einen Post auf X ab und bemühte sich um eine Klarstellung. „Ich habe erfahren, dass das in meinem früheren Beitrag gezeigte Stofftier als Symbol für Antisemitismus interpretiert werden kann, was mir nicht bewusst war. Das Spielzeug auf dem Bild ist ein Hilfsmittel, das häufig von Autisten verwendet wird, um Gefühle auszudrücken“, schrieb sie.

Und weiter: „Wir sind natürlich gegen jede Art von Diskriminierung und verurteilen Antisemitismus in allen Formen und Ausprägungen. Dies ist nicht verhandelbar. Aus diesem Grund habe ich den letzten Beitrag gelöscht.“ Das Foto teilte sie schließlich noch einmal neu - ohne das Plüschtier darauf.

Zuvor war sie bereits scharf kritisiert worden. Autor und Blogger Sascha Lobo schrieb auf X. „Es ist traurig und schlimm, dass sich Greta Thunberg immer mehr als Antisemitin entpuppt.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

2021 hatte die von Thunberg initiierte „Fridays For Future“ (FFF) ein antisemitisches Posting geteilt – der deutsche Ableger distanzierte sich damals. 

Scharfe Kritik an Thunberg kam unter anderem auch von den Grünen. Der Ulmer Bundestagsabgeordnete Marcel Emmerich, Obmann der Partei im Innenausschuss des Bundestages, sagte der „Welt“: „Solche Solidaritätsaufrufe sind in Wirklichkeit Solidarität mit dem schrecklichen Terror der Hamas.“ Er sei sich sicher, dass „Fridays For Future Deutschland hier, wie schon in der Vergangenheit, klar Stellung beziehen und Haltung zeigen“ werde.

Teile der Klimabewegung befänden sich auf „gefährlichen antisemitischen und antiisraelischen Irrwegen“. Es bestehe dringender Aufklärungsbedarf darüber, wer Täter und wer Opfer ist. „Sowas schadet massiv dem Anliegen für mehr Klimagerechtigkeit“, so Emmerich.

„Gerade in dieser Zeit ist es unabdingbar, solidarisch an der Seite Israels zu stehen.“ Die Sicherheit Israels sei „nicht verhandelbar“ und der „Terror der Hamas auf das Schärfste zu verurteilen“.

Auch die Landshuter Bundestagsabgeordnete Marlene Schönberger kritisierte Thunberg deutlich: „Fridays For Future International bleibt bei seiner antisemitischen Linie.“ Es sei enttäuschend, wie einseitig „die globale Jugendbewegung auf die Situation in Israel und Gaza schaut“ und „wie sehr man es an Mitmenschlichkeit und Empathie vermissen“ lasse.

Thunberg habe im Kampf um den Klimaschutz viel erreicht. Mit ihrer aktuellen Positionierung beweise sie allerdings, dass das „Mitgefühl für Betroffene der Klimakrise“ offenbar nicht mit „Mitgefühl von barbarischen Vernichtungsaktionen“ betroffene Juden gelte: „Das ist beschämend.“

Auch Schönberger drückte ihre Hoffnung einer deutlichen Distanzierung durch „Fridays For Future“ Deutschland aus. Der deutsche Ableger sei bisher ein „weitestgehend gutes Beispiel dafür, wie der Kampf gegen Klimakrise und Antisemitismus vereint werden“ könne. (lem)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false