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Ein Söldner der Wagner-Gruppe am 10. April 2023 vor einem beschädigten Gebäude in der ukrainischen Stadt Bachmut.

© IMAGO/ITAR-TASS

Womöglich durch Blitzerfoto entlarvt: Hat der Sohn des Putin-Sprechers über seinen Kriegseinsatz gelogen?

Nikolai Peskow prahlte öffentlich damit, für die Söldnergruppe von Jewgeni Prigoschin in der Ukraine gekämpft zu haben. Inzwischen wird angezweifelt, ob er wirklich dort war.

Russland hat viele junge Männer aus armen Provinzen in den Ukrainekrieg geschickt. Außerdem kämpfen die Söldner der Wagner-Gruppe an der Seite der russischen Armee. Doch nur von wenigen Angehörigen hochrangiger russischer Regierungsvertreter ist bekannt, dass sie im Ukrainekrieg gekämpft haben.

Zu ihnen gehört angeblich auch Nikolai Peskow. Er ist der Sohn von Dmitri Peskow, der als Kreml-Sprecher die Propaganda von Wladimir Putin verbreitet. Nikolai Peskow habe als Mitglied der Söldnertruppe Wagner in der Ukraine gekämpft, etwas weniger als ein halbes Jahr lang als Artillerist unter falschem Namen, behauptete er in einem Interview mit der kremltreuen Zeitung „Komsomolskaja Prawda“. Oder war er stattdessen in Moskau und wurde dort geblitzt?

Nikolai Peskow in Moskau statt in der Ukraine?

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet über einen anonym geführten Telegram-Kanal, den Wagner-Chef Prigoschin einem stellvertretenden Verteidigungsminister zugeordnet habe. Auf diesem Kanal sei gemeldet worden, dass Nikolai Peskow im Juli und im November 2022 am Steuer seines Teslas durch Moskau gefahren sei – allerdings offenbar zu schnell, sodass ein Blitzer die Überschreitung der Geschwindigkeit aufgenommen habe.

Die Raserei in Moskau wird nun von manchen als Indiz dafür genommen, dass Nikolai Peskow nicht in der Ukraine gewesen sein könne und daher über seinen Kriegseinsatz gelogen habe.

Nikolai Peskow habe nämlich eigenen Angaben zufolge „nach Neujahr“ eine Tapferkeitsmedaille für seinen Dienst erhalten, wie die „FAZ“ schreibt – und wenn er zuvor ein knappes halbes Jahr lang im Krieg gewesen sein will, hätte er nicht im November in Moskau geblitzt werden können.

Andererseits habe auch Vater Peskow schon den schwarzen Tesla benutzt, der auf den Blitzerfotos zu sehen sein soll, wie die „FAZ“ unter Berufung auf einen „seriösen Telegram-Kanal“ zu bedenken gibt.

Weitere Gründe für Zweifel an Peskows Kriegseinsatz 

Es gibt aber weitere Gründe, am angeblichen Kriegseinsatz des 33-jährigen Nikolai Peskow zu zweifeln. Das kremlkritische Nachrichtenportal „Nexta“ mit Sitz in Warschau berichtet auf Twitter über Sergei Markov, einen Politikwissenschaftler und ehemaligen Berater von Putin. Markov habe in seinem Telegram-Kanal zu bestätigen versucht, dass Nikolai Peskow tatsächlich im Ukrainekrieg gekämpft habe. Zu diesem Zweck habe Markov ein Foto geteilt, das angeblich Nikolai Peskow zeigt, wie dieser vor dem Militäreinsatz seinen Eid ablegt – wobei auf dem Bild eben nicht Nikolai Peskow zu sehen sein soll.

„Nexta“ schreibt, dass auf dem Foto stattdessen „der militärische Eid des Sohnes des ehemaligen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko zu sehen“ sei. Tatsächlich könnte das Petro Poroschenko auf dem Bild sein (links neben dem Soldaten, der besagte Mann trägt ein helles Sakko und eine gestreifte Krawatte). Die Echtheit der Bilder konnte nicht geklärt werden.

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Hinzu kommt ein Vorfall mit Nikolai Peskow und einem Mitarbeiter des inhaftierten Oppositionspolitikers Alexej Nawalny. Der Mitarbeiter rief 2022 bei einem Mann an, von dem angenommen wird, dass es sich um Peskow junior handelte, und gab sich dabei als russischer Militäroffizier aus.

Er forderte Nikolai Peskow auf, sich am nächsten Morgen bei einem Einberufungsbüro zu melden. Peskow junior aber antwortete, dass er nirgendwo hingehen und die Situation auf einer anderen Ebene lösen werde, wie aus einer im Internet veröffentlichten Aufzeichnung des Anrufs hervorgeht. Das klingt sehr nach einem Menschen, der kein Interesse hat, im Ukrainekrieg zu kämpfen. (mit Reuters)

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