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Terroralarm zu Weihnachten: Rund um den Kölner Dom sind Polizisten in Stellung gegangen. Zuvor ging eine Terrorwarnung ein: Eine islamistische Terrorzelle des afghanischen ISIS-Ablegers ISPK habe über den Jahreswechsel u.a. in Köln Anschläge geplant.

© IMAGO/Panama Pictures/IMAGO/Christoph Hardt

Update

Bericht über Festnahme eines Verdächtigen: Islamisten planten offenbar Anschlag auf den Kölner Dom

Aufgrund von Informationen, die sich der Polizei zufolge auf Silvester beziehen sollen, kommen im Dom in Köln Spürhunde zum Einsatz. In Wien wurden unterdessen vier mutmaßliche Islamisten festgenommen.

| Update:

Nach Hinweisen auf mögliche Anschlagspläne auf den Kölner Dom hat es bei den Kontrollen der Besucher der Mitternachtsmette an Heiligabend keine Vorkommnisse gegeben.

Die aufwendigen Überprüfungen der Menschen im Dom seien unauffällig verlaufen, sagte eine Polizeisprecherin am Montagmorgen. Auch im Umfeld des Doms, wo die Polizei ihre Präsenz erhöht hatte, sei es ruhig geblieben.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bedankte sich direkt zu Beginn bei den Gottesdienstbesuchern, dass sie sich trotz der Lage „nicht haben ängstigen und erschrecken lassen, sondern dass sie mutig hergekommen sind“.

Sein besonderer Dank gelte den Einsatzkräften der Polizei, „die den Dom gewissermaßen auf den Kopf gestellt haben, damit wir hier in alles Sicherheit heute Abend Gottesdienst und Weihnachten feiern können“. Auch bei den Domschweizern und den Mitarbeitern der Sicherheitsdienste bedankte Woelki sich. 

Kurz vor den Weihnachtsgottesdiensten an Heiligabend hatte die Polizei die Sicherheitsmaßnahmen am Kölner Dom wegen Hinweisen auf einen möglichen Anschlagsplan einer islamistischen Gruppe erhöht.

Nachdem Polizisten die Kathedrale bereits am Samstagabend mit Spürhunden durchsuchten, ist die Polizei nun rund um das Gebäude mit rund zwei Dutzend Mannschaftswagen vertreten. Sprengstoff wurde der dpa zufolge nicht bei den Durchsuchungen gefunden.

Die Weihnachtsgottesdienste finden laut Domkapitel wie geplant statt - darunter die Christmette mit Kardinal Rainer Maria Woelki um 24.00 Uhr.

Die Behörden kündigten allerdings an, dass an Heiligabend alle Besucher kontrolliert werden. Touristen lässt die Polizei nicht in die Kathedrale.

Polizisten kontrollieren am Eingang des Kölner Doms jeden Besucher der Frühmesse am Weihnachtstag.
Polizisten kontrollieren am Eingang des Kölner Doms jeden Besucher der Frühmesse am Weihnachtstag.

© dpa/Roberto Pfeil

Die Polizei werde einem Sprecher zufolge dafür sorgen, dass „alle Menschen einer Kontrolle unterzogen“ würden. Sie rief dazu auf, früh anzureisen und keine Taschen mit in den Dom zu bringen, damit die Kontrollen nicht unnötig lange dauerten.

Den Beamten und Beamtinnen zufolge bezog sich der eingegangene Gefahrenhinweis auf Silvester, die Sicherheitsmaßnahmen wurden aber auf die Weihnachtszeit vorgezogen. „Es geht hier um die Sicherheit der Menschen in Köln“, sagte Polizeisprecher Wolfgang Baldes.

Die Zahl der Polizisten vor Ort wurde erhöht. Zu weiteren Details äußerten sich die deutschen Behörden nicht - der Gefahrenhinweis sei aber ernstgenommen worden und es werde ihm weiter nachgegangen. Auch der Staatsschutz sei beteiligt.

„Wir nehmen die islamistische Terrorgefahr sehr ernst und sind äußerst wachsam“, sagte dazu Innenministerin Nancy Faeser (SPD) den Funke-Zeitungen. Die Sicherheitsbehörden hätten die islamistische Szene im Visier und handelten konsequent. Sie sagte aber auch: „Wir alle lieben unsere weihnachtlichen Traditionen und lassen uns nicht einschüchtern oder in unserer Lebensweise einschränken.“

Offenbar Festnahme im Saarland

Verschiedenen Medienberichten zufolge könnte es bei der verdächtigten Gruppe um einen Ableger des Terrornetzwerks „Islamischer Staat“ (IS) handeln, der sich „Islamischer Staat Provinz Khorasan“ (ISPK) nennt. Dieser trägt in Afghanistan schon seit einigen Jahren einen bewaffneten Konflikt mit den militant-islamistischen Taliban aus.

Unterdessen soll es eine Festnahme im Saarland gegeben haben, die womöglich in Verbindung mit den Anschlagshinweisen in Köln stehen. Wie die ARD berichtet, soll bereits am Samstagabend ein Verdächtiger festgenommen worden sein.

Dem Bericht zufolge war der Verdächtige den Behörden bereits als Extremist bekannt. Demnach werden die Bedingungen zur Beantragung eines Haftbefehls noch geprüft. Auch der Generalbundesanwalt sei mit dem Vorgang befasst. Nähere Angaben gehen aus dem Bericht nicht hervor.

