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Frankreichs Präsident Macron hat seinen Staatsbesuch in Deutschland abgesagt.

© AFP/KENZO TRIBOUILLARD

Allensbach-Umfrage : Deutsche und Franzosen zeigen immer weniger Interesse füreinander

63 Prozent der Franzosen interessieren sich kaum oder gar nicht für das Geschehen in Deutschland. Laut einer Umfrage hält aber eine Mehrheit in beiden Ländern die enge Zusammenarbeit weiter für wichtig.

Deutsche und Franzosen zeigen ein geringeres Interesse für das jeweilige Nachbarland, als dies noch vor fünf Jahren der Fall war. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Deutsch-Französischen Instituts. In Frankreich gaben 63 Prozent der Befragten an, sich kaum oder gar nicht für das politische und wirtschaftliche Geschehen in Deutschland zu interessieren. In Deutschland ist das Frankreich-Interesse im Gegenzug etwas ausgeprägter.

Das Institut im baden-württembergischen Ludwigsburg, das in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert, hätte zu den ersten Stationen im Rahmen des inzwischen abgesagten Staatsbesuchs des französischen Präsidenten Emmanuel Macron gehören sollen.

Laut dem Ergebnis der Umfrage, an der rund 1000 Personen in Deutschland, Frankreich und Italien teilnahmen, ist vor allem in Frankreich das Interesse an den deutschen Nachbarn zurückgegangen. 2018 interessierten sich immerhin noch zehn Prozent der französischen Bevölkerung ausgeprägt für das Geschehen in Deutschland, weitere 42 Prozent zumindest begrenzt. Heute bekunden nur vier Prozent ausgeprägtes, weitere 32 Prozent begrenztes Interesse.

In Deutschland blickt die Bevölkerung zwar etwas intensiver nach Frankreich. Doch auch hierzulande ist das Interesse rückläufig. Vor fünf Jahren bekundeten noch 16 Prozent ein ausgeprägtes Interesse am Geschehen im Nachbarland, weitere 46 Prozent äußerten ein begrenztes Interesse. Gegenwärtig interessieren sich in Deutschland laut der Umfrage neun Prozent ausgeprägt für die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Frankreich, weitere 45 Prozent begrenzt.

Gleichzeitig hält eine Mehrheit in beiden Ländern eine enge Zusammenarbeit mit dem Nachbarland auch in Zukunft für wichtig oder sogar für sehr wichtig. Entsprechend äußerten sich 76 Prozent der befragten Deutschen und 63 Prozent der Franzosen.

„Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, europäische Erfahrungen in der Breite und möglichst niederschwellig zu ermöglichen“, sagte Frank Baasner, Direktor des Deutsch-Französischen Instituts. „Nur wo ein Bezug geschaffen wird, entstehen auch Interesse und Engagement“.

Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, europäische Erfahrungen in der Breite und möglichst niederschwellig zu ermöglichen.

Frank Baasner, Direktor des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg

Die Leiterin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Renate Köcher, betonte: „Es ist die Frage, wie eine stärkere europäische Integration gelingen soll, wenn sich schon die wichtigsten Mitgliedsländer nur sehr begrenzt füreinander interessieren, für das politische und wirtschaftliche Geschehen und die unterschiedlichen Prägungen und historischen Erfahrungen.“

Köcher empfahl allerdings auch, den Befund nicht überzuinterpretieren, weil Indikatoren für Zusammenhalt „wie Übereinstimmung in wesentlichen Fragen, Hilfsbereitschaft und Solidarität, Empathie oder Respekt anderer Meinungen und Lebensentwürfe mehr der persönlichen Erfahrungswelt entlehnt sind als der Makroperspektive im Blick auf die gesamte Gesellschaft“.

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