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Julian Brandt (links) und Leon Goretzka waren bei den letzten Länderspielen nicht dabei.

© imago/Uwe Kraft

Topspiel unter ungewohnten Vorzeichen: Bayern München, der BVB und die neue Hackordnung

Der FC Bayern München gegen Borussia Dortmund – das war jahrelang ein Titelduell. Auch einige Nationalspieler beider Klubs müssen sich an die neuen Bedingungen erst gewöhnen.

Wenn ein Fußball-Trainer ein Jahr bei einem Fußballverein hinter sich hat, gibt es in der Regel einiges zu erzählen, erst recht, wenn der Klub der FC Bayern ist. Thomas Tuchel hat viel erlebt in den vergangenen zwölf Monaten, die turbulent begannen und auch turbulent weitergingen.

Aber dieses kleine Dienstjubiläum fand kaum Beachtung, vielleicht auch, weil es eben kein weiteres für ihn geben wird beim deutschen Rekordmeister. Bilanz gezogen wird erst am Ende der Saison, das auch gleichzeitig das Ende von Tuchels Engagement in München ist.

Dabei schließt sich an diesem Samstag beim Bundesligaspiel in der Münchner Arena gegen Borussia Dortmund für Tuchel ein Kreis. Seine Reise hatte Ende März 2023 mit der Partie gegen seinen ehemaligen Klub begonnen, wenngleich unter anderen sportlichen Voraussetzungen.

Damals hatte der Erste gegen den Zweiten gespielt, dieses Mal spielt der abgeschlagene Zweite gegen den noch abgeschlageneren Vierten. Das ändere allerdings nichts an der Emotionalität, der Brisanz der Partie, findet Tuchel. „Spätestens bei der Einfahrt ins Stadion wird sich das wie immer anfühlen.“ Wie immer gegen den BVB.

Man könnte meinen, Tuchel hat alles erlebt in München in den vergangenen zwölf Monaten. Ein paar Glücksmomente und ganz viele schwierige Situationen. Aber es gibt doch immer noch etwas Neues. Zum ersten Mal empfing der Bayern-Trainer in dieser Woche rundum glückliche, gut gelaunte deutsche Nationalspieler nach einer Länderspielpause.

Es waren allerdings nicht so viele wie bisher dabei: nur Jamal Musiala, Joshua Kimmich und Einwechselspieler Thomas Müller, weil Manuel Neuer verletzt ist – der Torwart wird gegen Dortmund wieder einmal von Sven Ulreich vertreten – und Leroy Sané gesperrt war. Auf Leon Goretzka und den lange pausierenden Serge Gnabry hatte Bundestrainer Julian Nagelsmann ganz verzichtet.

Jetzt fügt es sich ganz gut, dass sich die Bayern in den vergangenen Wochen gefangen haben. Auf dem Weg vielleicht noch nicht ganz zu alter Stärke, aber immerhin zu jener Mentalität sind, die den deutschen Rekordmeister viele Jahre ausgezeichnet hatte.

Womöglich braucht es den Schwung, den Kimmich, Musiala und Müller mitgebracht haben, nicht unbedingt, aber er schadet natürlich auch nicht. Mindestens so wichtig für die Bayern wie das Hochgefühl der Nationalspieler ist, dass Top-Torjäger Harry Kane nach seiner Sprunggelenksverletzung fit ist.

Thomas Tuchel (rechts) geht beim FC Bayern auf die Zielgeraden seiner kurzen Amtszeit. Gegen Dortmund kann er wieder auf Torjäger Harry Kane setzen.
Thomas Tuchel (rechts) geht beim FC Bayern auf die Zielgeraden seiner kurzen Amtszeit. Gegen Dortmund kann er wieder auf Torjäger Harry Kane setzen.

© dpa/Tom Weller

Dass die Nationalmannschaft nicht mehr mehrheitlich mit Spielern aus Dortmund und München bestückt ist, ist auch ein Zeichen für die in dieser Saison ins Wanken geratene Hackordnung im deutschen Fußball. Und eines für jene Spieler, die eine Nominierung für die DFB-Auswahl bisher fast für selbstverständlich hielten und in den Augen von Nagelsmann mit einer anderen Rolle als der als Stammkraft Schwierigkeiten haben.

Goretzka hatte die Entscheidung des Bundestrainers vermutlich auch deshalb hart getroffen, weil er bei den Bayern zuletzt überzeugend aufgetreten war. Nun wird sich nicht nur Nagelsmann genau anschauen, wie der Mittelfeldspieler mit dem Rückschlag umgeht. Tuchel hat allerdings keine Sorge, dass die Leistung von Goretzka leidet, im Gegenteil. „Wenn man es nicht gewusst hätte, hätte es man es ihm nicht angemerkt. Weder am Einsatz noch am Ehrgeiz oder an der Qualität seines Trainings“, sagte der Bayern-Trainer.

Eine gute Form in der Schlussphase der Saison könnte Goretzka helfen, sich doch noch für den EM-Kader zu qualifizieren – ebenso wie die Einsicht, auch auf der Bank eine wichtige Rolle für die Mannschaft spielen zu können. Die Tür, hat Nagelsmann jedenfalls betont, sei noch nicht ganz zu.

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