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Mehr Parteifreunde als Gegner: die republikanischen Präsidentschaftsbewerber.

© AFP/Brendan Smialowski

Ernüchternde TV-Debatte: Alles sieht danach aus, als ob Trumps Spiel erfolgreich ist

Die US-republikanischen Präsidentschaftsbewerber haben gezeigt, dass sie kämpfen können. Allerdings schafft es keiner, sich als Trump-Widersacher zu beweisen.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Die erste TV-Debatte der US-Republikaner ist vorüber – und dank der selbstgewählten Abwesenheit des Frontrunners Donald Trump hatten die Amerikaner tatsächlich zwei Stunden lang Zeit, sich acht Bewerber genauer anzuschauen.

Die Unterschiede traten besonders bei den Themen Ukraine und Abtreibung klar zutage, es wurde viel und lautstark gestritten – auch über Außenpolitik. Vor allem der frühere Vizepräsident Mike Pence überraschte mit seiner Angriffslust.

Und Nikki Haley, die ehemalige Gouverneurin von South Carolina und Ex-UN-Botschafterin, gab zumindest eine Kostprobe ihrer Stärken ab. Zu spüren war, was möglich sein könnte, wenn Trump nicht mehr im Rennen wäre.

Das Problem ist nur: Der 77-Jährige zeigt kein Interesse, vorzeitig auszuscheiden. Daran hat auch die bereits vierte strafrechtliche Anklage nichts geändert, wegen der er sich an diesem Donnerstag bei den Behörden in Atlanta (Georgia) melden muss. Er dominiert das Rennen auch nach diesem Mittwochabend. Das wurde auf mehreren Ebenen deutlich.

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Am auffälligsten vielleicht bei den Reaktionen des Publikums in der Arena in Milwaukee (Wisconsin), aus der heraus der Sender Fox News die Debatte ins Land übertrug. Wenn etwa der ehemalige Gouverneur von New Jersey Chris Christie den Ex-Präsidenten wegen seines „unwürdigen” Verhaltens frontal angriff, wurde er kräftig ausgebuht.

Meiste Attacken gegen Trump-Fan

Trumps großer Einfluss wurde aber auch bei der Frage deutlich, wer am meisten von seinen Mitbewerbern kritisiert wurde: Das war bemerkenswerterweise eben nicht Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der lange Zeit als gefährlichster Herausforderer Trumps gehandelt wurde, aber in den vergangenen Wochen in den Umfragen verloren hatte.

Die meisten direkten Attacken zielten vielmehr auf Vivek Ramaswamy, den mit 38 Jahren jüngsten Republikaner im Bewerberfeld. Der indischstämmige Biotech-Unternehmer gibt sich als glühender Trump-Verteidiger („Trump war der beste Präsident des 21. Jahrhunderts.”). Wie jener spielt er mit seiner Rolle des erfolgreichen Geschäftsmannes und politischen Außenseiters, der die einfachen Bürger gegen das übergriffige „Establishment” verteidigt.

Vivek Ramaswamy setzte sich massiv für Donald Trump ein.

© AFP/Kamil Krzaczynski

Ramaswamy ist geradezu stolz darauf, erst zweimal bei einer Präsidentschaftswahl abgestimmt zu haben. Und betont, dass amerikanisches Geld in erster Linie in den USA eingesetzt werden solle.

Manche seiner Beiträge etwa zum Klimawandel waren so kontrovers, dass vor allem Pence und Christie ihn früh hart angingen. Aber ein großer Teil der Zuschauer war von dem wortgewaltigen Jungstar, der sich mit seiner „America First”-Rhetorik in den Umfragen zuletzt deutlich verbessern konnte, durchaus angetan.

Ukraine-Frage spaltet US-Republikaner

Zwar kritisierte Nikki Haley den 38-Jährigen wegen seiner Haltung in der Ukraine-Frage und mit Blick auf seine Äußerungen zu Israel stark. Ramaswamy ist gegen eine Aufstockung der Ukraine-Hilfen und hatte sich dafür ausgesprochen, dem engen Verbündeten Israel in den kommenden Jahren weniger finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen.

Die einzige Frau im Feld: Nikki Haley

© AFP/Getty Images/Win Mcnamee

Aber vor allem beim Thema Ukraine zeigte die Reaktion des Publikums, wie gespalten die Republikanische Partei hier ist. Auch DeSantis erklärte einmal mehr unter Beifall, dass er Soldaten statt in die Ukraine an die Grenze zu Mexiko schicken werde.

Doch der notwendige Neustart gelang DeSantis auch mit diesen Äußerungen nicht. Sein Auftritt war solide, mehr aber auch nicht. Zudem vermied er es einmal mehr, sich klar von Trump zu distanzieren.

Eine Aufgabe der Diskutanten am Mittwoch war es, zu zeigen, dass sie kämpfen können. Das ist aufgegangen. Kaum Fortschritte gab es dagegen bei der Mission, die Basis von Trump zu entfernen und hinter einem seiner Herausforderer zu vereinen.

Mit der Entscheidung, angesichts seines überwältigenden und aller Anklagen zum Trotz nachhaltigen Umfragevorsprungs die Debatte zu schwänzen, hat Trump einmal mehr gezeigt, dass er bereit ist zu zocken. Alles sieht danach aus, als ob sein Spiel am Mittwoch erfolgreich war.

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