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Wer hat in den Bezirken das Direktmandat für den Bundestag geholt? Ein Überblick.

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Update

Von Czaja bis Müller, von Gysi bis Kühnert: Das sind die Gewinner der Berliner Direktmandate für den Bundestag

Petra Pau kann ihren Wahlkreis in Marzahn-Hellersdorf nicht verteidigen. Monika Grütters hat ihr Direktmandat gewonnen. Ein Überblick.

Zwölf Berliner Bezirke haben jeweils einen Direktkandidaten für den Bundestag gewählt. Ein Überblick über alle zwölf Wahlkreise.

Mitte

Hanna Steinmüller (Grüne), Direktmandat im Wahlkreis 75
Hanna Steinmüller (Grüne), Direktmandat im Wahlkreis 75

© Grüne Berlin

Es ist der Wahlkreis, der seit 1994 ununterbrochen an die SPD ging. Zuletzt gewann Eva Högl 2017 in Mitte mit 23,5 Prozent das Direktmandat. Für die neue Legislaturperiode sollte ihr die ehemalige Vorsitzende der Berliner Jungsozialisten, Annika Klose, nachfolgen. Doch daraus wird nun nichts, denn Klose verlor den Wahlkreis mit 22,7 Prozent gegen die Grünen-Kandidatin Hanna Steinmüller, die mit 30,5 Prozent holte.

So konnten die Grünen erstmals ein Direktmandat in Berlin-Mitte gewinnen. AfD-Politikerin Beatrix von Storch, die ebenfalls in dem Wahlkreis angetreten ist, kommt auf 5,1 Prozent der Erststimmen.

Charlottenburg-Wilmersdorf

Michael Müller (SPD), Direktmandat im Wahlkreis 80
Michael Müller (SPD), Direktmandat im Wahlkreis 80

© dpa

Michael Müller (SPD), bisheriger Regierender Bürgermeister von Berlin, ist in seinem Wahlkreis Charlottenburg-Wilmersdorf mit 27,9 Prozent in den Bundestag eingezogen. Lisa Paus von den Grünen kommt auf 24,4 Prozent und Klaus-Dieter Gröhler von der CDU auf 22,3 Prozent. "Gut, dass Charlottenburg-Wilmersdorf nach acht Jahren wieder einen SPD-Bundestagsabgeordneten hat", sagte Müller. 

"Ich freue mich, dass es mir mit Unterstützung der SPD und meines Teams mit einem engagierten Wahlkampf gelungen ist, den Wahlkreis direkt zu gewinnen. Ich werde mich im Bundestag für die Themen einsetzen, die mir im Land als Regierender Bürgermeister und auch in meinem Innenstadt-Wahlkreis wichtig sind." Bezahlbare Mieten, mehr Förderung von Wissenschaft und Forschung und man den Wandel der Arbeit und Mobilität sowie die wichtige Klimawende sozial so gestalten, dass alle mitkämen, sagte Müller. "Es gibt also viel zu tun im Bundestag.“

Seine Kontrahentin sprach am Abend auch über das Wahlergebnis im Bund. „Bundesweit hätten wir uns mehr erhofft, da sind wir nicht zufrieden", sagte Lisa Paus. Allerdings hat diese Wahl gezeigt, wie wichtig den Menschen das Thema Klima ist und so einen klaren Auftrag an die nächste Regierung. Dass wir nicht mehr Prozente haben, liegt auch daran, dass uns noch nicht alle zutrauen, regieren zu können.“

Tempelhof-Schöneberg

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In Tempelhof-Schöneberg, wo drei auch über Berlin hinaus bekannte Kandidaten angetreten waren, hat Kevin Kühnert mit 27,1 Prozent das Direktmandat für die Sozialdemokraten geholt. Der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende und frühere Juso-Bundesvorsitzende liegt zwei Prozentpunkte vor Grünen-Politikerin Renate Künast (25,1). Damit könnte er endgültig in der Bundespolitik ankommen: Kühnert saß fünf Jahre lang in der Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof-Schöneberg.

