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Eine Hängematte zwischen den Bäumen. Aus Protest gegen den E-Autobauer Tesla wollen Umweltschützer ein Waldstück in Grünheide bei Berlin weiter besetzt halten.

© dpa/Cevin Dettlaff

Update

Waldbesetzung in Brandenburg: Kein Ende der Baumhaus-Proteste gegen Tesla in Sicht

Der Protest im Kiefernwald kann laut Polizei bis zum 15. März fortgesetzt werden. Die Aktivisten wollen die Rodung des Waldes für eine Tesla-Erweiterung verhindern.

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Die Umweltaktivisten im besetzten Wald nahe der Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin haben sich auf einen wochenlangen Protest eingerichtet. „Je länger die Besetzung dauert, desto besser“, sagte eine Sprecherin der Initiative „Tesla stoppen“ am Freitag. Die Besetzung des Waldstücks aus Protest gegen die geplante Erweiterung des Tesla-Geländes begann in der Nacht zum Donnerstag. Die Initiative rief weitere Unterstützer auf, das Camp zu besuchen und weiteres Material wie Bauholz, Sägen, Kletterausrüstung und Hängematten mitzubringen. „Wir hoffen, dass noch mehr Leute vorbeikommen.“

Im Camp hielten sich am Donnerstag bis zu rund 100, teils vermummte Umweltaktivisten auf, die Baumhäuser in mehreren Metern Höhe errichteten. Die Teilnehmer wollen die Rodung des Waldes für eine Tesla-Erweiterung verhindern.

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Klavierkonzert am Samstag

Der E-Autobauer will neben dem 300 Hektar großen bestehenden Werksgelände einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten errichten. Dafür sollen mehr als 100 Hektar Waldfläche weichen.

Die Polizei sieht keinen Anlass, das Zeltlager im Wald aufzulösen, beobachtet das Geschehen dort aber weiter. „Man hat auch weiterhin ein Auge drauf“, sagte ein Sprecher. Der Protest im Kiefernwald kann bis zum 15. März fortgesetzt werden, wie die Polizei entschieden hatte.

Von der Initiative hieß es: „Wir sind gesprächsoffen, lassen uns aber nicht aus dem Wald verdrängen.“ An diesem Samstagnachmittag ist auch ein Waldspaziergang aus Protest gegen Tesla geplant und ein Klavierkonzert im Wald. Tesla äußerte sich auf Nachfrage bislang nicht zu dem Protestcamp neben der Fabrik - auch die Gemeinde Grünheide nicht. Unterstützung bekommen die Umweltaktivisten von der Bürgerinitiative vor Ort.

Forderung an Brandenburgs Regierungschef

Die Bürgerinitiative Grünheide rief Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dazu auf, das Camp zu besuchen und mit den Besetzern zu sprechen. Etliche der Aktivisten waren auch bei Protestaktionen im Hambacher Forst oder im Braunkohle-Dorf Lützerath dabei.

Die Umweltschützer kritisieren neben der geplanten Rodung von Wald unter anderem auch den Abbau von Lithium für Batterien. Sie werfen Tesla eine Gefährdung des Trinkwassers vor und schlechten Arbeitsschutz. „Saubere Autos sind eine dreckige Lüge“ und „Wasser ist ein Menschenrecht“ war auf Plakaten zu lesen.

Die Aktivisten wollen die Besetzung des Waldes nicht so schnell aufgeben.
Die Aktivisten wollen die Besetzung des Waldes nicht so schnell aufgeben.

© REUTERS/Christian Mang

Ostbeauftragter: Protest bei Planung von Großprojekten auch mitdenken

Mit Blick auf den Widerstand gegen Großfabriken wie Tesla rät der Ostbeauftragte Carsten Schneider den Unternehmen, bei den Menschen am Ort für sich zu werben. Denn aus Schneiders Sicht sind Industrieansiedlungen auch in Ostdeutschland kein Selbstläufer mehr. „Ich nehme da in Ostdeutschland eine Veränderung wahr“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

„Früher wurde praktisch jedes Großprojekt begrüßt, solange es nur Arbeitsplätze brachte. Jetzt gibt es vereinzelt auch mal Widerstände. Das muss man bei der Planung künftig mitdenken.“ Die Erweiterungspläne des US-Elektroautobauers waren bei einem Bürgerentscheid in der betroffenen Gemeinde Grünheide vor einigen Tagen mehrheitlich abgelehnt worden.

Paukenschlag im Abwasserstreit

An diesem Freitag wollte der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) bei einer außerordentlichen Versammlung beraten, ob er die Abwasserentsorgung bei Tesla einstellen wird. Doch dazu kam es nicht. Die Beschlussvorlage von WSE-Verbandsvorsteher Andre Bähler, die Abnahme von Abwasser der Gigafactory in Grünheide wegen überschrittener Grenzwerte zu stoppen, wurde nach seinen Worten nicht zur Abstimmung gestellt. Die Versammlung wurde demnach unterbrochen und vertragt. Erkners Bürgermeister Henryk Pilz trat als WSE-Verbandsvorsitzender mit sofortiger Wirkung zurück.

Tesla hat nach amtlichen Messungen bestimmte Abwassergrenzwerte überschritten. Der Landkreis Oder-Spree sieht aber keine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung, wie er auf Anfrage mitteilte.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur lag der Wert für Phosphor seit der Eröffnung der Tesla-Fabrik vor fast zwei Jahren fünfmal über dem behördlichen Grenzwert, vier Überschreitungen gab es bezogen auf den Vertrag mit dem Wasserverband Strausberg-Erkner. Die Werte gehen auf eigene Messungen von Tesla zurück, die dem Landkreis vorliegen. (dpa/thm)

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