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Der US-Senator Tim Scott will ins Weiße Haus.

© The Washington Post via Getty Images/The Washington Post

Konservativ, aber nicht populistisch: Tim Scott präsentiert sich als Trump-Alternative

Der einzige schwarze US-Senator der Republikaner ist bei Spendern und in der Partei beliebt. Er setzt darauf, dass die Wähler eine optimistischere Botschaft schätzen. Kann er Erfolg haben?

Es gibt drei Möglichkeiten, die Aussichten von Tim Scott zu bewerten. Die eine lautet: Bei durchschnittlichen Umfragewerten von zwei Prozent habe der einzige schwarze US-Senator der Republikaner kaum Chancen, als Präsidentschaftskandidat seiner Partei nominiert zu werden.

Die andere: In drei nationalen Abstimmungen hätten die Wähler gezeigt, dass es den Republikanern schadet, wenn Donald Trump, derzeit der klare Favorit für die parteiinternen Vorwahlen, auf dem Ticket steht.

Und da der andere Hoffnungsträger, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, diesen in vielem kopiert und in seiner Radikalität noch zu übertreffen sucht, gebe es Raum für eine gemäßigteren Kandidaten. Einen, der die Wähler in der Mitte anspreche. Einen wie Scott.

Trump lobt ihn

Die dritte Möglichkeit folgt aus der Tatsache, dass Trump Scott nach dessen Bewerbungsrede in dieser Woche „viel Glück“ wünschte und erklärte, der Gouverneur aus South Carolina sei „ein großer Schritt nach vorne“ im Vergleich zu DeSantis.

Daraus schließen Beobachter, dass Scott als „running mate“ von Trump, als potenzieller Vizepräsidentschaftskandidat gehandelt werde.

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In Washington ist der fröhliche Senator beliebt, und auch Spender sind von dem klassischen Konservativen mit markanter Biografie angetan. Der 57-Jährige wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Seine Karriere bezeichnet er als Beispiel des amerikanischen Traums.

Sein Großvater habe noch auf Baumwollfeldern im Süden der USA ackern müssen, erzählt er häufig. Aber ihm, dem Sohn einer alleinerziehenden Mutter, sei der Aufstieg aus der Armut gelungen. Das beweise, dass der Rassismus in Amerika an Bedeutung verloren habe. „Ich bin der lebende Beweis dafür, dass Amerika das Land der Möglichkeiten und nicht der Unterdrückung ist“, sagte er bei seiner Bewerbungsrede an seiner ehemaligen Universität in North Charleston.

Seit 2010 sitzt er im US-Kongress

Bevor Scott in die Politik einstieg, besaß er in Charleston ein Versicherungsunternehmen. Mitte der 1990er Jahre wurde er dort Mitglied des Stadtrats. 2010 folgte dann die Wahl in den US-Kongress: erst in das Repräsentantenhaus, von wo aus er zwei Jahre später in den Senat wechselte.

Seine Karriere begann er als Anhänger der zunächst libertären Tea-Party-Bewegung, die 2009 als Opposition gegen die als kommunistisch betrachtete Wirtschaftspolitik Barack Obamas entstanden war. Den Schwenk der Bewegung Richtung Rechtspopulismus machte er aber nicht mit.

Er setzt auf Optimismus

Wie Nikki Haley, die andere Präsidentschaftsbewerberin aus South Carolina, gilt er als Republikaner, der sich von dem populistischen Teil der Partei abgrenzt. Wie Haley versucht er, sich von Trump abzusetzen, ohne dessen fanatische Anhänger gegen sich aufzubringen.

Beim Nominierungsparteitag 2020 fiel Scott auf, weil er einer der wenigen war, der dem Gerede von Kulturkampf und Niedergang der amerikanischen Nation eine optimistische Botschaft entgegensetzte.

Und wer ihn zu Trumps Amtszeit im Senat beobachtete, konnte einen Politiker erleben, der auch mal mit seinem Sitznachbarn lachend die Köpfe zusammensteckte, wenn der Präsident allzu großen Unsinn redete.

Auf der anderen Seite kündigte der tiefgläubige Baptist in einem Interview im April an, als Präsident das konservativste Abtreibungsrecht zu unterzeichnen, das es durch den Kongress schaffe. Außerdem tritt er für ein lockeres Waffenrecht ein – ein weiteres konservatives Herzensthema.

Die „New York Times“ kommt bei Scott zu einem klaren Fazit. Würde er der Kandidat der Republikaner werden, dann könnte er US-Präsident Joe Biden am gefährlichsten werden.

Denn als erfahrener schwarzer Politiker würde er einen entscheidenden Vorteil mit sich bringen: Er schwäche das Bild der Republikaner als Partei „wütender, rassistischer alter weißer Männer“ ab. Allerdings muss er dafür erst einmal Trump schlagen.

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