Kevin Kühnert, Direktmandat im Wahlkreis 81
Kevin Kühnert, Direktmandat im Wahlkreis 81

© SPD Berlin

Der Verlierer im Bezirk ist der CDU-Mann Jan-Marco Luczak mit 21,9 Prozent zu sein. Er hatte seit 2009 den Wahlkreis drei Mal hintereinander gewonnen. Ihm könnte sein Engagement gegen den Volksentscheid geschadet haben. Außerdem hatte er hatte die Klage der CDU-Bundestagsfraktion gegen den Mietendeckel vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe koordiniert – die Union war mit ihrer Klage erfolgreich.

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Bei der vergangenen Bundestagswahl hatte die SPD-Politikerin Mechthild Rawert, die nicht mehr angetreten war, noch auf Platz zwei gelegen; Künast war bei den vergangenen Wahlen stets auf den dritten Platz gekommen. Sowohl Luczak als auch Künast sind über die Landesliste gut abgesichert. Luczak steht bei der Union auf Platz zwei; Künast auf Platz drei.

Marzahn-Hellersdorf

Mario Czaja (CDU), Direktmandat im Wahlkreis 85
Mario Czaja (CDU), Direktmandat im Wahlkreis 85

© CDU Berlin

Die Linken-Abgeordnete Petra Pau hat ihren Bundestagswahlkreis Marzahn-Hellersdorf nicht verteidigen können. Ihr CDU-Kontrahent Mario Czaja gewinnt den Wahlkreis mit 29,4 Prozent der Erststimmen, Pau holte 21,9 Prozent.

Damit hat Pau den Wahlkreis zum ersten Mal seit der Bundestagswahl 2005 nicht gewonnen, fünf Mal in Folge war ihr das gelungen. Zuletzt holte sie 2017 34,2 Prozent der Erststimmen. 2016 gewann Czaja bei der Abgeordnetenhauswahl als Direktkandidat im 5. Wahlkreis von Marzahn-Hellersdorf mit 47,2 Prozent der Erststimmen.

Friedrichshain-Kreuzberg

Canan Bayram (Grüne), Direktmandat im Wahlkreis 83
Canan Bayram (Grüne), Direktmandat im Wahlkreis 83

© Grüne Berlin

Im Wahlbezirk Friedrichshain-Kreuzberg – Prenzlauer Berg Ost hat Canan Bayram von den Grünen mit 37,8 Prozent der Erststimmen das Direktmandat gewonnen. Die Grünen-Politikerin beerbte bei der vergangenen Bundestagswahl den im Bezirk beliebten Grünen-Politiker und Rechtsanwalt Hans-Christian Ströbele als Direktkandidatin.

Sie konnte, wie ihr Vorgänger bereits 2002, 2005, 2009 und 2013, das bisher einzige Direktmandat der Grünen im Bundestag holen. Mit deutlichem Abstand liegt der Linken-Kandidat Pascal Meiser (17,7 Prozent) hinter Canan Bayram. Auf Platz drei liegt SPD-Kandidatin Cansel Kiziltepe mit 17,4 Prozent.

Treptow-Köpenick

Gregor Gysi (Linke), Direktmandat im Wahlkreis 84
Gregor Gysi (Linke), Direktmandat im Wahlkreis 84

© Die Linke Berlin

Linken-Direktkandidat Gregor Gysi gewinnt mit 35,4 Prozent den Bezirk Treptow-Köpenick deutlich und wird wieder in den Bundestag einziehen. Er gewann schon bei den Bundestagswahlen 2005 und 2009 das Direktmandat im Bezirk. Zweistärkste Kandidatin war dieses Jahr Ana-Maria Trăsnea von der SPD, die allerdings mit 15,4 Prozent der Erststimmen deutlich hinter Gysi lag.

Pankow

Stefan Gelbhaar (Grüne), Direktmandat im Wahlkreis 76
Stefan Gelbhaar (Grüne), Direktmandat im Wahlkreis 76

© Grüne Berlin

In der vergangenen Wahlperiode gewann Stefan Liebich von der Linken das Direktmandat für Pankow. Nun hat es der Grüne Stefan Gelbhaar vor Klaus Mindrup von der SPD gewonnen. Beide sind bereits Mitglieder des Bundestags.

