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Joe Biden sagte seinen Besuch in Australien und Papua-Neuguinea ab.

© AFP/SAUL LOEB

Besuch in Sydney abgesagt: Joe Bidens No-Show spielt Chinas Machthaber Xi Jinping in die Hände

Die Absage des Quad-Meetings in Australien und Papua-Neuguinea zeigt erneut, dass die USA nicht unbedingt ein zuverlässiger Partner für die pazifischen Inselstaaten sind. China weiß davon zu profitieren.

Ein Kommentar von Barbara Barkhausen

Dass US-Präsident Joe Biden einen geplanten Besuch in Australien und in Papua-Neuguinea wegen innenpolitischer Streitigkeiten um den Haushalt absagt, dürfte China für sich als Sieg werten.

Denn nach der No-Show Bidens sagte Australien am Mittwoch das geplante Treffen der Quad-Länder, das in der kommenden Woche in Sydney hätte stattfinden sollen, ebenfalls ab. Regierungschef Anthony Albanese will Biden sowie seine anderen Quad-Kollegen – den indischen Premierminister Narendra Modi und den japanischen Premierminister Kishida Fumio – nun am Rande des G7-Gipfels in Hiroshima treffen.

Peking wird die Entscheidung Bidens gerade recht kommen. Chinesische Staatsmedien können dadurch ihre Narrative weiterspinnen, dass die USA innenpolitisch im Chaos sind und sich gegenüber Verbündeten als unzuverlässig erweisen.

Die USA warf Papua-Neuguinea „einfach unter den Bus“

Fast schlimmer als die Absage in Sydney wiegt in diesem Zusammenhang vielleicht, dass Biden auch einen kurzen Zwischenstopp in Papua-Neuguinea gestrichen hat. Dort sollte er am kommenden Montag mehrere Stunden verbringen – ein historischer Besuch – wie selbst das Weiße Haus zuvor in einer Mitteilung geschrieben hatte.

Wir haben Bidens historischen Besuch sogar zum nationalen Feiertag erklärt.

Martyn Namorong, politischer Aktivist auf Twitter

Doch was sich als Absichtserklärung für ein verstärktes US-Engagement im Pazifik verstand, findet nun nicht statt. „Wir haben Bidens historischen Besuch sogar zum nationalen Feiertag erklärt“, schrieb der politische Aktivist Martyn Namorong auf Twitter.

„Und dann warfen die USA uns unter den Bus.“ Damit würden die USA sich immer wieder selbst ins Bein schießen, meinte er in einem weiteren Post. Denn China müsse sich nicht mit solchen internen Streitereien auseinandersetzen.

Was Papua-Neuguinea und Australien noch weiter brüskieren dürfte, ist neben der Absage auch die Tatsache, dass Biden durchaus noch die Zeit findet, am Wochenende zum G7-Gipfel in Hiroshima zu reisen.

China ist die Quad-Gruppe schon länger ein Dorn im Auge

China hat in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, sich als Partner für die kleinen Pazifikstaaten zu etablieren. Vor allem ein Sicherheitsabkommen mit den Salomonen hat bei westlichen Staaten wie Australien oder den USA geradezu zu Panikattacken geführt.

Xi Jinping, Staatspräsident Chinas dürfte sich über Bidens Absage freuen.

© picture alliance/dpa/XinHua/Li Xueren

Chinas Präsident Xi Jinping dürfte sich also die Hände reiben. Nicht nur dürfte ihm die Absage Bidens zu einem unerwarteten Schub in der Pazifikregion verhelfen, sie schwächt auch die Quad-Gruppierung. China ist die Zusammenarbeit und der Austausch zwischen den USA, Australien, Indien und Japan im Rahmen der Gruppe seit Jahren ein Dorn im Auge.

230.000
Opfer forderte der Tsunami 2004 in Südostasien.

Nicht umsonst hat Peking die Quad-Staaten in der Vergangenheit bereits als „exklusive Clique“ und fälschlicherweise sogar als „asiatische NATO“ beschrieben. Dabei ist die Gruppe keine wirkliche formelle Allianz.

Vielmehr haben sich die vier Länder einst 2004 zusammengefunden und das noch aus einem tragischen Grund: Der Tsunami, der damals am zweiten Weihnachtsfeiertag große Teile Südostasiens verwüstete und rund 230.000 Opfer in 14 Ländern forderte, verlangte nach einer gut koordinierten Hilfsaktion.

Die vier Länder arbeiteten damals effektiv und erfolgreich zusammen. Damals sei die Hoffnung aufgekommen, dass die Kooperation der „Start einer neuen, permanenten und mächtigen regionalen Gruppe gleichgesinnter Demokratien“ werden könnte, schrieb David Speers, ein politischer Kommentator des staatlichen australischen Senders ABC, einst.

Doch seitdem haben die Quad-Länder ihr Potenzial nicht wirklich erfüllt. Über die Jahre hinweg stockte das Engagement der Mitglieder immer wieder und erreichte bisher nie wirklich das Niveau eines Führungstreffens. Die Absage Bidens ist dafür erneut Beweis. Xi Jinping darf dies mit Recht als Sieg für sich verbuchen.

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