Michael Haneke macht kein Kuschelkino.Kein windelweiches Taschentuchkino.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 19.10.1998
Irgendetwas haben die Schwulen falsch gemacht.Auch sie sind von den Nazis verfolgt worden, auch sie haben einen wesentlichen Beitrag zur Kultur und erst recht zur Weltstadtwerdung Berlins geleistet.
Das Schöne an großer Literatur ist ja, daß sie nicht kaputt geht.Selbst Jubiläen können ihr nichts anhaben, und so gibt es keinen Grund zu klagen, daß, kaum ist Fontane ausgefeiert, schon wieder jemand "Effi Briest" dramatisiert.
Der Mietvertrag zwischen dem Berliner Senat und der Ilse-Holzapfel-Stiftung über die Nutzung des Theaters am Schiffbauerdamm als Spielstätte des Berliner Ensembles steht kurz vor dem Abschluß.In einer gemeinsamen Stellungnahme erklärten der zukünftige Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann, und der Dramatiker Rolf Hochhuth als Vertreter der Gebäude-Eigentümerin "alle Mißverständnisse" für ausgeräumt.
Pietro Metastasios 300.Geburtstag läßt sich nur auf eine Weise feiern: indem man seine Opern aufführt.
Jahrhundertelang haben Frauen dafür gekämpft, in die Schule zu gehen, zu studieren, einen Beruf zu erlernen.Das ist halbwegs erreicht.
Das Frühwerk von Jean Sibelius ist bei uns so gut wie unbekannt."Kullervo", ein genialer Wurf des gerade 26jährigen von 1891, macht auch deutlich, warum.
Ein Dachboden mit Spinnweben, Flöhen und dem maroden Charme verblaßter Kindheitserinnerungen.Diesmal traut sich Pixie allein in die verstaubten Gewölbe.
Aus Reden, aus Worten entstehen die Verhängnisse.Der schamlose Blick in den Kehlkopf und auf arbeitende Stimmbänder zeigt das Sprechen als eine tiefrote, gleichsam blutige Verrichtung.
Nichts geht diesem Bildgeschehen voraus.Die unbehandelte Leinwand, die durch die transparenten Farbpfützen in den Bildern von Helen Frankenthaler scheint, umgibt die Bildwerdung mit dem Vorzeichen des Unvorhersehbaren.
Irgendwann im 16.Jahrhundert begannen die Mönche im Betsaal des "fröhlichen Heiligen" (Goethe) San Filippo Neri, die gemeinschaftlichen Lesungen aus der Bibel vor und nach der Predigt mit verteilten Rollen abzuhalten und den eintönigen Rezitationston gesanglich ein wenig aufzulockern.
Dem Referenten beim Gießener Hofgericht war der Schreck in die Glieder gefahren: Georg Büchners Pamphlet "Der Hessische Landbote" bezeichnete er als eine "hochverräterische, unzweifelhaft revolutionäre Flugschrift"; in einem "ganz besonders rücksichtslosen und gemeinen Ton" verfaßt, erscheine sie "als das Produkt des frechsten, zügellosesten Republikanismus".Büchner und sein Mitautor, der Lehrer und Pfarrer Friedrich Ludwig Weidig, hatten 1834 die Steuerstatistik des Großherzogtums Hessen und die Bibel zur Grundlage eines Aufrufs an die Armen gemacht, sich der gnadenlosen Unterdrückung durch die ohne jedes moralische Recht Herrschenden bewußt zu werden.