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© AFP/AHMAD AL-RUBAYE

Klimawandel treibt Dürre im Nahen Osten: Erwärmung löst humanitäre Katastrophe aus

Forschende schätzen, dass die Wahrscheinlichkeit von Dürren im Nahen Osten durch die globale Erwärmung um das bis zu 25-Fache gestiegen ist. Die Folgen betreffen inzwischen Millionen von Menschen.

Die anhaltende Dürre in Syrien, Irak und Iran wird durch den Klimawandel verschärft. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der World Weather Attribution (WWA). Auf der Skala des US-Dürremonitors wird die aktuelle Dürre als „extrem“ eingestuft. Ohne die menschengemachte Klimaerwärmung wäre sie nur als „normal“ eingestuft worden, schätzt das internationale Forschungsteam.

Die zehn WWA-Forschenden weisen auch darauf hin, dass die Menschen in der Region aufgrund jahrelanger Konflikte und politischer Instabilität weniger in der Lage waren, auf die Dürre zu reagieren – wodurch sie zu einer humanitären Katastrophe geworden sei.

Zwei Millionen Menschen auf der Flucht

Extrem geringe Niederschläge und anhaltende Hitze haben seit 2002 zu einer schweren Dürre in Syrien, Irak und Iran geführt. In der Folge mussten im stark vom Weizenanbau abhängigen Syrien zwei Millionen Menschen ihre ländlichen Gebiete verlassen, rund zwölf Millionen Menschen – 60 Prozent der Bevölkerung – waren von Ernährungsunsicherheit betroffen. Auch im Iran wurden fast alle Provinzen des Landes stark von der Dürre betroffen, steigende Lebensmittelpreise, Konflikte um Wasser und die Ausbreitung von Krankheiten wie Cholera waren neben Waldbränden und Luftverschmutzung die Folgen.

Verlassene Boote im Dorf Sikh Sar in einem trockengefallenen Feuchtgebiet in der Nähe der Stadt Zabol an der Grenze zu Afghanistan. 
Verlassene Boote im Dorf Sikh Sar in einem trockengefallenen Feuchtgebiet in der Nähe der Stadt Zabol an der Grenze zu Afghanistan. 

© AFP/BEHROUZ MEHRI

Das WWA-Team betrachtetet die Situation in der Region von Juli 2020 bis Juni 2023. Um die Auswirkungen des Klimawandels auf diese Dürreperiode zu quantifizieren, analysierten sie Wetterdaten und Klimamodellsimulationen. Dabei wurden die Veränderungen zwischen dem heutigen Klima, mit einer globalen Erwärmung von etwa 1,2 Grad, und dem kühleren vorindustriellen Klima identifiziert.

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Sie fanden heraus, dass die durch den Klimawandel verursachten hohen Temperaturen die Wahrscheinlichkeit von Dürren in Syrien und im Irak um das 25-Fache und im Iran um das 16-Fache erhöhten. Die anhaltende Hitze in beiden Regionen erhöhe die Verdunstung von Wasser aus dem Boden und von Pflanzen, was die Dürre verschärfe. Bei den Niederschlägen in der Region konnten die Forschenden hingegen keine eindeutigen Anzeichen für Veränderungen durch den Klimawandel feststellen.

Millionen Menschen in Westasien betroffen

Aufgrund des Klimawandels sind lang anhaltende, schwere Dürren wie diese in der Region keine Seltenheit mehr, berichtet das Team. In Syrien und im Irak könnten sie mindestens einmal pro Jahrzehnt auftreten, im Iran sogar zweimal. Die Forscher:innen weisen darauf hin, dass es sich dabei um konservative Schätzungen handelt: „Die Zunahme könnte sogar noch höher ausfallen.“

Die Ausbreitung von Krankheiten wie Cholera gehört ebenso zu den Folgen der Dürre wie Ernährungsunsicherheit, Luftverschmutzung und Konflikte um Wasser.
Die Ausbreitung von Krankheiten wie Cholera gehört ebenso zu den Folgen der Dürre wie Ernährungsunsicherheit, Luftverschmutzung und Konflikte um Wasser.

© Foto: Reuters/Stringer

Sollte die globale Erwärmung auf zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau ansteigen, würden solche Dürren demnach noch wahrscheinlicher und etwa doppelt so häufig auftreten wie heute. Dieser Punkt dürfte in den nächsten Jahrzehnten erreicht werden, wenn weiterhin fossile Brennstoffe genutzt werden, warnen die Forschenden.

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„Mit jedem Grad Erwärmung werden die Lebensbedingungen in Syrien, im Irak und im Iran härter“, sagt Mohammad Rahimi, Professor für Klimatologie an der Universität Semnan im Iran: „Unsere Studie zeigt, dass der menschengemachte Klimawandel das Leben von zig Millionen Menschen in Westasien bereits erheblich erschwert.“

Instabile Lebensverhältnisse mit Folgen

Die Wissenschaftler:innen weisen in diesem Zusammenhang auch auf die Rolle der instabilen Lebensverhältnisse in den betroffenen Ländern hin. Die jahrelange Konfliktsituation in der Region habe Millionen von Menschen sehr anfällig für Klimagefahren wie Dürren gemacht. Anhaltende politische Instabilität habe dazu geführt, dass die Regierungen veraltete Systeme nur langsam reparieren oder modernisieren. Daher sei es entscheidend, Wassermanagementstrategien zu entwickeln und lokale Akteure einzubeziehen, um für ähnliche Situationen in der Zukunft gewappnet zu sein.

Die Klimaforscherin Friederike Otto vom Imperial College London, die sich mit der Zuordnung von Wetterereignissen und Klimawandel beschäftigt und an der Untersuchung beteiligt war, sieht in der Zunahme einen Trend für die Zukunft. „Die Bedrohung durch Dürren nimmt in einer sich erwärmenden Welt rapide zu, zerstört Lebensgrundlagen und stört die globalen Ernährungssysteme“, sagte sie. 

Ohne konsequenten Klimaschutz würden immer mehr Menschen unter Wassermangel leiden, aus ihrem Lebensraum vertrieben werden und sich Lebensmittel im Supermarkt nicht mehr leisten können, betont WWA-Forscherin Otto. „Dürren wie diese werden sich weiter verschlimmern, solange wir nicht aufhören, fossile Brennstoffe zu verbrennen.“ Daher sei es wichtig, dass die Weltgemeinschaft auf der COP28 in Dubai (30.11.−12.12.) den vollständigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen beschließe.

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