Ein neuer Deutungsansatz für die Geschichte Russlands müsse her, fordert Geoffrey Hosking, Geschichtsprofessor in London, in seinem neuen Buch "Russland - Nation und Imperium 1552-1917". Die bisher am häufigsten verwendeten Denkmuster, die der Autokratie und Rückständigkeit, seien Symptome, nicht Ursachen: "Beide wurden dadurch hervorgerufen, dass die Schaffung und Erhaltung des Vielvölkerstaates die Entwicklung einer Nation behinderten.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 04.06.2000
Am Ende, wer hätte früher oder später nicht damit gerechnet, wurde es doch noch gesungen: das Lob des "dicken Kopfes". Kaum hatte Joachim Herz, der Doyen der ostdeutschen Musiktheaterregie, eine seiner allseits beliebten Jeremiaden über den Niedergang der Theaterkunst angestimmt, über die Chuzpe der Jungregisseure und die böse Musikkritik und die Feigheit der Intendanten und das arme Publikum und natürlich, bitte nie zu vergessen, das Prinzip Hoffnung, das es der Menschheit zu erhalten gelte, da stand sie, ungebeten, plötzlich mitten im Raum: die Frage aller Fragen.
Kann das gut gehen? Ein Buch, das "Virtuosen der Macht" vorstellen will und dabei auf Adolf Hitler einen Mann wie Mahatma Gandhi folgen lässt - der Auftraggeber für millionenfachen Mord neben dem Prediger des gewaltfreien Widerstands.
Wer sich für Kubas Geschichte interessiert, hat meist auch die Zukunft der Insel im Blick. Darüber, wie es nach Fidel Castro weitergehen könnte, gibt sich Michael Zeuske, Professor für lateinamerikanische Geschichte in Köln, jedoch keinen Illusionen hin.
Wer Robert Wilsons Buch zur Hand nimmt, merkt rasch: Verschwörungstheorien können einen hohen Unterhaltungswert haben. Rege Zusprache erfahren derzeit die "Abductees Anonymous", die Anonymen Entführungsopfer, die von sich behaupten, von Außerirdischen entführt worden zu sein.
So riesig ist das Zentral-Afrikamuseum im Brüsseler Vorort Tervuren, dass es selbst mit einem Weitwinkel-Objektiv kaum auf ein Foto zu bekommen ist. Zwischen ungezählten Kunst- und Kultgegenständen des schwarzen Kontinents informieren die Belgier hier über ihre Kolonialgeschichte.
Mit einem Appell zur "christlichen Zeitgenossenschaft" ist der 94. Deutsche Katholikentag am Sonntag in Hamburg zu Ende gegangen.
Die gelben Wandplakate mit der gepixelten Sanduhr sind eingerollt, die Stände in den Messehallen abgebaut, die rückenmarternden Papphocker auf dem Recyclinghof. Fünf Tage lang hat sich der 94.
Die Bundesrepublik Deutschland lebte über fünf Jahrzehnte hinweg mit dem Vorzug, ebenso scharfe wie scharfsinnige und hochrangige Kritiker zu haben. Unter dem prüfenden Blick der amerikanisch-jüdischen Organisationen, die in Fragen der politischen Verantwortung für die Verbrechen des NS-Regimes, seiner Helfer und Mitläufer die Bonner Regierung unter Druck setzten, gelang es, ein selbstkritisches Geschichtsbewusstsein zu entwickeln.