Von "fairer Lastenteilung" spricht Deutschlands Verteidigungsminister. Und setzt noch eins drauf: "Es bekommt Deutschland auch gut", so Rudolf Scharping im ARD-Morgenmagazin, wenn es in der Nato-Schutztruppe in Mazedonien nun die Führungsrolle übernehme.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 26.09.2001
Darf man den euphorischen Kommentaren, darf man den Fernsehbildern glauben? Dann hat der Deutsche Bundestag kulturell Erstaunliches geleistet: Er hat sich zur Bühne für das internationale coming out eines Stars gemacht.
Natürlich ging es auch ums Geld. Aber das geht wohl nicht anders, wenn man über die Zukunft der Berliner Off-Szene reden will.
Extremsaxofonist Mats Gustafsson röhrt im Podewil beim "x-tract-Chicago"-Festival mit dem Stimmakrobaten Jaab Blonk um die Wette. Der Schwede drückt die Sounds an ihre Ränder, vom leisen Klappern und Rascheln bis zu urgewaltigen Ausbrüchen, als würde das Horn explodieren, während Blonk gurgelt, schmatzt und schreit.
Es ist ein schmerzensreicher Weg, den Claudio Abbado und seine Berliner Philharmoniker im letzten Konzert vor ihrer nächste Woche beginnenden Amerika-Tournee (die nach einer Orchesterversammlung allen Bedenken zu Trotz nun doch in der geplanten Form stattfindet) beschreiten. Noch leicht verkatert vom gewaltigen Tosen der Schönbergschen "Gurrelieder" unter Simon Rattles fordernder Leitung treffen die Musiker auf einen Chef, der sich vom kritischen Dialog zwischen dem Orchester und Solisten spürbar zurückgezogen hat.
Als der Chefdramaturg in seiner Premieren-Einführung mit eindringlichem Unterton darauf hinwies, dass das nun folgende Stück ein Kunstwerk sei, dass die, die sich dort auf der Bühne ermordeten, vorher vielleicht einen Kaffee in der Kantine miteinander getrunken hätten, wurde klar, wie sehr in diesen Tagen auf beiden Seiten des Vorhangs die Nerven wundgescheuert sind. Stell dir vor, es kommt Krieg, und wir sitzen hier, zwischen etwas Elbchaussee-Geldadel und vielen betagten Abonnenten.
Der Film hat so einiges, was derzeit auf dem Index kritischer Wahrnehmungsbedürfnisse steht. Einen Ich-Erzähler zum Beispiel, der das Geschehen fast durchgängig aus dem Off beraunt (Echo im Zuschauer: Warum können die Bilder oder wenigstens die Figuren nicht selber sprechen?
Nicht einmal als spreetauglich konnte das kleine Ruderboot noch gelten. Schwer beladen mit 667 übersetzten Büchern wäre es wohl umstandslos in den trüben Fluten untergegangen.
Sie waren alle da. Briten, Amerikaner, Franzosen und Deutsche.
Bei der für den heutigen Donnerstag geplanten Abstimmung über das Mazedonien-Nachfolgemandat bleibt der rot-grünen Regierung im Bundestag voraussichtlich eine neue Blamage erspart: Kritiker aus den Reihen der SPD und den Grünen deuteten am Mittwoch an, dass sie dem Vorhaben entweder zustimmen oder sich enthalten wollten. Damit steigen die Chancen, dass die Koalitionsfraktionen anders als bei der Entscheidung über die Beteiligung der Bundeswehr an der Nato-Mission "Essential Harvest" vor vier Wochen eine eigene Mehrheit erreichen.
Die Füchse werden in Mazedonien kein einfaches Terrain vorfinden. Gefahr droht von überall.
Das Korean Chamber Ensemble zwischen Tradition und Moderne"Ein Komponist ist nicht nur Künstler, sondern auch ein Mensch der Welt. Er kann seine Welt nicht gleichgültig betrachten.
