zum Hauptinhalt
Thema

Inklusion

Müllwerker. Klaus-Dieter Klette hat nach einem Arbeitsunfall bei der BSR weniger anstrengende Aufgaben übernommen.

Wer nicht mehr fit genug ist, verliert schnell seinen Job. Doch es geht auch anders. Wie Berliner Vorzeige-Unternehmen Mitarbeiter einsetzen, die weniger leistungsstark sind.

Von Judith Jenner

Zur Inklusion In der Schule werden „Menschen mit besonderen Fähigkeiten“ sortiert nach dem Grad und der Ausprägung ihrer Schwächen. Körperbehinderungen (inkl.

Gute Tradition. Haben Eltern Erfahrung mit Inklusionskindern, sind sie offener für die Integration verschiedener Gruppen. Im Bild Schüler der Fläming-Grundschule in Friedenau, wo seit 1975 Kinder gemeinsam unterrichtet werden.

Offiziell wurde die nächste Großreform für Berlins Schulen zwar verschoben – praktisch aber nicht. Was Lehrer, Sonderpädagogen und Schüler sich wünschen und wieso sie ein Sparprogramm fürchten.

Von Barbara Kerbel
Politik, nicht barrierefrei. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) kann sich derzeit nur schwer durchsetzen.

Das Gerangel um die Inklusion an Berliner Schulen geht weiter. Die Bildungsverwaltung weiß nicht, welche Schulen schon behindertengerecht sind, die Koalition hat nur Sparen im Kopf und Opposition sowie Verbände warnen vor dem Ausbrennen des Begriffs Inklusion, wenn er nur noch mit Sparmaßnahmen verbunden wird.

Von Susanne Vieth-Entus

Die Haushaltsverhandlungen haben es an den Tag gebracht: Für den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Förderbedarf hat die Berliner große Koalition nicht viel übrig. Das Hickhack um eine relativ kleine Summe für die Barrierefreiheit macht deutlich, wie unpopulär diese große Reform ist und wie wenig sich die Abgeordneten davon versprechen.

Brandenburg hat schon vor Monaten auf die Inklusions-Bremse gedrückt, nun zieht auch Berlin nach. Wirft man einen Blick auf den Entwurf zum neuen Berliner Doppelhaushalt 2014/15, bleibt kaum Geld für den gemeinsamen Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderung übrig.

Bei der Inklusion geht es darum, dass alle Kinder zusammen lernen und nach ihren spezifischen Bedürfnissen gefördert werden.

Der Senat spart bei der Inklusion, dem Vorhaben, Kinder mit und ohne Förderbedarf gemeinsam zu unterrichten. Jetzt rächt sich, dass über die Reform nie richtig diskutiert wurde - besser werden Berlins Schulen auf diese Weise nicht.

Von Susanne Vieth-Entus
Wo gibt's denn diesmal Ärger? Schulsenatorin Scheeres steht unter Druck.

Die Koalitionsfraktionen verwehren Mittel für den barrierefreien Umbau von Schulen. Stattdessen soll es mehr Geld für Schulhelfer, Familienzentren und Verwaltungsposten geben. Die Grünen diagnostizieren eine "Kontrollverlust" der Senatorin.

Von Susanne Vieth-Entus

Eigentlich sollte es ein Wohlfühl-Termin für Martina Münch werden: In der Grundschule im Kirchsteigfeld präsentierte die Landesbildungsministerin am Donnerstag eine positive Zwischenbilanz für ihr Inklusions-Pilotprojekt an Grundschulen, in denen seit einem Jahr behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam im Unterricht sitzen. Dagegen machte Münchs SPD-Parteifreund, Oberbürgermeister Jann Jakobs, während der Pressekonferenz mit der Ministerin deutlich, dass die Stadtverwaltung eine Klage gegen das Land nicht ausschließe.

Von Henri Kramer

Deutschland hat sich 2009 mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet, ein inklusives Schulsystem einzurichten. Im Februar dieses Jahres stellte der Inklusionsbeirat unter Vorsitz der ehemaligen Bildungssenatorin Sybille Volkholz Empfehlungen zur Umsetzung der Inklusion in Berlin vor.

Wie die anderen. Die 14-jährige Zoe schnippelt wie ihre Mitschüler Gemüse. In der Förderschule war sie unterfordert, deshalb wechselte sie nach der 6. Klasse auf eine öffentliche Oberschule. Dorthin fährt sie sogar alleine mit dem Fahrrad. „Sie ist eine unheimliche Bereicherung für alle“, sagt ihre Klassenlehrerin.

Normal und besonders: Das Mädchen mit dem Down-Syndrom ist das seltene Beispiel dafür, wohin Inklusion führt. Früher wäre für die 14-Jährige eine Förderschule vorgesehen gewesen, heute kann Zoe eine normale Regelschule besuchen.

„Erhebliche Defizite“ hat die Vereinigung der GEW-Schulleiter in den Empfehlungen für die Inklusion ausgemacht. Die vom Inklusionsbeirat vorgeschlagene Stundenzuteilung werde zu einer „ungerechtfertigten Mangelausstattung“ bisher erfolgreicher Integrationsschulen führen, lautet die Prognose.

Von Susanne Vieth-Entus

Unter dem Motto „Inklusion – Ja, aber richtig“ startet die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Potsdam eine landesweite Kampagne. Auf sechs Diskussionsveranstaltungen soll mit einer breiten Öffentlichkeit ein Konzept erarbeitet werden zu der Frage, wie Inklusion – also der gemeinsame Schulbesuch von Kindern mit und ohne Förderbedarf – gelingen kann.

Bildungsministerin Münch legt das gemeinsame Lernen auf Eis – und beugte sich damit dem Druck des Linke-Koalitionspartners

Von Katharina Wiechers

Ein Beirat fordert den Rechtsanspruch auf Inklusion –  die Finanzierung bleibt allerdings offen.

Von Barbara Kerbel

Bislang wird die sonderpädagogische Förderung nach einer Feststellungsprüfung ermittelt: Je nach Diagnose bekommt das einzelne Kind eine bestimmte Anzahl Stunden zugeteilt. Das soll sich künftig mit dem Wegfall der Feststellungsprüfung für die Förderschwerpunkte Lernen, emotionale/soziale Entwicklung und Sprache ändern – zugunsten einer pauschalen Zuweisung der sonderpädagogischen Stunden pro Schule und Klasse.

Gemeinsam nach vorn. Wie hier im nordrhein-westfälischen Neuss sollen auch an Berliner Schulen Behinderte und Nicht-Behinderte zukünftig mehr gemeinsam lernen.

Mehr Inklusion, fordert die UN: Kinder mit und ohne Behinderung sollen gemeinsam unterrichtet werden. Sie können viel voneinander lernen. Doch Berlin lässt sich das zu wenig kosten – und bringt sich so um den Gewinn.

Von Annette Kögel
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })