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US-Präsident Joe Biden und der finnische Präsident Sauli Niinisto.

© REUTERS/LEHTIKUVA

Ukraine-Invasion Tag 505: Bidens bitterböser Scherz über Wagner-Chef Prigoschin

Kiew hat erste Streumunition aus den USA erhalten, die Ergebnisse des Nato-Gipfels im Überblick, Handel zwischen China und Russland auf Allzeithoch. Der Überblick am Abend.

Joe Bidens Versprecher machen regelmäßig weltweit Schlagzeilen. Dass der Mann Humor hat - manchmal auch mit einer Prise Sarkasmus gewürzt - geht aber häufig unter. 

Nun könnte man sagen, über gewisse Dinge macht man keine Witze. Zum Beispiel über die Gesundheit anderer Leute. Aber gut, Biden ist Präsident der USA, vielleicht darf er das. So auf einer Pressekonferenz heute mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö.

Dort sagte Biden mit Bezug auf den nach seiner Meuterei in Ungnade gefallenen Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin: „Wenn ich er wäre, würde ich vorsichtig sein, was ich esse. Ich würde meine Speisekarte im Auge behalten.“ Biden hatte da wohl auch die Fensterstürze im Kopf, denen Mitglieder der wirtschaftlichen und politischen Elite in Russland mehrfach zum Opfer gefallen sind. Und wohl die Vergiftung von russischen Oppositionellen im russischen In- und Ausland. 

Biden erklärte weiter, dass er nicht wisse, wo Prigoschin sich derzeit aufhalte oder wie dessen Beziehung zu Putin sei. Und er fing ganz präsidentenhaft seinen Witz gleich wieder ein: „Aber Spaß beiseite“, fuhr Biden fort, „ich weiß es nicht, ich glaube, keiner von uns weiß mit Sicherheit, wie die Zukunft von Prigoschin in Russland aussieht“.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • „Eine Menge Drama auf den höchsten Ebenen“: US-General Mark Milley sieht Spannungen in der russischen Führung. Die Reibungen kamen laut dem US-Militär infolge des Wagner-Aufstands auf. Die Folgen für den Kriegsverlauf in der Ukraine seien noch ungewiss. Mehr hier.
  • Kiew startete seine Gegenoffensive trotz widriger Materialbedingungen, weil sich die Lage in den besetzten Gebieten im Süden zuspitzt, erklärt der Militärexperte Gustav Gressel. Das könnte zum Nachteil im weiteren Verlauf des Krieges werden. Mehr hier.
  • Großteil der beschädigten ukrainischen Panzer wohl reparabel: Anfang Juni mussten ukrainische Soldaten westliche Panzer vom Typ Leopard und Bradley zurücklassen. Die Schäden scheinen nicht allzu groß zu sein. Mehr hier.
  • Russischer General Surowikin offenbar festgenommen und verhört: Laut US-Medien soll Sergej Surowikin von den Plänen für den Wagner-Aufstand gewusst haben. Der Kreml hatte Berichte über eine Festnahme dementiert. Mehr hier.
  • Prigoschin soll sich selbst als „verrückt“ bezeichnet haben: Nach dem gescheiterten Aufstand der Wagner-Söldner stimmt Prigoschin versöhnliche Töne an. Unklar ist, ob er mit solchen Aussagen seinen eigenen Kopf retten will. Mehr hier.
  • Die von den USA versprochene Streumunition ist nach den Worten eines hochrangigen ukrainischen Armeekommandeurs bereits in der Ukraine eingetroffen. „Wir haben sie gerade erhalten. Wir haben sie noch nicht eingesetzt, aber sie kann einen großen Unterschied (auf dem Schlachtfeld) ausmachen“, sagte Kommandeur Oleksandr Tarnawskyj dem US-Nachrichtensender CNN am Donnerstag. Mehr in unserem Liveblog.
  • Russland kann nach Darstellung von US-Präsident Joe Biden den Krieg in der Ukraine nicht über Jahre fortsetzen. Früher oder später werde Russlands Präsident Wladimir Putin zu der Entscheidung gelangen, dass eine Fortsetzung des Konflikts nicht im Interesse seines Landes sei. Putin habe den Krieg in der Ukraine bereits verloren.
  • Das IOC wird ein Jahr vor den Sommerspielen in Paris keine formalen Einladungen an die Nationalen Olympischen Komitees aus Russland und Belarus aussprechen. Hintergrund ist die ungeklärte Teilnahme von Sportlerinnen und Sportlern aus beiden Ländern wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine. 
  • In der südostukrainischen Großstadt Saporischschja sind mutmaßlich durch Raketenbeschuss mehr als 20 Menschen verletzt worden. 13 Verletzte mussten ins Krankenhaus gebracht werden, wie der Militärgouverneur Jurij Malaschko am Donnerstag bei Telegram mitteilte. Unter den Opfern seien acht Minderjährige. 
  • Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben im südlichen Gebiet Saporischschja südöstlich der Stadt Orichiw Geländegewinne erzielt. Die ukrainischen Einheiten setzen sich auf den neuen Positionen fest, teilte der Sprecher des Generalstabs, Andrij Kowaljow, am Donnerstag mit. Der russische Gegner leiste jedoch weiter „starken Widerstand“ und ziehe Reserven heran. Detailliertere Angaben machte er nicht.
  • Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat nach eigenen Angaben von der Bundeswehr einen Milliardenauftrag für die Lieferung von Panzermunition erhalten. Ein bestehender Rahmenvertrag über Munitionslieferungen in Höhe von bis zu 556 Millionen Euro aus dem Jahr 2020 sei auf ein Volumen in Höhe von rund 4 Milliarden Euro aufgestockt worden, berichtete das Unternehmen am Donnerstag in Düsseldorf.
  • Nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes nutzt Russland im Angriffskrieg gegen die Ukraine auch improvisierte Fahrzeugbomben. Im Juni habe es Berichte gegeben, dass russische Streitkräfte veraltete, gepanzerte Fahrzeuge mit mehreren Tonnen Sprengstoff als rollende Bomben eingesetzt hätten, teilte das Verteidigungsministerium in London am Donnerstag bei Twitter mit. 
  • Moskau wird nach eigenen Angaben eventuell an die Ukraine gelieferte F16-Kampfjets aufgrund ihrer Fähigkeit, Atomwaffen zu transportieren, als „nukleare Bedrohung“ betrachten. Allein den Besitz solcher Jets durch die ukrainische Armee werde Moskau als „eine Bedrohung durch den Westen im nuklearen Bereich“ ansehen, sagte Außenminister Sergej Lawrow der Online-Zeitung Lenta.ru. 
  • Bei neuen russischen Drohnenangriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind nach Behördenangaben in der Nacht zum Donnerstag vier Menschen verletzt worden. Rettungskräfte teilten am Morgen mit, dass die Trümmer der von der ukrainischen Flugabwehr abgeschossenen Drohnen in vier Stadtteilen eingeschlagen seien. In einem Hochhaus wurde ein Teil der Fassade beschädigt, wie auf Bildern zu sehen war. 
  • Der Handel zwischen China und Russland ist im Juni auf den höchsten Stand seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine gestiegen. Beide Länder tauschten Waren im Wert von 20,83 Milliarden Dollar aus, wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Daten des chinesischen Zolls hervorgeht. Die Importe der Volksrepublik wuchsen demnach um 15,7 Prozent auf 11,28 Milliarden Dollar und damit schneller als im Mai mit rund zehn Prozent.

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