Gelbhaar ist verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Mindrup Mitglied im Ausschuss für Bauen und Wohnen sowie im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Gelbhaar gewann nun das Direktmandat mit 25,5 Prozent vor Mindrup mit 21,5 Prozent. Damit konnten die Grünen neben Kreuzberg und Mitte ein drittes Direktmandat in Berlin holen.

[Alle aktuellen Zwischenstände und Ergebnisse der Bundestagswahl 2021 finden Sie auf unserer interaktiven Seite zur Wahl.]

Die Linke verliert deutlich an Erststimmen: Liebich holte sein Direktmandat 2017 mit 28,8 Prozent der Stimmen. Nach aktuellen Zahlen kommen die Linken derzeit nur auf 16,2 Prozent

Steglitz-Zehlendorf

Thomas Heilmann (CDU), Direktmandat im Wahlkreis 79
Thomas Heilmann (CDU), Direktmandat im Wahlkreis 79

© CDU Berlin

In Steglitz-Zehlendorf gewinnt Thomas Heilmann als Direktkandidat der CDU mit 28 Prozent das Direktmandat. 2017 wurde er mit 35,4 Prozent der Erststimmen in den Bundestag gewählt. Bis 2016 war Heilmann Senator für Justiz und Verbraucherschutz.

Er liegt damit rund drei Prozentpunkte vor dem Direktkandidaten der SPD, Ruppert Stüwe, der 24,9 Prozent der Stimmen holte. Auf den dritten Platz schafft es Nina Stahr, Landesvorsitzende der Berliner Grünen, mit 22,2 Prozent der Erststimmen. Auch wenn er dem Bundestag wieder angehören wird, räumte er die Wahlniederlage im Bund ein: „Wir haben unser Wahlziel 30 plus granatenweit verpasst.“

Im Wahlkampf wurde Thomas Heilmann für intransparente Wahlwerbung kritisiert. Er ließ in seinem Wahlkreis zwei Unternehmer für sich per Brief werben, die Briefe, die Anwohner:innen in ihren Postfächern vorfanden, wurden allerdings aus dem Budget der CDU Steglitz-Zehlendorf bezahlt. Schon im März rollte ein Bus mit Wahlwerbung für Thomas Heilmann durch den Bezirk, darin befand sich eine Corona-Teststelle. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci kritisierte das als „Missbrauch“ von Bürgertests, die neutral sein sollten.

Neukölln

Hakan Demir (SPD), Direktmandat im Wahlkreis 82
Hakan Demir (SPD), Direktmandat im Wahlkreis 82

© SPD Berlin

Neukölln bleibt rot: Hakan Demir hat das Direktmandat am Sonntagabend mit 26 Prozent der Stimmen deutlich vor Grünen-Kandidat Andreas Audretsch geholt, der 19,9 Prozent erreichte. CDU-Kandidatin Christina Schwarzer holte 18,1 Prozent. Zwischen SPD und CDU war es bei den vergangenen Wahlen stets knapp geworden, 2017 trennten Schwarzer und den damaligen SPD-Kandidaten Fritz Felgentreu zwischenzeitlich nur wenige tausend Stimmen. Einige Prozentpunkte musste Demir im Vergleich zu 2017 wohl einstecken - was auch daran liegen könnte, dass er deutlich unbekannter als sein Vorgänger Felgentreu ist. 

Die wichtigsten Tagesspiegel-Artikel zur Bundestagswahl 2021:

So zeigt sich auch bei dem Blick auf die Stimmenverteilung in Neukölln ein anderes Bild als bislang: War früher stets der Norden des Bezirks SPD-Rot und der Süden CDU-Schwarz, wanderten die SPD-Sympatisant:innen nun gen Süden - und der Norden orientierte sich grün wie der Nachbarbezirk Kreuzberg.

Interessant bleibt auch der Blick auf die Verteilung der Erst- und Zweitstimmen: Demir punktete bei ersteren deutlich stärker. Bei den Zweitstimmen führten am Abend gar die Grünen knapp vor der SPD. Das spricht dafür, dass Demirs Strategie für ein „progressives Bündnis gegen die CDU" Erfolg hatte.

