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Der Protest in Lichterfelde.

© Teresa Roelcke

Update

Vortrag zu „Remigration“ im Berliner Südwesten: 1500 Menschen protestieren gegen den Rechtsextremisten André Poggenburg

Der Ex-AfD-Politiker sollte am Samstagabend in Lichterfelde einen Vortrag zum Thema „Remigration“ halten. Dagegen versammelten sich rund 1500 Menschen. Auch in der AfD gab es im Vorfeld Verstimmungen.

| Update:

Anlässlich eines Auftritts des Rechtsextremisten André Poggenburg haben sich am Samstagabend rund 1500 Menschen in Lichterfelde zu einem Gegenprotest versammelt. Das teilte die Berliner Polizei auf Anfrage mit. Unter dem Motto „Unser Kiez ist bunt – kein Platz für Rassismus!“ hatten unter anderem SPD und Linke ab 17.30 Uhr zu der Kundgebung aufgerufen, die schräg gegenüber dem Lokal „Staatsreparatur“ stattfindet.

Dort sollte Poggenburg am Samstagabend eine Rede zum Thema „Remigration“ halten. Seit den Recherchen des journalistischen Netzwerks „Correctiv“ über das Treffen von Rechten und Rechtsextremen in einer Potsdamer Villa wird der Begriff vor allem in Verbindung mit der millionenfachen Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund gebraucht.

Gegen 20.30 Uhr sollen noch rund 60 Menschen vor Ort gewesen sein, wie ein Sprecher im Lagezentrum der Polizei mitteilte. Auf Videos von der Kundgebung, die beim Kurznachrichtendienst X verbreitet wurden, ist eine große Menschenmenge zu sehen, die Transparente mit Aufschriften wie „Bunt statt Braun“ in die Luft hält und lautstark Buhrufe und Pfeifgeräusche von sich gibt.

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„Das Ganze soll ein Nachbarschaftsprotest gegen dieses braune Treiben in Lichterfelde werden“, hatte die SPD vorab im Aufruf geschrieben – und wünschte sich „lieber witzige als aggressive“ Sprüche auf den Plakaten. „Die Demo soll zum Protest einladen und niemanden abschrecken, der sich zum Schutz der Demokratie einsetzen möchte.“

Bereits am Samstagmorgen hatte sich Unmut gegen die geplante Veranstaltung auf andere Weise entladen: Um kurz vor 8 Uhr stellten Polizisten Schmierereien an dem Parteibüro der AfD im Jungfernstieg – unweit des geplanten Protests – fest.

An den Rollläden und am Mauerwerk sollen auf einer Fläche von insgesamt zwei mal acht Metern mehrere Schriftzüge mit schwarzer Farbe angebracht worden sein. Darüber hinaus soll Bauschaum in den Zwischenraum zwischen den Rollläden und der Frontscheibe gesprüht worden sein, wie die Polizei mitteilte.

Zwei von sechs AfD-Bezirksvorständen distanzieren sich

Im Vorfeld war in der Berliner AfD Streit zu der geplanten Veranstaltung ausgebrochen. In einer am Freitagnachmittag von Parteisprecher Ronald Gläser verschickten Pressemitteilung distanzierten sich zwei der sechs Mitglieder des Bezirksvorstands der AfD Steglitz-Zehlendorf von dem in Lichterfelde geplanten Treffen.

Der Auftritt Poggenburgs werde nicht durch die AfD im Bezirk unterstützt, heißt es in der Erklärung. Verantwortlich sei der aus der AfD ausgeschlossene Ex-Abgeordnete Andreas Wild, heißt es weiter. Die Veranstaltung fände in dessen „Privaträumen“ – der am Bahnhof Lichterfelde-Ost gelegenen „Staatsreparatur“ – statt.

Beate Prömm, Vize-Chefin des Bezirksverbands und laut Ankündigung Moderatorin der geplanten Veranstaltung, distanzierte sich ebenfalls vom Auftritt Poggenburgs. „Ich habe Herrn Wild am Donnerstagnachmittag darüber in Kenntnis gesetzt, nicht an der Veranstaltung teilzunehmen“, erklärte Prömm dem Tagesspiegel.

Dass Poggenburgs Auftritt zur regelmäßig stattfindenden Veranstaltungsreihe „Talk mit Prömm“ gehören sollte und mit ihrem Gesicht beworben wurde, will Prömm erst zu spät mitbekommen haben. Sie habe Wild darum gebeten, die Bewerbung zu stoppen, erklärte sie am Freitag.

Prömm begründete ihre Absage mit Aussagen Poggenburgs am Aschermittwoch. Nach einem Bericht von „Zeit Online“ sprach der ehemalige AfD-Politiker in seiner in Thüringen gehaltenen Rede davon, dass es „gut funktionierende Volksgerichte und Arbeitslager“ brauche. Bereits 2018 hatte Poggenburg in Richtung der Türkischen Gemeinde in Deutschland von „Kümmelhändlern“, die „selbst einen Völkermord an 1,5 Millionen Armeniern am Arsch“ hätten, und „Kameltreibern“ gesprochen.

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