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VBKI 100 Köpfe Berliner Wirtschaft

© Sascha Radke für den Tagesspiegel

100 Köpfe der Berliner Wirtschaft: Die Zugangskriterien bleiben geheim

Die Tagesspiegel-Serie „100 wichtigsten Köpfe der Berliner Wirtschaft“ hat für viel Gesprächsstoff gesorgt. Nun haben Tagesspiegel und der VBKI alle Nominierten zu einem Netzwerkabend geladen.

Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) bleibt – bei allem Hype um Videokonferenzen und Künstliche Intelligenz – ein Fan von realen Menschen, die sich treffen und kennenlernen. Deshalb kam sie beim ersten realen Treffen der „100 Köpfe der Berliner Wirtschaft“ auch persönlich vorbei, um den „Möglichmacherinnen und -machern“ zu gratulieren.

Nach der Aktion des Tagesspiegels, die 100 wichtigsten Akteure der Berliner Wirtschaft in einer redaktionellen Serie vorzustellen, hatte der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) am Montagabend alle Portraitierten ins Haus der Berliner Wirtschaft eingeladen. Damit sich alle kennenlernen, also die, sie sich bisher nur im Tagesspiegel gesehen hatten.

VBKI-Präsident Markus Voigt fand gut, dass in der Serie (hier alle Folgen zum Nachlesen) die Menschen in den Vordergrund gerückt wurden und das soziale Engagement der Akteure eine wichtige Rolle spielte. Wie man auf die Liste kommt, wollte Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt allerdings nicht verraten. „Das ist wie bei Coca-Cola, die Ingredienzen sind bekannt, die Mixtur bleibt geheim.“

Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) mit Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt.
Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) mit Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt.

© Eventpress/Sascha Radke

Franziska Giffey habe immerhin gute Chancen, bei den nächsten 100 Köpfen dabei zu sein, sagte Maroldt. Diesmal war sie als Rednerin gefragt. Sie lieferte einen Parforceritt durch das politische Programm der neuen Koalition – fast so, als wäre sie noch die Regierende. „Wir brauchen eine pragmatische, vernunftorientierte, teilweise auch bürgerliche Politik“, sagte Giffey. Die Ziele seien immer noch die gleichen wie beim alten Senat: „Eine soziale und klimaneutrale Stadt.“

Wir wollen Berlin zum Innovationsstandort Nummer eins in Europa machen.

Franziska Giffey (SPD), Wirtschaftssenatorin

Der Senat bekenne sich klar zum Wirtschaftswachstum, „auch das ist ja nicht selbstverständlich in Berlin“, sagte Giffey. Und: „Wir wollen Berlin zum Innovationsstandort Nummer eins in Europa machen.“ Maroldt hatte trotzdem noch ein paar kritische Fragen, etwa die nach einem möglichen Enteignungsgesetz als Drohkulisse für den Umgang mit wichtiger Infrastruktur in der Stadt, ein Verfahren, das sie vor der Wahl noch klar abgelehnt habe.

„An meiner Meinung hat sich nichts geändert“, entgegnete Giffey. Die Koalition strebe keine Enteignung von Wohnungsunternehmen an, sondern ein „Vergesellschaftungsrahmengesetz“, das nur zum Tragen käme, wenn wichtige Bereiche der Daseinsvorsorge nicht mehr zur Verfügung stünden. „Ein Rahmen ist keine Vergesellschaftung“, sondern sei eher vergleichbar mit einer roten Ampel. Merke: Wer trotzdem über die Straße geht, bekommt es mit dem Senat zu tun.

Speed-Dating mit den Top Ten von 100 Köpfen

Führten auf der Bühne Kurzinterviews mit ausgewählten „wichtigen Köpfen“: Kevin P. Hoffmann und Tanja Buntrock, Leiter des „Berliner Wirtschaft“ beim Tagesspiegel.
Führten auf der Bühne Kurzinterviews mit ausgewählten „wichtigen Köpfen“: Kevin P. Hoffmann und Tanja Buntrock, Leiter des „Berliner Wirtschaft“ beim Tagesspiegel.

© Sascha Radke für den Tagesspiegel

In einer Art Speed-Dating baten anschließend Kevin P. Hoffmann und Tanja Buntrock, die Leitung des Teams „Berliner Wirtschaft“ beim Tagesspiegel, neun „Köpfe“ zu kurzen Interviews auf die Bühne. Die Redaktion hatte sie in der Serie durch längere Texte hervorgehoben, am Ende aus diesem Kreis aber nicht die eine Person zum „wichtigsten“ Kopf gekürt.

Sigrid Nikutta, Chefin von DB Cargo – und Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn AG.
Sigrid Nikutta, Chefin von DB Cargo – und Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn AG.

© Sascha Radke für den Tagesspiegel

Sigrid Nikutta, die Chefin von DB Cargo, ehemals BVG-Vorstandschefin, lobte die Entwicklung der Berliner Verkehrsbetriebe nach ihrem Weggang und freute sich zugleich, „dass mein alter Weggefährte Henrik das Ruder übernimmt“. Gemeint war Henrik Falk, der Chef der Hamburger Hochbahn, der 2024 zur BVG wechselt und damit in seine Heimatstadt Berlin zurückkehrt.

Irene Selvanathan von Neurospace.
Irene Selvanathan von Neurospace.