NRW-Innenminister appelliert zum Kirchgang gegen die Angst

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul hatte an Heiligabend angesichts der Vorsichtsmaßnahmen der Polizei am Kölner Dom an die Menschen appelliert, nicht aus Angst vor einem Anschlag auf einen Kirchenbesuch zu Weihnachten zu verzichten.

Unsere Behörden nutzen alle Erkenntnisse, um uns bestmöglich zu schützen.

Herbert Reul, Innenminister NRW

„Vorsicht ist das Gebot der Stunde. Wir wissen: Die Terrorgefahr ist so hoch wie lange nicht mehr und unsere christlichen Feiertagsrituale sind natürlich auch ein Ziel von islamistischen Terroristen“, sagte der CDU-Politiker am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur.

„Aber wir sind nicht schutzlos“, betonte Reul und fügte hinzu: „Mein Appell: Gehen Sie in die Kirche, feiern Sie das Weihnachtsfest. Angst ist die Währung von Terroristen. Wir dürfen sie nicht zusätzlich aufwerten.“

Vier Festnahmen bei Ermittlungen gegen Islamisten in Österreich

Auch in Wien erhöhte die Polizei ihre Schutzmaßnahmen. Sicherheitsbehörden hatten nach dpa-Informationen Hinweise, dass auch eine Kirche in Wien mögliches Ziel der Gruppe war.

Der österreichische Verfassungsschutz nahm nach Angaben des dortigen Innenministeriums bei Ermittlungen gegen ein islamistisches Netzwerk vier Menschen fest.

Polizisten stehen nach Hinweisen auf einen möglichen Anschlagsplan einer islamistischen Gruppe vor der Domkirche St. Stephan in Wien.
Polizisten stehen nach Hinweisen auf einen möglichen Anschlagsplan einer islamistischen Gruppe vor der Domkirche St. Stephan in Wien.

© dpa/APA/Max Slovencik

Derzeit liefen Befragungen der Verdächtigen und entsprechende Auswertungen, teilte die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst im österreichischen Innenministerium am Sonntag mit. Nähere Details könnten aus kriminaltaktischen Gründen derzeit nicht genannt werden.

Offenbar Hinweise auf geplante Anschläge in Europa

Bereits Anfang April hatte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, gewarnt: „Das Erstarken dieser Gruppe in Afghanistan verstärkt die Gefährdungslage in Deutschland.“

Obwohl der IS in Syrien und im Irak als weitestgehend besiegt gelte, sei die Gesamtorganisation noch lange nicht zerschlagen. „Unter den verschiedenen Ablegern des IS sticht besonders der ,Islamische Staat Provinz Khorasan’, kurz ISPK, hervor“, sagte Haldenwang.

Die Polizei in Köln will sich am Sonntagvormittag allgemein zu den Ermittlungen äußern. Gleichzeitig hieß es, dass sich die Behörde wegen der laufenden Ermittlungen nicht zu Details äußern werde.

Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel vom 7. Oktober nehmen Befürchtungen zu, dass es auch in Deutschland zu Anschlägen kommen könnte.

Dem „Bild“-Bericht zufolge haben die Sicherheitsbehörden in Deutschland, Österreich und Spanien Hinweise erhalten, dass eine islamistische Terrorzelle an Silvester, oder möglicherweise auch an Weihnachten, Anschläge in Europa verüben könnte. Als mögliche Ziele sollen demnach die Weihnachtsgottesdienste in Köln, Wien und Madrid ausgemacht worden sein.

Erhöhte Gefährdungslage auch in Wien - vier Festnahmen

In Wien nahm der Verfassungsschutz am Samstag bei einem Einsatz gegen ein islamistisches Netzwerk vier Menschen fest - drei von ihnen wurden laut der Nachrichtenagentur APA dann in die Justizanstalt Wien-Josefstadt eingeliefert. Es habe jedoch „keine unmittelbare Anschlagsgefahr in Wien“ bestanden, erklärte ein Sprecher des österreichischen Innenministeriums. Die Polizei in Wien teilte darüber hinaus mit, aufgrund einer „aktuellen Gefährdungseinschätzung“ des Verfassungsschutzes sowie der nach wie vor erhöhten Terrorwarnstufe gelte während der Weihnachtsfeiertage „allgemein eine erhöhte Gefährdung in Österreich“.

Es werde als Vorsichtsmaßnahme in Wien und in den Bundesländern eine verstärkte Überwachung gefährdeter Orte geben, darunter auch Kirchen und Weihnachtsmärkte.

Es werden demnach zivile und uniformierte Einsatzkräfte mit besonderer Ausrüstung und auch Gewehren im Einsatz sein. „Die polizeiliche Aufmerksamkeit richtet sich vor allem auf Kirchen und religiöse Veranstaltungen, insbesondere Gottesdienste, und auf Weihnachtsmärkte“, erklärte die Polizei weiter.

Es könne dabei je nach Notwendigkeit auch zu Zutrittskontrollen kommen. „Besucherinnen und Besucher von Veranstaltungen und Gottesdiensten werden gebeten, einen Lichtbildausweis mitzunehmen und mehr Zeitaufwand als üblich einzuplanen“, hieß es. Die Terrorwarnstufe in Österreich sei nach wie vor erhöht, erklärte die Polizei weiter. (dpa, Reuters, KNA, lem, cst)

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