Der Künstler Karlheinz Stockhausen hat nach seiner Äußerung, bei dem Anschlag auf das World Trade Center handele es sich um "das größte Kunstwerk, das es je gegeben hat", die erwartbare moralische Verurteilung erfahren. Stockhausens Faszination darüber, dass "Geister in einem Akt etwas vollbringen können, was wir in der Musik nicht träumen können, dass also Leute üben verrückt, total fanatisch für ein Konzert, und dann sterben", verlässt wenige Tage nach der Auslöschung von fünftausend Menschenleben unziemlich die Sphäre von Mitleid und humanistischem Konsens.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 20.09.2001
Es liegt ein Lächeln auf jedem Gesicht. Erleuchtung muss ein wunderbarer Zustand sein - wenn wir die Mienen der Buddhas und Bodhisatvas im Alten Museum mal ganz unbuddhistisch-profan deuten.
Vor mehr als zehn Jahren katapultierte sich David Grubbs mit seiner Noiserock-Band Bastro in die Zukunft: Undurchdringliche, granitharte Songblöcke ließen bei Konzerten verstörte oder begeisterte Auditorien zurück. Keine Frage, dieser Weg führte in eine Sackgasse.
Inzwischen haben sich Tilman Harckensee und Folkert Uhde schon daran gewöhnt, dass ihre "Klangbilder" jedes Jahr wieder auf Messers Schneide stehen. Denn obwohl ihre Idee, Berlins Alte-Musik-Szene in Zusammenhang mit Bildender Kunst in der Gemäldegalerie zu präsentieren, bisher glänzend vom Publikum angenommen wurde, stehen die Zuschüsse angesichts der Haushaltsmisere Berlins regelmäßig zur Disposition.
Nein, Architekten sind derzeit nicht zu beneiden. Die fetten Jahre der Nachwendezeit sind vorbei.
Als die Geige gegen die Gitarre ausgetauscht wird, kocht der Saal: Die überwiegend schwule Berliner Fangemeinde begrüßt seine Diva Romy Haag in heimischen Gefilden. Die betritt im knallengen, zur roten Haarpracht passenden Kleid mit Rosenapplikationen die Bühne und ist gleich ganz in ihrem Element: "Weil ich nicht wie die O-o-o-nderen bin, bleib ich vielleicht mal allein", singt sie mit nasalem Einschlag im vollbesetzten BKA-Luftschloss.
Steigen jetzt die Preise für Öl und Lebensmittel?Die Unsicherheiten sind groß, Prognosen dementsprechend schwer aufzustellen.
Im schwarzhumorigen Film "Barton Fink" von Joel und Ethan Coen wurden viele erstmals auf John Goodman aufmerksam - als psychopathischer Killer, der dem Titelhelden und hoffnungsfrohen Drehbuchautor fies in die Parade fährt. Das "Schauspiel Modern" hat die aberwitzige Story aus Hollywoods hybrider Glanzzeit nun fürs Theater bearbeitet.
Ein junger Müllersbursch wandert, trifft eine schöne Müllerin, die ihm das Herz bricht, und setzt seinem Leben im Mühlenbach ein Ende. Das ist der Stoff, aus dem man 17-teilige Liederzyklen schreibt, so man Schubert heißt und Romantiker war.
Der Eingang zur Hölle liegt mitten in Schanghai. Eine mächtige Säule aus glänzendem Metall verschließt ihn.
Mit einer Philosophie über die Lüge werden Fans der zeitgenössischen Dramatik im Maxim Gorki Theater konfrontiert: Unter der Regie des neuen Intendanten Volker Hesse steht Theresia Walsers "Heldin von Potsdam" auf der Bühne. Katharina Thalbach spielt die arbeitslose Titel-Dame Paula Wündrich, die ihre Zeit vorwiegend in Kaufhäusern zubringt und "in jeder Abteilung ein neues Leben beginnen möchte".
Noch ein paar Aufführungen wie diese, und wir könnten eine Szene für Kunju-Opern in Berlin aufmachen. Kein halbes Jahr ist es her, dass die Berliner Festspiele in ihrem neuen Haus den "Pfingstrosen-Pavillon" vorstellten, Xian-zus grossartiges, 18 Stunden währendes Mammutwerk.
Am Abend des 11. September gegen 19 Uhr sitzen zwei junge Berliner Künstlerinnen in Karachi entsetzt vor dem Fernseher.
Nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center ist die Nachfrage nach Werken von Nostradamus in den New Yorker Buchläden sprunghaft gestiegen. Einem Bericht der "New York Times" zufolge gehören drei Nostradamus-Ausgaben, in denen der fanzösische Astrologe und Physiker im 16.
Zwei Herren mit Mutterkomplex sind die Protagonisten eines "mordsmäßigen Musicals" von Douglas J. Cohen.
Sonst ist die Diva durchaus eine Freundin des großen Auftritts. Heute Abend jedoch hält sie sich zurück, überlässt das Feld ganz den Männern.