Die Dame wirkt erschöpft. Vielleicht ist es Müdigkeit, vielleicht auch Trotz, der die Falten in ihrem Gesicht stärker hervortreten, ihre Züge noch ein wenig zerfurchter erscheinen lässt.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 10.09.2001
Das Motorenbrummen des Flugzeugs schwillt an, es wird lauter, bedrohlicher, aber die Katastrophe bleibt aus. Sein Nachhall verklingt und wird zur Stille.
Wenn Deutsche und Israelis zusammenkommen: Nachdem die deutschen Künstler mit Polen in einen neuen Dialog getreten waren, brachen sie nach Israel auf, um dort den "novalog"-Prozess mit Video, Film und Foto fortzuführen. Nicht als Sühnezeichen: die Kunst sollte darin bestehen, die Shoah nicht zu erwähnen - und damit eine Abwesenheit zu schaffen, "in der Anwesenheit latent wird.
Rémis Redley (50) ist seit Januar Präsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater. Herr Redley, sind verliebte Top-Manager die besseren Manager?
Es gibt Autoren, die sind kriminelle Elemente: Sven Regener zum Beispiel, über dessen Roman "Herr Lehmann" sogar Reich-Ranicki während seiner Hausaufgaben fürs "Literarische Quartett" gelacht haben soll. Regener ist Sänger der Band "Element of Crime", und von denen gibt es "Über Nacht", das aus drei Strophen besteht, die jeweils refrainartig abgeschlossen werden.
Schließlich führt die Treppe, aus den Tiefen des Untergrunds, beklemmend hoch hinauf. Doch wer sie wirklich emporsteigen will, ist zuvor durch das Portal eines vom preußischen Staatswappen und den allegorischen Figuren Caritas und Justitia bewachten Barockgebäudes in den Keller gestiegen.
Hoffen wir auf die autonome Überzeugungskraft der Musik: Vielleicht hat der hypertrophe Fanfarenjubel, der im Finale von Gustav Mahlers siebter Sinfonie nicht enden will, doch den einen oder anderen Festgast stutzig gemacht, ob das wirklich so affirmativ gemeint war. Ob Michael Blumenthal Recht hatte, als er in seiner vorangegangenen Begrüßungsrede zum Eröffnungskonzert seines Jüdischen Museums in der Philharmonie nur von "einem Ende voller Freude und Optimismus" sprach, und ob Daniel Barenboim mit dem Chicago Symphony Orchestra gut daran getan hatte, dieses Finale in "Überdur" (Adorno) einfach nur als bedenkenlose Potenzierung von Wagners volksfestlich jubelnder "Meistersinger"-Ouvertüre zu spielen.
Die Lebenssituation deutscher Juden im Jahr 1939 wird von einer neuen Datenerhebung des Bundesarchivs beleuchtet. Das Material wurde aus Daten der Volkszählung der Nationalsozialisten aus dem Jahr 1939 zusammengestellt und soll helfen, jüdische Einzelschicksale aufzuklären.
Sein Blick ist keinesfalls starr aufs politische Treiben gerichtet. Ein Abend mit Bruno Jonas verspricht kabarettistisches Entertainment mit Comedy-Elementen und literarischem Anspruch - der vor irritierend absurden Szenen nicht zurückschreckt.
Es gab nur wenige, die er nicht in seinen Bann zog. Papst Pius XII.
Beim Tauziehen um die Zukunft der Berliner Staatsoper scheint der gordische Knoten jetzt geplatzt zu sein: Sowohl der Vertrag von Musikchef Daniel Barenboim als auch der seines neuen Wunsch-Intendanten, des Regisseurs Peter Mussbach, liegen bei der Personalkommission des Senats. Wenn dort festgestellt wird, dass sich Berlin diese Künstler leisten kann, steht einer zweiten Amtsperiode Barenboims Unter den Linden nichts mehr im Wege - denn auch seine Bedingung, die Gehälter der Staatskapelle müssten angehoben werden, wird endlich erfüllt.
Zeit für ein Bekenntnis: Für den Autor dieser Zeilen war das 97er Shellac-Konzert in der Volksbühne das vielleicht überwältigendste musikalische Erlebnis der Neunziger. Perfekte Übereinstimmung von Inhalt und Form.
Wem Radiohead zu ausverkauft und Shellac zu laut sind, kann bei Bertrand Burgalat sein Kuscheleckchen finden. Der freundliche Franzose bestellt seit Jahren den fruchtbaren Acker des Neo-Easy Listening.
Rückzugsbewegungen mangelt es gemeinhein ein wenig an der Eleganz. Auch dann, wenn man versucht, sie als Vorwärtsstürmen zu tarnen.
Die umstrittenen Mallorca-Flüge von Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) erfreuen die spanische Tourismuswirtschaft. "Für uns war die ganze Angelegenheit eher erfreulich", sagte der Leiter des Spanischen Fremdenverkehrsamts in Frankfurt, Alvaro Blanco, dem Branchendienst "travel tribune".
Nach längerer Zeit legt die Berliner Autorin Angelika Klüssendorf wieder einen Roman vor: "Alle leben so" (S. Fischer) spielt virtuos mit den Daseinsfragmenten sehr unterschiedlicher Zeitgenossen.
Die Potsdamer haben keine Probleme mit der kommerziellen Inbesitznahme städtischer Räume. "Käse Maik" und "Bananen Rudi" heißen die ambulanten Glücksbringer, die am Rand des wieder hergestellten Lustgartens ihre Zelte aufgeschlagen haben.