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Wohl niemand wird angesichts der jäh auffahrenden Chorstellen des "Confutatis" in Mozarts Requiem den Gedanken an die Opfer der Terroranschläge in den USA abschütteln können. Jeder Aufführung geistlicher Musik kommt in diesen Tagen eine bestürzend aktuelle Rolle zu: beim Spenden von Trost ebenso wie bei der Besinnung auf die kulturellen Werte, die allein gegen die Resignation helfen können.

Ich sitze auf dem Boden und beobachte, wie das Sonnenlicht auf die Palme an meinem Schreibtisch fällt und auf die Pflanze rechts daneben. Ich weiß nicht einmal, was für eine Pflanze das ist.

Aus gegebenem Anlass: Andres Veiels Dokumentarfilm Black Box BRD schildert, am Beispiel des Terroristen Wolfgang Grams und des Bankiers Alfred Herrhausen zwei Biografien aus den letzten beiden Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts, als der Terrorismus in Deutschland wütete und am Ende zu einem seltsam leer laufenden Selbstzweck wurde. Die Rückblenden in einen von der Gewalt getroffenen Staat, der später nicht nur verbal aufrüstete, könnten nach dem Anschlag in Amerika auch schon wieder Blicke in unsere Zukunft sein.

Die Nähe von Schlager und Kleinkunst - Maren Kroymann pflegte sie bereits vor zwanzig Jahren mit ihrem Erfolgsprogramm "Auf du und du mit dem Stöckelschuh". Augenzwinkernde Nostalgie bestimmt nun auch die "Gebrauchten Lieder" - was aus heutiger Sicht mit "abgegriffen", aus damaliger mit "benötigt" übersetzt werden kann.

Irgendwo zwischen Kleinkunst und Theater siedelt die Truppe "Unter Niewo" ihren Versuch, den Mount Python zu erklimmen, an. Brithumorig be(löwen)herzt nennen die sieben Schelme ihre historische Szenenfolge "Im Schritt der Ritter".

In den "Ghost Letters" setzt sich der amerikanische Autor mit dem Aids-Tod seines Geliebten auseinander. Auf den Friedhöfen am Halleschen Tor hat das Performance-Team "Emerging Properties" um die Regisseurin Nicola Dahlinger und die Faserkünstlerin Jeanette Sendler die preisgekrönte Gedichtsammlung als Begegnung mit dem Tod inszeniert: Die Besucher, die gemeinsam mit einem Erzähler die Lebenden repräsentieren, treffen auf einen in Moos, Filz und Rinde gewandeten Geisterchor, der die Toten symbolisiert.

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