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Das Interview mit Herrn Mißfelder war das Beste, was ich in den letzten Jahren im Tagesspiegel gelesen habe. Endlich eine Zeitung, die den Mut hat, junge Politiker mit einer mutigen – aber einzig richtigen – Meinung zu Wort kommen zu lassen.

Ich kenne eine 86jährige Rentnerin, die weiß, dass sie noch dableiben muss, weil sie mit ihrer Rente ihre allein erziehende, arbeitswillige, aber arbeitslose Tochter und ihre Enkelin mitversorgen muss. Ich weiß von einer arbeitswilligen, aber arbeitslosen Wissenschaftlerin, die wieder im Rentnerinnenhaushalt ihrer Mutter leben muss.

Ich bin 83 Jahre alt, freue mich, dass ich vor nicht allzu langer Zeit ein neues Kniegelenk bekommen habe und dadurch weniger Schmerzmittel brauche. Ich bin noch berufstätig und falle dadurch niemandem zur Last, höchstens meinen fünf Kindern, weil ich eine Minimalrente habe.

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Vielleicht ist es kein Zufall. Gerade jetzt, da SPD-Generalsekretär Olaf Scholz eine Debatte über den Begriff „Gerechtigkeit“ entfachen will, widerfährt der SPD ebendiese.

Die Angehörigen der freigelassenen Palästinenser freuen sich – aber Arafat fühlt sich hereingelegt

Von Charles A. Landsmann

Ich halte es für sehr wichtig, dass auch die Alten in unserer Gesellschaft an desaströsen Folgen von vergangener Politik teilhaben und ebenso wenig von den Folgen verschont bleiben wie die Jungen. Die jetzigen Rentner haben in ihrer Jugend eine Zeit erlebt, die für uns unfassbar ist, aber unsere Generation ist dafür nicht verantwortlich.

Die Ursachen der Flut sind längst erforscht – doch konkrete Lehren hat die Politik daraus bisher kaum gezogen

Gestatten Sie mir, als Vertreterin der Rentnergeneration (wenn auch ohne AdventureUrlaubsambitionen) zu erwidern. Aufgewachsen in der Vorkriegs- und Kriegszeit, stand meine Generation vor den Kriegstrümmern.

Selbst nach zweimaligem Lesen dieses Interviews sagte ich mir, das kann ja nicht wahr sein, dass ein junger Politiker allen Ernstes die Forderung erhebt, alten Menschen über 85 künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft zu verweigern, und stattdessen Krücken vorschlägt, um Kosten zu sparen. Ein geradezu menschenverachtendes Ansinnen.

Mich würde nicht wundern, käme es gegen die Generation Golf zu einer Gegenbewegung der Alten: „Nach uns die Sintflut“. Rein rechnerisch haben die Senioren bald die Mehrheit.

Schon die Äußerungen des JUVorsitzenden Mißfelder sind eine Provokation. Dass nun auch eine Katherina Reiche, die wie alle unsere Brüder und Schwestern aus der ehemaligen DDR keinen Pfennig in unsere Sozialkassen eingezahlt hat, sich dazu berufen fühlt, die Generation zu attackieren, die durch ihre Arbeit den Topf gefüllt hat, aus dem jetzt alle schöpfen, empört mich!

Meine älteste Hüftpatientin war 100 Jahre alt, sie hat weitere vier Jahre schmerzfrei mit altersentsprechender Mobilität – nun wieder – ohne größere Fremdhilfe gelebt und der Solidargemeinschaft Kosten erspart. Nach Ausgrenzung aus dem Gemeinschaftswesen sind die Kosten für die Behinderten viel größer, die Leiden und Kosten aus alternativen Behandlungen um ein Vielfaches höher.

Haken wir uns ein bei den wohlhabenden 85Jährigen und promenieren, nach gelungener Hüftoperation und anschließender Reha, am Strand entlang, mit neuem Lächeln und geradem Blick. Wer es sich leisten kann, der lächelt und der geht, wer nicht, hechelt und steht – wenn er nicht geschoben wird.

Es ist das Privileg der Jugend, spontan und ungeschminkt auch unausgegorene Meinungen zu äußern. Insoweit sind empörte Aufschreie etablierter älterer Politiker fehl am Platz.

Die jungen Leute sollen die Freiheit haben, die sich die heutigen Alten auch „nahmen“, nämlich dafür zu sorgen, dass es den Kindern immer besser geht als den Eltern. Was etwas schwierig ist, wenn es den Eltern bisher so gar nicht schlecht ging, aber in Zukunft etwas weniger gut gehen wird.

Das der Titelseite folgende Interview reiht sich ein in eine Reihe von in der letzten Zeit zunehmenden Meinungsbekundungen aus intellektuellen Kreisen, die, angesichts der NSVergangenheit und ohne die Political Correctness zu bemühen, erschrecken lassen. Lassen wir den schon vielfach behaupteten (angeblichen) „Generationenverrat“ der die Gesellschaft aus den Trümmern neu schaffenden, mit wenig oder keinem Urlaub auskommenden und – anders als 23-Jährige heute – ohne Erbschaft auskommenden und zur Erzeugung von zwei und mehr Kindern prinzipiell noch willigen „Alten“ einmal beiseite; ebenso den von der früheren CDU/FDP-Regierung im Namen der Wiedervereinigung betriebenen Rentnerinnen- und Rentnerverrat kraft zweckwidrigen Eingriffs in die staatliche Rentenkasse.

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