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Berlins Olympiastadion wird modernisiert, so viel steht mittlerweile fest; die Bewerbung um die Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2006 sorgt für den bekannten Termindruck. Jenseits aber der aktuellen Diskussion über eine Sanierung und Überdachung des geschichtsträchtigen Betonrunds drängt sich eine weitere Frage auf: Wie und wo sollen künftig auf dem riesigen Gelände des Reichssportfeldes dessen Geschichte und Nutzung angemessen dokumentiert werden?

Wäre Sven Lagers Debütroman "Phosphor" eine Kassette für den von ihm ersonnen "Gedankenrekorder", stünde auf dem Label der ersten Seite: "Held streift einsam durch Berlin und zeigt uns ein bisschen von seinem Leben." Er fährt U-Bahn, erinnert sich an die Ex-Freundin, besucht seine komische Schwester und stellt seinen verschlossenen Freund DJ Mikro vor.

Von Nadine Lange

"Big Brother" bietet täglich Gelegenheit, einer Gruppe junger Leute bei den Banalitäten des Alltags zuzusehen, zuzuhören. Carl Andersen hat unbeabsichtigt eine Kinoversion dieser Reality Soap gedreht, künstlerisch ambitionierter, emotional ergiebiger: "Die Sehnsucht nach dem Mehr".

Von Frank Noack

Über die Jahre hinweg tauchte in Büchern zur Architekturgeschichte immer wieder ein fremdartiges, faszinierendes Gebäude auf, die Casa Malaparte auf Capri, zugeschrieben meist Adalberto Libera, einem Hauptvertreter des Rationalismus zur Zeit Mussolinis. Das Haus mit seiner dachbreiten Außentreppe passte so recht in kein gängiges Stilschema.

Von Bernhard Schulz

Ein Frühwerk von Britten und ein Spätwerk von Mahler stellte David Shallon in seinem BSO-Konzert im Konzerthaus auf so informative wie spannungsvolle Weise gegenüber: Beide Werke entfalteten dabei ihr ganz eigenes Profil dank des feinen Klanggespürs, der zupackenden Präzision des israelischen Gastdirigenten. Da konnte keine Rede davon sein, dass es sich bei Brittens Sinfonia da Requiem lediglich um ein sinfonisches Gesellenstück und bei Mahlers Lied von der Erde nur um ein resignatives Werk des Abschieds handelt.

"Wie wohl ist dem, der dann und wann sich etwas Schönes dichten kann!" Hoffnungsfroh beginnt Wilhelm Busch sein Standardwerk zum Thema "Verhinderte Dichter": Wie "Balduin Bählamm" möchte auch Stefan, der Held in Jan Peter Bremers Roman "Feuersalamander", zum Dichter werden, wird aber wie sein legendärer Vorgänger nur zum verhinderten.

Liegt es am "Glücksklee" von Thomas Bayrle, dass die KölnMesse jenes Quentchen Fortune hat, das für ein neues Projekt notwendig ist? Den Besucher der neuen Messe "kunstKöln 2000" für Editionen, Art Brut und Kunst nach 1960 empfängt gleich im Entrée eine Pop-Ikone aus 4000 Dosen Glücksklee-Milch, mit der der Frankfurter Akademieprofessor Bayrle die Verheißungen der Konsumindustrie parodiert.

Leser, sagte Peter Bichsel einmal, sind "Leute, die mit Fragen umgehen können, ohne gleich nach der Antwort zu rufen: in Fragen leben, nicht in Antworten." Die Prosa des französischen Autors Patrick Modiano verfährt ähnlich: Fragen motivieren den eigenwillig musikalischen Rhythmus seiner Sprache, und sie müssen nicht unbedingt beantwortet werden.

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