© Sascha Radke für den Tagesspiegel

Irene Selvanathan, Chefin von Neurospace, erzählte von ihrer Mission, einen Rover für die nächste Mondlandung zu bauen. Zugleich arbeite ihr Unternehmen an kleineren und günstigeren Systemen, um künftige Astronauten mit der Robotik solcher Fahrzeuge vertraut zu machen.

Gasag-Chef Georg Friedrichs im Interview mit Kevin P. Hoffmann.
Gasag-Chef Georg Friedrichs im Interview mit Kevin P. Hoffmann.

© Sascha Radke für den Tagesspiegel

Gasag-Chef Georg Friedrichs gab einen optimistischen Ausblick auf den kommenden Winter. „Die Speicher sind voll. Die Industrie fragt weniger Gas nach.“ Die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz (Heizungen) bezeichnete Friedrichs als „Schlachtfeld“, immerhin sei deutlich geworden, „dass wir spät dran sind“ bei der kommunalen Wärmeplanung und der Umstellung auf erneuerbare Energien.

Sonja Jost, Gründerin von DexLeChem.
Sonja Jost, Gründerin von DexLeChem.

© Sascha Radke für den Tagesspiegel

„Die Schweizer haben eine andere Innovationskultur“, erklärte Sonja Jost von der Chemiefirma DexLeChem. Bei den Eidgenossen seien ihr Türen geöffnet worden, um nachhaltige und fossilfreie Produktionsverfahren kennenzulernen. In Deutschland seien die Unternehmen dagegen zögerlicher. Dabei sei es möglich, mit „grüner Chemie Produktion aus Asien zurückzuholen.“

Charité-Chef Heyo Kroemer.
Charité-Chef Heyo Kroemer.

© Sascha Radke für den Tagesspiegel

„Mastermind des Charité-Imperiums“, diese Zeile des Tagesspiegels war Charité-Chef Heyo Kroemer doch etwas zu dick aufgetragen. Man solle doch bitte „die Kirche im Dorf lassen“. Auch den Hightech-Standort Boston in den USA müsse Berlin nicht unbedingt kopieren. In der Biomedizin habe Berlin allerdings gute Chancen auf eine Spitzenposition zumindest in Europa, da müsse man aber über einen langen Zeitraum von 25 Jahren die gesteckten Ziele konsequent verfolgen.

Aletta von Massenbach führt den Flughafen BER.
Aletta von Massenbach führt den Flughafen BER.

© Sascha Radke für den Tagesspiegel

Flughafen kann BER-Chefin Aletta von Massenbach. Nach beruflichen Stationen „an rund 50 Flughäfen auf der ganzen Welt“ sei sie für den BER „ganz gut gewappnet“ gewesen. Jetzt müsse der Flughafen für die Hauptstadt und Brandenburg nur noch sein schlechtes Image aus der Bauzeit abstreifen. Auf den Reiseverkehr in den Sommerferien sei man schon mal gut vorbereitet, aber „Luftverkehr ist komplex, der beginnt und endet nicht am BER“.

Projektentwickler Thomas Bestgen.
Projektentwickler Thomas Bestgen.

© Sascha Radke für den Tagesspiegel

Thomas Bestgen, der mit seiner UTB Projektmanagement für bezahlbaren Wohnraum sorgt, findet es ganz okay, wenn derzeit „einige Investoren die Stadt verlassen“, weil sich ihre Projekte nicht mehr rechnen. Seine Projekte, „Quartiere mit hoher sozialer Mischung“, funktionieren nach dem „Selbstkostenprinzip wie Genossenschaften“. Das mit moderaten Mieten zu finanzieren, sei „ein gewisser Spagat“, aber machbar.

Miles-Mobility-Chef Oliver Mackprang.
Miles-Mobility-Chef Oliver Mackprang.

© Sascha Radke für den Tagesspiegel

7000 Fahrzeuge hat der Carsharing-Anbieter Miles inzwischen in der Hauptstadt verteilt, „nur die BVG hat mehr“, sagt Miles-Geschäftsführer Oliver Mackprang. Da habe man in Sachen Verkehrswende schon ein gewisses Mitspracherecht.

Die Politik sollte mal einen Schritt auf uns zugehen.

Oliver Mackprang, Miles-Geschäftsführer

„Es hat gedauert, Gehör zu finden.“ Dass Miles für Parkplätze in der Innenstadt zahlen müsse, sei kontraproduktiv. Die Politik sollte mal „einen Schritt auf uns zugehen“, dann würde sich auch Miles bewegen und vielleicht die ganze Stadt zum Geschäftsgebiet erklären – so wie es sich viele Verkehrspolitiker wünschen.

Lutz Leichsenring, Vorsitzender der Clubcommission.
Lutz Leichsenring, Vorsitzender der Clubcommission.

© Sascha Radke für den Tagesspiegel

Leerstehende Einzelhandels- oder Büroflächen könnte man doch in „Musikspielstätten“ umwandeln, „vielleicht ergibt sich da ja was“, sagt Lutz Leichsenring, unermüdlicher Interessenvertreter der Berliner Clubszene. Auch über das Nachtleben auf dem ehemaligen Flughafen Tegel gebe es Gespräche, sagt Leichsenring. „Berlin ist nach wie vor Vorbild“ für viele Städte in der Welt, wenn es um Clubkultur gehe, und wenn das Nachtleben attraktiv sei, kämen auch die jungen Fachkräfte, die nicht nur Berlin so dringend braucht.

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VBKI 100 Köpfe Berliner Wirtschaft

© Sascha Radke für den Tagesspiegel

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