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200 Lehrlinge wurden neu eingestellt

© Jörn Hasselmann

BVG eröffnet Ausbildungszentrum in Berlin: Die U-Bahn fährt ins Klassenzimmer

Zum Start des Ausbildungsjahres nimmt die BVG ihren neuen Ausbildungscampus in Berlin-Charlottenburg in Betrieb. Mit einem klassischen Lehrbetrieb hat der nur noch wenig zu tun.

Nicht jeder Lehrling wird von der Wirtschaftssenatorin persönlich begrüßt. Für die BVG kam Franziska Giffey (SPD) am Freitag zum Start des neuen Ausbildungsjahres nach Berlin-Charlottenburg. „Willkommen bei Team Gelb“, sagte Giffey. Doch warme Worte einer Politikerin reichen heute nicht mehr, um Nachwuchs zu gewinnen. „Über 13.000 Euro im 1. Jahr“, so wirbt die BVG auf einem Plakat um Azubis, auf einem anderen steht: „Übernahmegarantie“. Die Ausbildungsvergütung ist für alle Lehrberufe gleich, ob Kauffrau oder Gleisbauer.

Und am Freitag wurde im Ortsteil Ruhleben, direkt am U-Bahnhof Olympia-Stadion, der neue „BVG-AusBildungsCampus“ eröffnet, in dem künftig 400 Auszubildende in technischen Berufen unterwiesen werden. „Deutschlandweit einmalig“, lobte Giffey. Ihre Verwaltung und das Bundesministerium für Wirtschaft fördern es mit 45 Millionen Euro aus dem Programm „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW). In der kommenden Woche schwillt der Medienrummel in Ruhleben noch weiter an: Der Kanzler hat sich zum Besuch angesagt, schon im Frühjahr war er bei einmal der BVG.

400
Auszubildende können in der neuen BVG-Lehrwerkstatt betreut werden.

Bemerkenswert in Berlin: Beim Baustart Ende 2020 war die Eröffnung für September 2023 angekündigt worden. Den Auftrag zum schlüsselfertigen Neubau hatte die Firma Implenia bekommen, die zuvor für die BVG die U-Bahn-Linie 5 vom Alex zum Brandenburger Tor stemmte. Der neue Campus ist dank einer Photovoltaikanlage auf dem Dach klimafreundlich und vom U-Bahnhof barrierefrei zugänglich. Über die Gleise führt eine neue Fußgängerbrücke; diese ist per Aufzug mit dem Campus verbunden.

Der Campus ist gut von der U2 aus zu sehen
Der Campus ist gut von der U2 aus zu sehen

© Jörn Hasselmann

68 Millionen Euro kostete der Klinkerbau an den Gleisen der U 2 insgesamt, und die U-Bahn fährt direkt ins Klassenzimmer. In den Neubau integriert ist eine Halle, in die eine komplette Berliner U-Bahn passt – voraussichtlich ab November. „Hier verschmelzen Betrieb und Ausbildung unmittelbar miteinander“, sagte Personalvorständin Jenny Zeller.

Der Gleisanschluss kommt später

Ganz fertig ist die neue Schule allerdings noch nicht: Der Gleisanschluss fehlt noch. Seit 110 Jahren werden hier in der Betriebswerkstatt Grunewald U-Bahnen repariert und gewartet.

Über der 120 Meter langen Praxishalle sind drei Gebäuderiegel mit einer Nutzfläche von 20.200 Quadratmetern für alle technischen und gewerblichen Ausbildungsberufe der BVG entstanden. Zwischen den Riegeln, auf dem Dach der Halle, sind Terrassen im Werden, die als Pausenhöfe genutzt werden sollen. In allen Stockwerken gibt es Selbstbedienungsküchen, „Bistros“ genannt. Mit einer klassischen Lehrwerkstatt oder Berufsschule hat das hier kaum noch was gemein.

Ausbildungschef Timo Wille zeigt Franziska Giffey eine Drehbank.
Ausbildungschef Timo Wille zeigt Franziska Giffey eine Drehbank.

© Jörn Hasselmann

Neben dem U-Bahn-Gleis im Erdgeschoss entstehen Übungsplätze zur Verlegung von Gleisen der U-Bahn und der Straßenbahn. Auf der anderen Seite des Gebäudes gibt es eine Kfz-Werkstatt, in die auch Doppeldeckerbusse passen. „Die BVG zeigt, wie attraktive und erfolgreiche Ausbildung geht“, lobte Giffey. Spontan wich sie unter missbilligenden Blicken ihrer Personenschützer vom Programm ab und rief alle Ausbildungsanfänger auf die Bühne: für ein Foto mit Riesen-Schultüte.

Die BVG zeigt, wie attraktive und erfolgreiche Ausbildung geht.

Franziska Giffey (SPD), Wirtschaftssenatorin

Im aktuellen Ausbildungsjahr hat die BVG 204 Azubis in 13 Berufen eingestellt, das sind 44 Prozent mehr als in den vergangenen Jahren, da waren es jeweils 158. „Eine Hausnummer“, lobte Giffey, die auch Aufsichtsratsvorsitzende der BVG ist. Wie beliebt die BVG ist, zeigt die Zahl der Bewerber: 2023 waren es 5000. Anders als viele kleinere Unternehmen kann die BVG noch auswählen. Die kaufmännischen Berufsanwärter lernen am zweiten BVG-Standort in Mitte.

Die BVG kann sich die Bewerber noch aussuchen

Insgesamt lernen nun 600 Auszubildende bei Team Gelb, davon ist nur ein Viertel weiblich. Die BVG ist damit einer der größten Arbeitgeber Berlins. Alle erfolgreichen Absolventen bekommen das Angebot einer unbefristeten Festanstellung. Seit 2016 ist das landeseigene Unternehmen mit dem IHK-Siegel „Exzellente Ausbildungsqualität“ ausgezeichnet.

Personalgewinnung wird angesichts des demografischen Wandels immer wichtiger. In diesem Jahr will die BVG 2300 Arbeitskräfte einstellen, darunter mehr als 1000 Fahrer, 300 Ingenieure und 200 Techniker, Personalvorständin Zeller rechnet mit 10.000 Neuzugängen in fünf Jahren.

Wie angespannt die Situation ist, hat Berlin im August 2022 gemerkt. Wegen des Fahrermangels wurde der Busverkehr in Berlin um etwa drei Prozent reduziert. Die meisten Einschränkungen bestehen bis heute fort.

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