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Braucht Berlin mehr Hochhäuser?

© imago images/Shotshop/imago classic

Zu klimaschädlich und zu teuer?: Architekten und Naturschützer kritisieren CDU-Hochhausplan für Berlin

Laut Architektenkammer ist der Hochhausbau energieintensiv und oft unwirtschaftlich. Auch der BUND hat Einwände.

Die Präsidentin der Architektenkammer Berlin, Theresa Keilhacker, übt deutliche Kritik an dem vor einer Woche beschlossenen Hochhaus-Konzept der CDU-Fraktion. „Der Hochhausbau ist eigentlich immer anachronistischer geworden in den letzten 20 Jahren“, sagte Keilhacker dem Tagesspiegel.

Die CDU-Fraktion hatte am vorvergangenen Wochenende ein Positionspapier mit dem Titel „Radikal vertikal – Hochhäuser als Leuchtturm der Stadtentwicklung“ vorgestellt. Darin kündigt die Fraktion einen „modernen Hochhausentwicklungsplan für Berlin“ an, der in den kommenden zwölf Monaten vom Senat beschlossen werden soll.

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„Neue Hochhäuser leisten einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Stadt“, heißt es in dem Papier. Das gelte für die zur Erstellung benötigten Baustoffe, eine ressourcenschonende und klimaresiliente Architektur, moderne Ansätze zur Integration in den Stadtraum, energiesparende Bauweisen und die Berücksichtigung von Möglichkeiten zur Energiegewinnung am und im Gebäude.

Der Bau von Hochhäusern gehört garantiert nicht zu den klimaschonenden Bauweisen.

Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin

Dem widerspricht Keilhacker. „Der Bau von Hochhäusern gehört garantiert nicht zu den klimaschonenden Bauweisen“, sagte die Architektin. Deutlich höhere Anforderungen an die Statik und damit die Bausubstanz sowie an die Anlagetechnik würden Hochhäuser nicht nur klimaschädlicher als Flachbauten machen, sondern oft auch unwirtschaftlicher.

Als Argument lässt Keilhacker den geringeren Flächenverbrauch gelten – allerdings mit Einschränkungen. „Der Flächenverbrauch ist in der Tat ein Argument“, sagt die Architektin. „Allerdings sollten wir eher in der Nachverdichtung die Höhenlage variabler gestalten. Ab einer bestimmten Höhe wird es einfach unwirtschaftlich. Bei uns geht fast jeder pleite, der das anfängt.“

Auch der BUND sieht eher negative Effekte in Bezug auf die Nachhaltigkeit. „Während Hochhäuser bis 60 Metern aus ökologischer Sicht noch relativ unkritisch sind, steigt bei einer größeren Gebäudehöhe der Ressourcenverbrauch für Bau und Betrieb enorm“, sagte Geschäftsführer Tilmann Heuser dem Tagesspiegel. „Je höher die Gebäude sind, desto ungünstiger wird das Verhältnis von Bauvolumen und nutzbarer Gebäudefläche.“ Wenn für neue Wolkenkratzer auch noch Bestandsgebäude abgerissen würden, werde der „ökologische Rucksack noch größer“.

Für Heuser sind Aufstockung, Umnutzung und Ergänzung von Bestandsgebäuden das „Mittel der Wahl“, um den Wohnraumbedarf besser decken zu können. „Mit einem klug konzipierten Förderprogramm für den Einbau von Einliegerwohnungen in oft untergenutzten Einfamilienhäusern ließen sich wahrscheinlich Zehntausende neue Wohnungen im Bestand schaffen.“ Angesichts der sehr hohen Baukosten im Vergleich zum klassischen Geschosswohnungsbau sei auch nicht ersichtlich, wie Wolkenkratzer einen Beitrag zur sozialen Wohnraumversorgung leisten sollen.

Die Senatsbauverwaltung sagte dem Tagesspiegel auf Anfrage, das Papier entspreche in weiten Teilen dem Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD. Ein Hochhausleitbild für Berlin existiert bereits. Dieses werde momentan evaluiert.

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