Er hatte Wähler:innen der Linken und Grünen dazu aufgerufen, ihn mit der Erststimme zu wählen, um ein CDU-Direktmandat zu verhindern. „Ich habe mit meinem ganzen Team einen starken Wahlkampf geführt. Es hat sich gezeigt, dass auch mir als neuem Kandidaten für die SPD Neukölln die Menschen im ganzen Bezirk positiv zugewandt sind und mich unterstützen", sagte Demir am Wahlabend.

Lichtenberg

Gesine Lötzsch (Linke), Direktmandat im Wahlkreis 86
Gesine Lötzsch (Linke), Direktmandat im Wahlkreis 86

© Die Linke Berlin

Gesine Lötzsch von der Linken gewinnt ihren Wahlkreis mit 25,8 Prozent – hat aber Verluste einbüßen müssen (2017: 35 %). Lötzsch sagte am Abend: „Natürlich hätten wir uns auf Bundesebene ein besseres Ergebnis gewünscht. Ich freue mich, aller Voraussicht nach, wieder das Direktmandat für den Bundestag bekommen zu können. Der Bezirk Lichtenberg ändert sich permanent und man muss immer wieder um jede Stimme neu kämpfen. Im Bund müssen wir uns damit auseinandersetzen, warum sich das Ergebnis quasi halbiert hat.“

Die Linke sei vielleicht nicht eigenständig und selbstbestimmt aufgetreten, so Lötzsch. Die einen Aussagen und Positionen seien eventuell nicht klar genug transportiert worden. Im Allgemeinen habe man vielleicht zu sehr gesagt, man würde Positionen aufgeben. Hinter Lötzsch landete mit 19,6 Prozent Anja Ingenbleek von der SPD.

Laura Sophie Dornheim, die mit 13,6 Prozent wohl kein Direktmandat erlangte, sagte: „Wir haben wahnsinnig starken Wahlkampf gemacht und waren präsent wie nie, das hat sich ausgezahlt. Jetzt wollen wir im Bezirk mehr Verantwortung übernehmen und auf kommunaler Ebene unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten.“

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Spandau

Helmut Kleebank (SPD), Direktmandat im Wahlkreis 78
Helmut Kleebank (SPD), Direktmandat im Wahlkreis 78

© SPD Berlin

Helmut Kleebank wird für Spandau und Charlottenburg-Nord (der kleine Zipfel wird ja gern vergessen) in den Bundestag einziehen. Kleebank tritt nach zehn Jahren als Bürgermeister ab und geht in den Bundestag. Bei den Erststimmen kommt er auf 32,8 Prozent und erreicht damit den Top-Wert seines Vorgängers Swen Schulz.

Kleebank hat aber ein bisschen Glück: Normalerweise tritt hier in Spandau sein Kladower Ortsnachbar Kai Wegner, CDU, an - doch der will ja in die Landespolitik. Seinen Platz hat der Musikmanager Joe Chialo geerbt. Netter Typ, immer lächelnd, viel Ahnung von Kultur - aber von Spandau? Er kam lediglich auf 23,5 Prozent, 7,5 Prozent weniger als Kai Wegner.

Der Student Steffen Laube von den Grünen kommt bei den Erststimmen auf 11,9 Prozent und ist damit viel besser als seine unscheinbare Vorgängerin 2017 (6 Prozent). Wie hieß die noch mal? Ach ja, Bettina Jarasch.

Reinickendorf

Monika Grütters (CDU), Direktmandat im Wahlkreis 77
Monika Grütters (CDU), Direktmandat im Wahlkreis 77

© CDU Berlin

In Reinickendorf hat CDU-Bewerberin Monika Grütters das Kop-an-Kopf-Rennen gegen ihren sozialdemokratischen Konkurrenten Torsten Einstmann gewonnen. Grütters holte 27,2 Prozent der Stimmen, Einstmann 25,8 Prozent.

Im Vergleich zur Wahl 2017 (CDU-Bewerber damals Frank Steffel, von der eigenen Partei abgesägt), verliert Grütters, die erstmals kandidiert, damit 7,6 Prozent, während Einstmann 2,1 Prozent vor dem letzten Bundestagswahlergebnis liegt. Aber da erst etwas mehr als die Hälfte ausgezählt ist (Stand 21:30), ist das Rennen völlig offen.

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