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Friedrich Merz berichtete bewegt von seinem Besuch eines jüdischen Gymnasiums am Vortag.

© dpa/Moritz Frankenberg

Deutschlandtag der Jungen Union: Die Angst deutscher Juden bringt Merz den Tränen nahe

Der „Deutschlandtag“ der Jungen Union demonstriert Solidarität mit Israel. Der Nachwuchs von CDU und CSU feiert Botschafter Ron Prosor mit Israel-Fahnen, Applaus und zustimmenden Worten.

So hat man Friedrich Merz noch nicht erlebt. Dem CDU-Vorsitzenden gebricht die Stimme an diesem Samstagmorgen. Traurig, bewegt, emotionalisiert zeigt sich Merz. Die Angst von Juden in Deutschland nach dem Hamas-Terror in Israel bringt ihn den Tränen nahe. Er berichtet von seinem Besuch im Jüdischen Gymnasium Moses Mendelssohn in Berlin-Mitte am Tag vor dem Deutschlandtag der Jungen Union (JU) in Braunschweig.

„Tief bewegt“ habe ihn der Besuch bei den Oberstufenschülern. Was in ihnen vorgehe, habe er die Schüler gefragt. Angst – so habe er immer wieder gehört. Angst in der U-Bahn. Angst im Taxi. Angst beim Einkaufen. Angst in der Schule.

Bei diesen Worte stockt Merz die Stimme

Dann spricht Merz die Delegierten der Nachwuchsorganisation der CCD/CSU direkt an: „Liebe Freunde, ich habe eine herzliche Bitte. Überall wo ihr lebt, wo ihr Zuhause seid: Geht auf solche Schulen zu, geht auf diese jüdischen Gemeinden zu: Sprecht mit den jungen Menschen und sagt ihnen, dass wir alles tun, damit sie in diesem Land leben können – ohne Angst.“ Bei diesen Worten stockt Merz die Stimme, fast etwas verlegen greift er zum Glas Wasser.

Dieser Deutschlandtag, der am Freitag begann und an diesem Sonntag endet, ist anders als üblich. Streng abgesichert ist die Volkswagenhalle. Spontan hat die Junge Union Ron Prosor, den israelischen Botschafter in Deutschland, als Redner eingeladen.

„Israel kann sich auf die JU zu 100 Prozent verlassen“

Mit minutenlangem Beifall begrüßen die Delegierten Prosor, schwenken israelische Fahnen. Auf der riesigen Leinwand an der Stirnseite des Saales flimmert die Fahne Israels. Am Rednerpult ist der Davidstern zu sehen. „Danke, dass Sie bei der JU Deutschlands sind“, sagt JU-Chef Johannes Winkel: „Israel kann sich auf die Union und die JU zu 100 Prozent verlassen.“

„Der 7. Oktober war der dunkelste Tag des Staates Israel seit der Gründung des Staates Israel“, sagt Prosor. Die Attacke der Hamas sei nicht nur ein Anschlag auf Israel, sondern auf Freiheit und Demokratie auch anderswo. Nötig sei nun ein „Kampf der Zivilisationen gegen die Barbaren, ein Kampf von Gut gegen Böse.“

Prosor beklagt „Gewalt, Hass und Terror auf Straßen Deutschlands“

Prosor erinnert an Angela Merkels Wort aus der Knesset-Rede von 2008, nach der Israels Sicherheit deutsche Staatsräson sei. „Es liegt an Euch jungen Deutschen und Europäern, diese Verantwortung in die Tat umzusetzen.“ Prosor beklagt „Gewalt, Hass und Terror auf Straßen Deutschlands“. Die vermeintlich pro-palästinensischen Demonstrationen seien in Wahrheit anti-israelische Proteste.

Es werde ein „langer Krieg, für den einzig die Hamas verantwortlich ist“, sagt Prosor: „Die Hamas hat den Krieg gewollt und ihn uns aufgezwungen.“ Beifall im Saal. „Die (palästinensische) Bevölkerung muss von der Hamas befreit werden.“ Beifall. Israel werde nach diesem 7. Oktober 2023 nie wieder das Land sein, das es zuvor gewesen sei.

Israels Botschafter kritisiert Medien

Entsetzt schildert Prosor, wie Palästinenser, die in israelischen Kibbuzim gearbeitet hätten, Lagepläne dieser Orte, Straßen und Häuser für die Hamas angefertigt hätten. Eine völlige Trennung zwischen Hamas-Führung und der Bevölkerung sei nicht gegeben, sagt er.

Israels Botschafter kritisiert deutsche Medien, die sich auf Hamas-Quellen stützten, sie gleich werteten wie israelische Informationen. „Die Hamas auf eine Stufe mit Israel zu stellen, ist ein Skandal“, sagt er. JU-Chef Winkel dankt Prosor, schenkt ihm ein JU-Plakat aus den 1980er Jahren. „Freunde halten zusammen“ ist darauf zu lesen, über den Flaggen von Deutschland, Europa, USA und Israel.

Vielleicht merke man erst jetzt, welche Probleme in den letzten Jahren entstanden seien, sagt Merz im Hinblick auf die deutsche Migrationspolitik. Während der CDU-Chef eine nachdenklich geprägte Rede hält, tritt CSU-Chef Markus Söder teilweise mit Polit-Klamauk auf. So spottet er über Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). „Wo ist Baerbock?“ fragt Söder mit Blick auf die Ministerin, die just ihre zweite Nahost-Reise binnen weniger Tage absolvierte.

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