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Eine Geschäftsfrau (Symbolfoto).

© Getty Images / FG Trade

Einsam an der Spitze: Je höher die Position, desto seltener sind Frauen vertreten

Der Herbstbericht der Allbright-Stiftung zeigt: Der Anteil von Frauen in Führungspositionen wächst, wenn auch nur schleppend. Eine entscheidende Erklärung liefert die Forschung der neuen Nobelpreisträgerin.

Der Frauenanteil in Chefetagen steigt weiter nur langsam. Laut des am Mittwoch veröffentlichten Herbstberichts der Allbright-Stiftung gibt es in Deutschland zwar erstmals weniger börsengelistete Firmen mit rein männlich besetzten Vorständen als mit zumindest einer Frau im Vorstand.

Der Gesamtanteil bei den 40 größten Unternehmen ist mit 23,2 Prozent (3 Prozentpunkte höher als 2022) im Vergleich zu anderen Industrienationen wie den USA (32,6 Prozent), Großbritannien (29,5 Prozent) oder Frankreich (27,9 Prozent) aber weiter deutlich niedriger.

„Das Bewusstsein für Chancengleichheit von Frauen im Beruf steigt, jedoch sind traditionelle Rollenmuster noch stark ausgeprägt“, sagt Wiebke Ankersen, Geschäftsführerin der Allbright-Stiftung dem Tagesspiegel. Ankersen hält vor allem die Tatsache für bedenklich, dass viele Unternehmen nun zwar zumindest eine Frau im Vorstand hätten, es aber dabei belassen würden.

Unter den größten Firmen in Deutschland weisen vor allem noch die Autobauer eine große Männerdominanz auf: Bei Volkswagen sind acht von neun Vorstandsmitgliedern männlich; bei BMW, Daimler Trucks und der Porsche AG sind es sechs von sieben. Den Vorsitz übernehmen dabei weiterhin fast ausschließlich Männer: In allen 160 untersuchten Firmen liegt der Männeranteil für diese Position in Vorstand sowie Aufsichtsrat bei jeweils 96 Prozent und damit noch höher als im Vorjahr.

Mit Beiersdorf, Merck, Siemens Healthineers und Zalando gibt es inzwischen zumindest vier Dax-Unternehmen mit mindestens 40 Prozent Frauen im Vorstand, ab Januar 2024 zählt auch die Allianz dazu. Außerdem werden neue Positionen in Vorständen zu 37 Prozent mit Frauen besetzt – vor allem im Personal- und Finanzressort.

Eine zentrale Erklärung für die schleppende Entwicklung findet sich in der Forschung der kürzlich mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Ökonomin Claudia Goldin. Karrierewege von Frauen und Männern gehen demnach vor allem mit der Geburt des ersten Kindes auseinander. Dafür treten weiter vor allem Frauen beruflich kürzer und arbeiten in Teilzeit, was ihnen auch die Übernahme von Führungspositionen erschwert.

Allbright-Geschäftsführerin Wiebke Ankersen fordert daher vor allem auch eine bessere Kindertagesbetreuung sowohl qualitativ als auch quantitativ. Staatliche Angebote zur Kinderbetreuung würden in Deutschland deutlich weniger genutzt als etwa in Frankreich. Dazu brauche es eine gleichmäßigere Aufteilung der Elternzeit. Auch Fehlanreize wie das Ehegattensplitting sowie höhere Verdienstgrenzen bei Minijobs würden vor allem die Karrieren von Frauen weiter bremsen.

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