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Berlin ist - neben Brandenburg  - bislang das einzige Bundesland, das die MSA-Prüfungen auch an Gymnasien verbindlich festschreibt.

© dpa/Silas Stein

Keine Prüfung mehr in 10. Klasse an Gymnasien: Mittlerer Schulabschluss fällt in Berlin bereits 2024 weg

Die Bildungssenatorin beginnt mit der Umsetzung ihrer Vorhaben für die Legislatur. Der Koalitionspartner geht schon mal ein Stück weit in Opposition.

| Update:

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) will die Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss (MSA) in der 10. Klasse an Gymnasien bereits 2023/24 streichen. Den Wegfall hatte die CDU gegenüber dem Koalitionspartner SPD durchgesetzt. Dennoch will die SPD die notwendige Gesetzesänderung nicht so mittragen, sondern die Präsentationsprüfung erhalten.

Sie habe sich als „bereichernde Komponente bewährt“, begründet die SPD-Abgeordnete Maja Lasic den entsprechenden Antrag ihrer Fraktion. Die Gymnasien hingegen wollen keine Prüfungselemente behalten und den MSA nur auf Grundlage der Versetzung nach Klasse 11 vergeben. Das Einüben von Präsentationen lasse sich auch im regulären Unterricht im Rahmen einer Verordnung verbindlich absichern, schlägt Sprecher Arnd Niedermöller vor.

Weitere Entlastung will Günther-Wünsch dadurch kurzfristig erreichen, dass die Gremiensitzungen per Videokonferenz abgehalten werden können. Lehrkräfte und Eltern müssten so abends nicht mehr unbedingt in Präsenz erscheinen. Zudem soll die Mindestanzahl an Sitzungen aufgehoben werden.

Weitere „Schwerpunkte“ der kommenden Monate

Die Bildungsverwaltung nannte „im Nachgang zur Klausurtagung des Senats am Wochenende“ noch weitere „Schwerpunkte“ der kommenden Monate. Günther-Wünsch brachte die genannte Entlastung in Bezug zum Lehrkräftemangel: „Wie kürzlich bereits bekannt gegeben, fehlen im Land Berlin zum kommenden Schuljahr 1460 Lehrkräfte – Tendenz steigend“, hieß es in der Mitteilung vom Montag.

Andere Punkte der Legislaturagenda brauchen mehr Zeit. Dazu zählt:

  • Die Rückkehr zur Verbeamtung ist zwar beschlossen und in die Wege geleitet. Es gibt aber noch offene Fragen. Mit besonderer Ungeduld warten Lehrkräfte, die nicht verbeamtet werden können, auf die Auskunft, wie hoch der Nachteilsausgleichs für Lehrkräfte ausfallen soll, die bereits das 52. Lebensjahr vollendet und somit die Höchstaltersgrenze für die Verbeamtung erreicht haben. Nun heißt es, dass die Senatsverwaltung noch bis Oktober „weitere Kompensationsmöglichkeiten“ prüfen und „Fahrpläne für weitere Gruppen und Jahrgänge“vorlegen will. Bisher ist nur klar, dass sie pro Monat 300 Euro mehr bekommen sollen.
  • Das Kita-Chancenjahr soll dazu dienen, Fünfjährige, die keine Kita besuchen und schlecht Deutsch sprechen, besser auf die Schule vorzubereiten: Werden Sprachdefizite festgestellt oder nehmen die Kinder nicht an der Sprachstandfeststellung teil, müssen sie „ein Jahr vor Schulbeginn verpflichtend eine Kita oder ein alternatives Bildungsangebot besuchen“, hat sich die CDU vorgenommen. Etwas Ähnliches gibt es schon, wird aber nicht umgesetzt. Nun soll — ebenfalls bis Oktober — ein entsprechendes Konzept erarbeitet und anschließend mit der LIGA der Spitzenverbände und weiteren Verbänden beraten werden.
  • Ebenfalls bis Oktober will die Bildungsverwaltung einen „detaillierten Zeit-Maßnahmenplan zu sämtlichen Schulbau- und Kita-Ausbaumaßnahmen“ für diese Wahlperiode erarbeiten. Um Transparenz und Perspektiven zu schaffen, sollen die Daten mittels eines kartengestützten Bürgerinformationssystems öffentlich zugänglich gemacht werden.

Das ist eine Enttäuschung für überlastete Lehrkräfte.

Louis Krüger (Grüne), schulpolitischer Sprecher im Abgeordnetenhaus

Der grüne Schulpolitiker Louis Krüger nannte die Sofortmaßnahmen im Bereich schulische Bildung eine „Enttäuschung für überlastete Lehrkräfte“. Die neue Leitung der Bildungsverwaltung habe „keine praktischen Vorschläge zur Entlastung der Berliner Lehrkräfte“, stattdessen treibe sie den weiteren „Ausbau der Sonderrolle der Gymnasien“ voran. Dass sie bei der Entlastung der Lehrkräfte nur die Abschaffung der obligatorischen MSA-Prüfungen an Gymnasien bewerbe und andere Schulformen in keinster Weise erwähne, sei „eine Farce“.

Die Abschaffung der MSA-Prüfungen sind nicht nur eine langjährige Forderung der Landseelternausschusses und der Vereinigung der Oberstudiendirektoren (VOB), sondern entsprechen auch den Empfehlungen der Berliner Qualitätskommission.

Die Aufhebung einer generellen Mindestanzahl an Gremiensitzungen im Schulgesetz nannte Krüger einen „Rückschritt in Hinblick auf eine demokratische Schule“, in der junge Menschen ihre ersten Berührungspunkte mit Beteiligung hätten und die Gesellschaft von Morgen mitgestalten können. Mit dieser Veränderung würden „qualitative Standards unterlaufen“, sodass gute Mitbestimmungsmöglichkeiten noch abhängiger von dem Engagement Einzelner vor Ort wird.

Echte Entlastungen wären, so Krüger, multiprofessionelle Teams an Schulen, gesetzlich festgeschriebene Ausgleichsmaßnahmen bei großen Klassen und eine gerechte Verteilung bei Neueinstellungen von Lehrkräften auf alle Berliner Schulen.

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