Ein New Yorker Hochhaus im Wandel der Tages-, nein Nachtzeiten. Andy Warhols Empire macht den Auftakt der großen Andy-Warhol-Film-Retrospektive, die die Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie begleitet.
Weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Miese Grundstimmung, und sie wird immer mieser, je tiefer sich die Wolkendecke über die Stadt senkt.
Falk Jaeger, ständiger Mitarbeiter des Feuilletons dieser Zeitung, hat den Literaturpreis 2001 des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine (DAI) erhalten. Mit diesem Preis würdigt der DAI "die besonderen journalistischen Verdienste des Autors zur Vermittlung von Baukultur in der Öffentlichkeit".
Dreifache Dänenoffensive im Maria: Eher elektronisch kommen Manual und Opiate daher. Letzterer gilt nicht nur als Wunderkind der skandinavischen Elektroszene, sondern durfte jüngst sogar zwei Tracks für die isländische Pop-Prinzessin Björk produzieren.
Es ist nicht die Zeit für Intellektuelle oder "die" Medien, gerade jetzt in Sack und Asche zu gehen. Nach den Terroranschlägen in Amerika haben sich Zeitungen, Fernseh- und Radiosender in beispielloser Weise bemüht, Entsetzen, Trauer und Empörung ebenso auszudrücken wie: zu informieren, zu ergründen, was als Attacke auf die eigene Lebenswelt und womöglich als neue Form des Kriegs so schwer begreiflich wirkt.
Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Militärische Reaktionen: Die Vorbereitungen auf einen Gegenschlag Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 Fahndung: Der Stand der Ermittlungen Rettungsarbeiten: Die Suche nach den Verschütteten Fotos: Die Ereignisse seit dem 11. September in Bildern Mit Verwunderung hat György Konrád, Präsident der Berliner Akademie der Künste, auf eine offensichtliche Kampagne gegen Kultursenatorin Adrienne Goehler reagiert.
Musik-Theater einer unbekannten Dimension: Das Théâtre de Complicité aus London und das Emerson String Quartet (New York) gastieren bei den "Theaterwelten" mit ihrer Hommage an den russischen Komponisten Dimitri Schostakowitsch (1906 - 1975), die in dem legendärem 15. Streichquartett ihren Höhepunkt hat.
Es war einmal in Berlin. Während sich die Schönen und Reichen am Trubel der Zwanziger Jahre berauschen, leben in Moabit die Gebrüder Franz und Erich Sass, Malocherjungs mit heißen Träumen und krimineller Energie.
Man erinnert sich gut an das in sich gekehrte Gesicht der erblindenden jungen Frau, das so unnachahmlich ins Leuchten kam, wenn sie in musikalische Fantasien entführt wurde, in denen dann alle Welt wie in einem Musical tanzte. Es war Björk, die Selma Jezková in Lars von Triers Film "Dancer in the Dark" so überwältigend verkörperte, dass man innerlich schrie, als diese Frau am Ende am Galgen hing.
Im "Fight Club" prügelte Brad Pitt kürzlich höchst hollywoodianisch gegen die Wohlstandsübersättigung an: Der Mann an sich kehrte zum Archaischen zurück und konnte sich in der fairen Mann-gegen-Mann-Schlägerei endlich wieder spüren. Jetzt wird der Prügel-Keller bühnentauglich: Frei inspiriert von ChukPalahniuks "Fight Club" kreierte Arthur Kuggeleyn eine entsprechende Kampf-Choreografie.
Schemenhafte Farbgestalten, erstarrt in Geschäftigkeit, irritierend heiter bisweilen, durchstreifen steinerne Straßen oder wabernde Natur: Biene Felds Arbeiten bieten Blicke durchs Milchglas der Möglichkeit - auf das sagenhafte Vineta vor der Küste Pommerns, nach einer Sturmflut im Meer versunken, wie Atlantis ein unwiderstehliches Angebot für metaphorische Umsetzungen. In diesem Sinne stellt der beeindruckende Zyklus aus Malerei, Zeichnung, Skulptur auf Schritt und Tritt letzte, existenzielle Fragen.