Wir Deutschen haben für die Einheit einen eigenen Feiertag; wir beginnen unsere Nationalhymne mit dem Wort „Einigkeit“ und selbst in der früheren DDR durfte noch in den sechziger Jahren gesungen werden „Deutschland einig Vaterland“. Alles nur Träumerei, frommer Wunsch, Beschwörung eines Zustands, den wir gerne hätten, während uns die Uneinigkeit über die großen und kleinen Dinge in gegnerische Lager spaltet?
Alle Artikel in „Meinung“ vom 02.10.2010
Zur Berichterstattung über zwanzig Jahre deutsche Einheit Eigentlich dürfen sich die Ostdeutschen nicht über die Einheit beschweren. Sie haben genau die Art Einheit bekommen, für die sie sich vor 20 Jahren entschieden haben: Beitritt nach Artikel 23 Grundgesetz und Eins-zu- eins-Währungsumstellung.
Zur Tagesspiegel-Jubiläumsbeilage 65 Jahre gibt es schon den Tagesspiegel – man glaubt es kaum: das Layout ist modern, aber nicht affektiert. In der Berichterstattung und den redaktionellen Beiträgen zeigt sich der Tagesspiegel sehr ausgeglichen, aber pointiert.
Zur Hartz-IV-Erhöhung um fünf Euro Schon allein der monatliche Friseurbesuch von Frau van der Leyen kostet so viel wie 24-mal die monatliche Erhöhung von Hartz IV. So sieht es mit der gesellschaftlichen Teilhabe aus.
„Mieter sollen mehr für Sanierung zahlen / Damit Häuser weniger Energie verbrauchen, sollen die Kosten leichter umgelegt werden können“ von Stephanie Kirchner vom 30. September Hotels, Banken, die Energieriesen haben schon ihre Geschenke bekommen, die für die Pharmabranche und die privaten Krankenversicherer sind in Arbeit.
„Hohe Kaffeekunst / Im Waldorf Astoria am Zoo soll ein Lokal in der Tradition des Romanischen Cafés entstehen“ von Andreas Conrad vom 23. September Am Gendarmenmarkt sollten die Kugelahorne gefällt werden wegen der besseren Sicht auf den Französischen Dom.
„Kann wegfallen / Von der Aussiedlerhilfe bis zur Kriegsopferfürsorge: Grünen-Politiker moniert überflüssige Behördenjobs“ von Ulrich Zawatka-Gerlach vom 28. September Das Land Berlin muss sparen.
Zur Berichterstattung über Stuttgart 21 Nun zeigen die baden-württembergischen Politiker was sie von dem Volk, dass sie gewählt und dem sie verpflichtet sind, halten. Nichts.
Was das wiedervereinigte Berlin von anderen Groß- und Hauptstädten unterscheidet, ist die kulturelle Grundsicherung, dieser relative Reichtum. In keinem anderen Bereich mischten sich Ost und West so schnell wie in der Kultur.
Durch den Polizeieinsatz radikalisiert die Regierung in Stuttgart den Widerstand
Das ist die Geschichte eines Landes, das durch die Kriege des 20. Jahrhunderts zerschlagen und geteilt wurde und als Kampfgebiet der Supermächte herhalten musste.
Wer ist überrascht? Gab es nicht den Film „Knallhart“, in dem ein deutschstämmiger Junge terrorisiert wird?
So stellt man sich Politik vor. Um ein Ziel zu erreichen, wird getäuscht und getrickst.
Es gibt nicht viele Männer in der Politik, vor denen sich regelmäßig alle erheben müssen, wenn sie den Saal betreten. Der Bundespräsident ist einer davon, der Präsident des Bundestages ist – auch nach dem Protokoll – der zweite.