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"Viel ist hingesunken uns zur Trauer / und das Schöne zeigt die kleinste Dauer": es geht um die "Strudlhofstiege" zu Wien, die durch Heimito von Doderers Roman berühmt geworden ist.Und zugleich um mehr: wie der Schauspieler Peter Mati¿c seine Literaturlesungen versteht, geben sie die Fülle österreichischen Bewußtseins in der knappsten Form wieder.

Von Sybill Mahlke

Ein sowjetischer Leutnant, Wladimir Dawydowitsch Grinberg, und Stefan Heym, der 1933 aus Deutschland in die Tschechoslowakei und zwei Jahre später in die USA emigrierte, lernen einander unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg auf einer improvisierten Party in Wien kennen.Sie sind sich auf Anhieb sympathisch und "fraternisieren" bald miteinander, nicht nur weil sie beide jüdischer Herkunft sind, nicht nur weil Grinberg in Österreich den Zeitungen, die für die einheimische Bevölkerung herausgegeben werden, die Direktiven der russischen Befreier übermittelt und somit in einer Funktion arbeitet, die der Heyms bei den amerikanischen Besatzern in Westdeutschland ähnelt, nicht nur weil sie zusammen die von "Wolodja" besorgte Wurst essen und den von "Stjepan" organisierten Scotch trinken, nicht nur weil sich Heym zu erkennen gibt als ein Schriftsteller, der in Amerika einen Roman über den Widerstand der Prager gegen die Nazis geschrieben hat, der, ins Russische übersetzt, von einer Moskauer literarischen Zeitschrift gedruckt wurde, nicht nur weil sich auf diese Eröffnung hin bei Grinberg "jenes Ehrfurchtssyndrom zeigt, das sich in dem intensiven Wunsche äußert, dem verehrten Autor das Thema für sein nächstes Buch aufzudrängen, frei und gratis selbstverständlich".

Es war im Sommer letzten Jahres, als Lior Shambadal in Berlin zum ersten Mal aufhorchen ließ.Mit zwei Konzerten in den Borsighallen weckte der frischgebackene Symphonikerchef die in seinem Orchester schlummernden Qualitätsreserven.

Für die einen war er ein Scharlatan, die anderen hielten ihn für den größten deutschen Künstler seiner Epoche.Bis heute sind sich die Fachleute uneins, wie das Werk Bernhard Hoetgers (1874-1949) einzuordnen sei.

So einig waren sich große Koalition und Opposition in dieser Legislaturperiode selten: Die Berliner Symphoniker müssen gerettet werden.Bei der gestrigen Sitzung des Kulturausschusses im Berliner Abgeornetenhaus schlug dem Plan des Kultursenators Peter Radunski, die Subventionen für das Orchester zum Ende der Saison 1998 / 99 ersatzlos zu streichen, einstimmiger Protest entgegen.

Streichquartette bilden seit langem einen der Programmschwerpunkte der Berliner Festwochen, und so bietet alljährlich der September einen Überblick über die internationale Quartettszene, der seinesgleichen suchen dürfte - von den großen Stars bis zu den jüngeren Ensembles.Das Publikumsinteresse kann bei diesem großen Angebot allerdings erschreckend ungleich verteilt sein, wie die beiden ersten Quartettabende dieses Jahres zeigten: einem fast ausverkauften Kammermusiksaal beim Alban Berg-Quartett stand eine knappe Hundertschaft vereinzelter Besucher in der Staatsbibliothek gegenüber, die den Weg zum Konzert des exzellenten Wiener Artis-Quartett fanden.

Der Schriftsteller Martin Walser hat sich entschieden gegen das Berliner Holocaust-Mahnmal ausgesprochen.Nirgendwo auf der Welt gebe es sonst ein vergleichbares "Denkmal für Schande".

"Ist das nicht zum Heulen schön?" soll Hugo Wolf ausgerufen haben, nachdem er einmal Eduard Mörikes "Auf einer Wanderung" vor Freunden rezitiert hatte.

Von Volker Straebel

Von einem zerstreuten Kindermädchen mit einem Roman-Manuskript verwechselt und in einer Handtasche verstaut, landete der verschlampte Säugling als Fundstück in einer Londoner Gepäckaufbewahrung.So jedenfalls dichtet es Oscar Wilde seinem "Bunbury"-Helden an - nicht gerade ein Zeichen von Kinderfreundlichkeit, befindet der britische Dramatiker Mark Ravenhill und nimmt diese böse kleine Andekdote zum Anlaß für einen gedanklichen Brückenschlag: "Handbag or The Importance of Being Someone" vergleicht die victorianische Gesellschaft, in der Mütter ihre Sprößlinge gleich nach der Geburt an Ammen und Nannies delegierten, mit unserer Zeit, in der immer mehr maßgeschneiderte Retorten-Babys in eine Welt der sich auflösenden sozialen Bindungen geworfen werden.

Eine Nation will von einer Band verarztet werden.Alle, wirklich alle haben sie in ihr Herz geschlossen - das bunte Blättchen "Max" ließ sie sich auf dem Titel ausziehen, für die Boulevardzeitung BZ sind sie die "cleverste Band der Welt", und auch die Berliner Stadtmagazin "Tip" bringt sie ganz vorne ("Ballerman goes Pop").

Seit den achtziger Jahren setzt sich der Komponist und Dirigent Hans Zender zunehmend mit Werken der musikalischen Vergangenheit auseinander.Kompositorisch reflektierend schuf er individuelle Lesarten von Haydn, Beethoven, Debussy oder - zuletzt in der "komponierten Interperetation" der "Winterreise" - Schubert.

Es ist sonderbar um die Moderne bestellt: Macht einer eine Ausstellung mit Klimt, Schiele, Kokoschka, können die Museen den Besucheransturm kaum bewältigen.Stehen deren musikalische Pendants, wie jetzt beim schönen Chorkonzert der Festwochen, auf dem Programm, finden kaum 150 Hörer in den Kammermusiksaal.

Neues, innovatives Bauen verbinden wohl die wenigsten mit Berlins östlichstem Stadtbezirk Marzahn.Denn Marzahn ist "die Platte", die größte Großsiedlung der DDR, über Kilometer hinweg nichtendenwollende Wohnhochhäuser aus Betonfertigteilen.

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