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US-Präsident Joe Biden vor dem Weißen Haus in Washington.

© AFP/ROBERTO SCHMIDT

Update

Bericht über warnendes Gespräch mit Netanjahu: Biden soll israelischen Angriff auf Hisbollah verhindert haben

In einem Gespräch Mitte Oktober soll der US-Präsident dem israelischen Premier einen Luftschlag im Libanon ausgeredet haben. Zudem mahnte er nun erneut den Schutz der Zivilbevölkerung im Gazastreifen an.

| Update:

US-Präsident Joe Biden soll Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu kurz nach dem Hamas-Massaker erfolgreich daran gehindert haben, einen vorbeugenden Luftschlag gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon auszuführen. Das berichtet das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf US-Offizielle. 

Biden warnte Netanjahu demnach vor den Konsequenzen. Ein solcher Luftschlag hätte nach Bidens Ansicht zu einem größeren regionalen Krieg führen können.

Israels Armee sollte dem Bericht zufolge einen Angriff auf die Hisbollah-Miliz ausüben, weil die Geheimdienste einen Angriff der Hisbollah an der israelischen Grenze im Norden erwarteten. 

Israels Luftwaffe soll am 11. Oktober, vier Tage nach dem Hamas-Massaker, bereits auf dem Weg Richtung Libanon gewesen sein, als Biden Netanjahu überzeugen konnte, berichtet das „Wall Street Journal“. 

Am Sonntag hingegen wies Netanjahu den Bericht zurück. „Ich habe unwahre Veröffentlichungen gesehen, die behaupten, dass die USA uns an Einsätzen in der Region gehindert haben und hindern“, erklärt er. „Das ist nicht wahr. Israel ist ein souveräner Staat.“

Seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober kommt es immer wieder zu gegenseitigem Beschuss zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah in der israelisch-libanesischen Grenzregion. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006.

Weiteres Gespräch über militärische „Ziele und die Phasen“ in Gaza

Derweil gab das Weiße Haus bekannt, dass Biden und Netanjahu in einem weiteren Telefonat über das militärische Vorgehen im Gazastreifen gesprochen hätten.

Israels Premier Netanjahu.

© AFP/RONEN ZVULUN

In dem langen „privaten Gespräch“ mit Netanjahu geführt sei es darum gegangen, die „Ziele und die Phasen“ des israelischen Militäreinsatzes einzubeziehen, hieß es in der Mitteilung vom Samstag.

Netanjahus Büro erklärte nach dem Gespräch, der Regierungschef habe klargemacht, dass Israel den Krieg fortsetzen werde, „bis alle Ziele erreicht wurden“.

Die US-Regierung hatte zuletzt immer wieder auf gezieltere militärische Einsätze Israels im Gazastreifen gepocht, die sich auf die Führung der islamistischen Hamas konzentrieren sollten.

Wenn das geschehe, werde auch die Zahl der zivilen Opfer dort zurückgehen, hatte US-Außenminister Antony Blinken vor wenigen Tagen gesagt.

Biden pocht auf mehr Schutz der Zivilbevölkerung

Biden betonte in dem Telefonat mit Netanjahu dem Weißen Haus zufolge, dass die Zivilbevölkerung einschließlich der humanitären Helfer unbedingt geschützt werden müsse. Es sei wichtig, „der Zivilbevölkerung zu ermöglichen, sich sicher aus den Gebieten zu entfernen, in denen die Kämpfe andauern“.

Das Weiße Haus teilte weiter mit, dass Biden und Netanjahu erörtert hätten, wie wichtig es sei, die Freilassung aller verbleibenden Geiseln sicherzustellen.

Der UN-Sicherheitsrat hatte am Freitag in einer Resolution zum Gazakrieg gefordert, eine „sichere und ungehinderte Lieferung von humanitärer Hilfe in großem Umfang“ zu ermöglichen. Ein direkter Aufruf zu einer Feuerpause fehlt in dem Text, über den tagelang intensiv verhandelt worden war.

Für die Resolution stimmten 13 der 15 Mitgliedstaaten des mächtigsten UN-Gremiums. Die mit einem Veto-Recht ausgestatteten ständigen Sicherheitsratsmitglieder USA - ein wichtiger Verbündeter Israels - und Russland enthielten sich.

Ausgelöst worden war der Krieg durch den Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Hunderte Kämpfer der von EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas waren in israelische Orte eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt.

Israelischen Angaben zufolge wurden rund 1140 Menschen getötet und etwa 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel führt seither massive Angriffe in dem Palästinensergebiet - mit dem erklärten Ziel, die Hamas zu vernichten.

Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 20.250 Menschen getötet. (Tsp, dpa, AFP, Reuters)

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