Mensch, Figur, Körper - Haut: die humane Hülle stellt für Waldemar Otto die Membran dar, die Innen und Außen, Subjekt und Objekt trennt. Sie ist eine Scheidelinie von nachhaltiger plastischer Konsequenz.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 06.10.2000
Martin Walser hat den Büchner-Preis und den Ricarda-Huch-Preis bekommen, das Bundesverdienstkreuz und vieles mehr. Er, der Schriftsteller, hat all diese Auszeichnungen verdient.
Die Spaßkultur erobert nun auch die Philharmonie, obwohl mancher dort noch Traurigkeit haben mag, weil es eine Wunde in der menschlichen Harmonie gibt. Vielleicht ist dem ausgeschiedenen Intendanten Elmar Weingarten wie dem zum Glück wieder genesenen Chefdirigenten Claudio Abbado am ehesten gedient, wenn in der Öffentlichkeit über ihre Krise vorläufig geschwiegen wird, wie sie es selbst tun.
Ausgelassene Stimmung und fetzige Akkordeonklänge - beschwingt ging der Auftakt des ersten internationalen Altentheaterfestivals über die Bühne. Enthusiastisch wurde jeder Eröffnungsredner im Saalbau beklatscht, vor allem als Bezirksbürgermeister Bodo Manegold (CDU) Werbung in eigener Sache betrieb.
Auf den Straßen von Belgrad verteilten Bürger in der Nacht zum Freitag lakonische Flugblätter: Todesanzeigen von Slobodan Milosevic. Spaßvögel, die Ernst machten, Zornige, die sich einen zynischen Spaß gönnten, waren hier am Werk.
Die Frankfurter Buchmesse bekommt ein künstlerisches Pendant, wenn auch erst einen Tag nach der Eröffnung am 17. Oktober: Fast zeitgleich zur 52.
Zustände verändern sich, langsam, kaum merklich, oder abrupt. "Zustände" nennt Wolfgang Rihm die Wachstumsstadien seines Zykluses "Jagden und Formen", der im Lauf der letzten fünf Jahre immer wieder seine Gestalt gewandelt hat: ein Zyklus, der keine Folge von Stücken sein will, sondern ein einziges "work in progress".
Die sprichwörtlichen "balkanischen Zustände" existieren nicht nur innerhalb des derartig charakterisierten geographischen Gebildes, sondern beinahe mehr noch in den Köpfen vieler Menschen hier zu Lande, wenn sie darangehen, sich mit der Politik, der Geschichte oder mit den "Ethnien" der Balkanhalbinsel zu befassen: Selbst relativ gut infomierte und gebildete Personen haben oft kaum mehr übrig für "den Balkan" als ein Kopfschütteln oder Achselzucken.Da ist jeder Versuch begrüßenswert, den Balkan in den Köpfen des Westens zu "entbalkanisieren", wenn er nur darauf gerichtet ist, das vermeintliche Chaos zu strukturieren.
Fast schmerzhaft hell ist es in der Galerie von Clemens Fahnemann. Das Neonlicht im white cube erzeugt zusammen mit den weißen Bildgründen von Frances Scholz einen kurzen Moment der Blendung.
Kanzlerfotograf ist ein Titel, den man sich erarbeiten muss. Erst vor wenigen Wochen reiste Konrad Rufus Müller nach Mallorca und fotografierte dort den aktuellen Kanzler, wie ihn Frau Doris von hinten umschlingt: so, wie sich beide sich wohl gerne selbst sehen.
Die Pyramiden von Gizeh, würden sie heute gebaut, wären wohl zuerst auf einer Website zu besichtigen. So jedenfalls gehen es die Planer eines Monuments an, das den Pyramiden wenn nicht an Größe, so doch an Ewigkeitsanspruch ebenbürtig sein soll.
Merlin Carpenter nimmt Frauenbilder aus der Werbung und überträgt sie mit Pinsel und Farbe auf querformatige Leinwände. Er kopiert die freigestellten Frauen wie einen Starschnitt flach auf die Leinwand und übernimmt so die Anweisungen der Fotografen, die den Modellen sagten, wie sie sich zu setzen, legen, stellen haben.
Zeitgenössische Kunst ist nicht leicht zu verkaufen. Bei der Berliner Versteigerung des Münchner Auktionshauses Ketterer vergangene Woche fanden nur die Hälfte der Lose des Kataloges mit ausgewählten Arbeiten sowie 40 Prozent aus dem "normalen" Angebot einen Abnehmer.