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Gerhard Schröder (r.) und Oskar Lafontaine im Jahr 1990.

© picture-alliance / dpa/dpa

Versöhnung von Schröder und Lafontaine: Die beiden Polit-Rentner eint ihre Bewunderung für Typen wie Putin

Nach langem Streit haben sich Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine ausgesprochen. Für die Sozialdemokratie ist es bitter, zu sehen, wem sie sich über Jahrzehnte hinweg ausgeliefert hat.

Ein Kommentar von Daniel Friedrich Sturm

Es war höchste Zeit, dass sich Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine getroffen und ausgesprochen haben. Es war höchste Zeit für eine Versöhnung der beiden Männer, zwischen die in vielerlei Hinsicht kein Blatt Papier passt.

Schröder wie Lafontaine pflegten zeit ihres Lebens einen – für ihre Generation frappierenden – Anti-Amerikanismus. Sie bewundern Typen wie Wladimir Putin und üben konsequent Nachsicht mit Diktaturen – früher mit DDR und Sowjetunion, heute mit Russland und anderen Schurkenstaaten.

Es ist schon ziemlich merkwürdig, wie sehr zwei Männer, die sich jahrzehntelang als „moderne“ Sozialdemokraten verkaufen konnten, in der Vergangenheit leben, in der Staatenwelt des 19. Jahrhunderts. Schröder wie Lafontaine folgen der alten Denkschule, wonach Deutschland der Innerlichkeit und Rückständigkeit Russlands näher ist als dem „dekadenten“, diversen, innovativen Westen.

Die stete Distanz zu den Vereinigten Staaten führt die beiden jahrzehntelangen Erzfeinde und Mega-Egos zusammen, vermutlich unter Zutun ihrer medial kreativen Ehefrauen. Vielleicht mögen sie zu ihrem nächsten Zigarren-Kollegium Alexander Gauland und Sergej Lawrow dazubitten.

In den USA mag längst ein Sozialdemokrat regieren, doch die beiden konservativ-reaktionären Polit-Rentner Schröder und Lafontaine bewahren ihren negativen Blick auf die Vereinigten Staaten. Sie folgen Egon Bahrs Ideologie, missachten den Freiheitsdrang von Bürgern in Diktaturen und fokussieren sich, etatistisch geprägt, wie sie nun einmal sind, auf Machthaber wie Wladimir Putin oder Recep Tayyip Erdogan.

Das geht einher mit einer Faszination für fossile Energieträger, teure Rotweine und (bei Schröder mit Putins Hilfe) gefüllte Konten. Übrigens: Der Dritte aus der einstigen „Troika“, Rudolf Scharping, singt als „Berater“ ein Hohelied der Kommunistischen Partei Chinas.

Bitter für die Sozialdemokratie, zu sehen, welchen Figuren sie sich über Jahrzehnte hinweg ausgeliefert hat. Und noch bitterer zu sehen, dass diese SPD im Oktober den Putin-Freund Schröder feiern und ehren will. Ein Stellvertreter von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich möchte dann eine Rede halten. Es ist alles ein großes Trauerspiel.

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