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Passenten in New York tragen Masken, aber nicht wegen Corona, sondern aufgrund von Rauchschwaden von Waldbränden in Kanada.

© Action Press/Xinhua/Michael Nagle

Klimawandel, Waldbrände, Rauchschwaden in New York: Die neue Normalität darf nicht zu Resignation führen

Die Bilder der Waldbrände in Kanada und Rauchschwaden in New York verdeutlichen den fortschreitenden Klimawandel. Doch sich in Katastrophenszenarien zu ergehen, wäre der falsche Weg.

Ein Kommentar von Jan Kixmüller

Wenn es nicht zynisch klingen würde, könnte man sagen: alle Jahre wieder. Mit dem Sommer beginnen die Waldbrände. Nicht nur auf dem brandenburgischen Truppenübungsplatz Jüterbog brennt es gegenwärtig, in Kanada stehen riesige Waldflächen in Flammen.

Die Bilder der kanadischen Brände sind apokalyptisch, Rauchschwaden, die bis nach New York ziehen und selbst dort noch den Himmel verdunkeln. Menschen eilen mit Atemmasken durch die dunklen Straßenfluchten. Bilder wie aus einem dystopischen Endzeitszenario.

In Deutschland ist die Waldbrandgefahr in der vergangenen Woche im Nordosten auf die höchste Stufe gestiegen, die Karte des Waldbrandindex sieht aus wie Fleckvieh, vor allem im Osten ballen sich dunkle Cluster. Hier hat es seit Anfang Mai nicht mehr wesentlich geregnet, und in absehbarer Zeit sind auch keine nennenswerten Niederschläge zu erwarten.

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Die Bilder wie aus Jüterbog und Kanada werden auch in diesem Sommer nicht die einzigen ihrer Art bleiben. Im vergangenen Jahr brannte es rund ums Mittelmeer in Kalifornien und Sibirien, im Winter in Argentinien, Uruguay und Chile. Seit Jahren schon sind die Waldbrände zum stetigen Begleiter der Sommermonate geworden.

Dass der Klimawandel dabei eine entscheidende Rolle spielt, muss längst jedem klar sein. Wälder und Böden leiden in den vergangenen Jahren verstärkt durch seltenere Niederschläge und länger anhaltende Hitze- und Trockenperioden – wodurch die Waldbrandgefahr steigt.

Die Wissenschaft weiß heute, dass mehr Hitze Trockenheit befördert. Hitze und Dürre führen dann dazu, dass die Waldbrände sich besser ausbreiten können. Natürlich braucht es immer den berühmten zündenden Funken dazu, doch der findet sich, egal ob durch Brandstiftung, Unachtsamkeit oder einen Blitzschlag.

Sind Hitze und Brände die neue Normalität?

In der Attributionsforschung, die den Beitrag des Klimawandels an Wetterextremen abschätzt, heißt es, dass extreme Wald- und Buschbrände wie zuletzt in Australien seit dem Jahr 1900 mindestens um den Faktor vier zugenommen haben.

Ohne den Klimawandel wären demnach auch extreme Hitzewellen wie 2021 im Nordwesten der USA und an der kanadischen Pazifikküste, bei denen Waldbrände eine ganze Kleinstadt zerstörten, niemals aufgetreten, wie die renommierte Klimaforscherin Friederike Otto betont.

Eine Woche nach Ausbruch des Waldbrandes auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog südlich von Berlin breitet sich das Feuer weiter aus.

© dpa/Paul Zinken

Dabei ist es nicht so, dass erhöhte Temperaturen direkt zu Waldbränden führen. Vielmehr wird durch die Hitze die Trockenheit gesteigert, wodurch wiederum die Waldbrandgefahr weiter ansteigt.

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Dass dies in Zukunft das neue Normal werden wird, vor allem auch im Nordosten Deutschlands, darin sind sich Experten einig. Wärmere Sommer ohne zusätzlichen Niederschlag führen zu höherer Austrocknung und damit zu einem gestiegenen Waldbrandrisiko.

Warum die Bilder aus New York nicht zur Resignation führen dürfen

Doch die bedrohlichen Bilder sollten nicht in Katastrophenszenarien münden. Die neue Normalität darf nicht zu Resignation führen. Vielmehr geht es um die Frage, was getan werden kann und muss.

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Zuerst einmal geht es um Anpassung. Eine ganze Reihe von Maßnahmen sind hier möglich, angefangen vom Waldumbau über den Brandschutz bis hin zum Ausbau der nötigen Infrastruktur zur Brandbekämpfung. Baumarten mit geringem Waldbrandrisiko müssen verstärkt nachgepflanzt werden, Straßenränder müssen von brennbarem Material befreit werden, um zu verhindern, dass sich Bodenfeuer ausbreiten.

Für die Feuerwehren ist die gründliche Erkundung der Lage vor Ort ein Muss für eine erfolgreiche Waldbrandbekämpfung. Wichtigstes Ziel für sie ist, zu verhindern, dass das Feuer vom Boden auf die Baumkronen überspringt und damit einen Vollbrand auslöst.

Nicht zuletzt aber muss auch das öffentliche Bewusstsein für die Gefahr geschärft werden, denn es ist nicht die viel beschworene Glasscherbe, die die Wälder bei Sonnenschein wie eine Lupe entzündet, sondern es sind weggeworfene Zigaretten, Unachtsamkeit beim Grillen oder ein heißer Auto-Katalysator, die das Unterholz entzünden.

Anpassung allein reicht aber nicht. Die wichtigste Maßnahme ist natürlich konsequenter Klimaschutz, so schwer uns das auch fällt. Neue Daten zeigen, dass im Jahrzehnt von 2013 bis 2022 die globale Temperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau bereits um 1,14 Grad angestiegen ist.

Die Autoren einer aktuellen Studie warnen, dass die Erwärmung mittlerweile mit einer Geschwindigkeit von über 0,2 Grad pro Jahrzehnt ansteigt. Damit wären dann bereits um das Jahr 2040 die 1,5 Grad überschritten, die von der Wissenschaft und Weltgemeinschaft als Grenze für einen gerade noch beherrschbaren Klimawandel festgelegt wurden. Gleichzeitig haben die Treibhausgasemissionen einen historischen Höchststand erreicht.

Die Bilder der Brände sind es nun, die uns mit der Nase darauf stoßen müssen: Dass wir beim Klimaschutz beharrlich nachjustieren müssen, dass wir auch unbequeme Maßnahmen in Kauf nehmen müssen, um nicht über die 1,5 Grad hinauszuschießen. Sonst kommen wir in eine Welt, in der es nicht nur an einer Handvoll Orten brennt.

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