Die Zeit drängt. Die Literaturwerkstatt Berlin am Majakowskiring im alten Diplomatenviertel Pankow droht ihr geschichtsträchtiges Domizil zu verlieren.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 14.04.2000
Er hatte immer die besten Musiker um sich, weil er sich für den besten hielt. Dass Frank Sinatra in seinem Fach auch der beste war, lässt sich zu seinem Glück kaum bestreiten: Sinatras Talent hielt seinem Ehrgeiz stand.
Inka Bach läuft unruhig in ihrer Wohnung hin und her, trägt Papiere von einem Zimmer zum anderen, macht Kaffee, schichtet Artikel um. Seit zwei Wochen ist ihr Leben hektisch geworden.
Rückblicke legen Wurzeln frei und lassen Entwicklungen deutlich werden. Mit der Ausstellung der frühen Werke von Max Uhlig verweist die Galerie Barthel + Tetzner sowohl auf die figurativen Ursprünge des Künstlers als auch auf seinen Ausgangspunkt im Grafischen.
"Keinem fehlt je ein guter Grund, sich zu töten", schrieb der italienische Schriftsteller Cesare Pavese. Anschließend zog er seine Schuhe aus, legte sie sorgfältig neben sein Bett und nahm eine Überdosis Schlaftabletten - genau wie in einem Roman, den er ein Jahr zuvor beendet hatte.
Anagrammatisch hat Hans Bellmer den Körper der von ihm gebastelten Mädchenpuppen genannt. Das Anagramm ist ein semantische Gefüge, dessen Einzelteile neu zusammengesetzt neuen Sinn produzieren: Der Körper als Alphabet, dessen Buchstaben nichts, deren Verkettung jedoch alles bedeuten kann.
Wer kennt sie nicht: Daewoo, Samsung und Hyundai, koreanische Markennamen aus der Auto- und Elektroindustrie. Auch Nam June Paik ist aus der internationalen Kulturszene nicht mehr wegzudenken, und koreanische Filme haben sich einen festen Platz auf internationalen Filmfestspielen erobert.
Wer mit Heinz Berggruen durch seine Sammlung im Charlottenburger Stülerbau geht und sich von ihm erklären läßt, wie er jenen Picasso erworben, diesen Klee durch alle Fährnisse gerettet hat, der erlebt eine Begegnung mit Kunst der besonderen Art - eine Sternstunde. Denn der 1996 mit seinen Schätzen nach über sechzig Jahren zurückgekehrte Galerist ist für Berlin so etwas wie der himmlische Bote der Klasssichen Moderne.
Das Gutenberg-Museum in Mainz ist am Freitag wiedereröffnet worden. Kulturstaatsminister Naumann verwies in seiner Festrede auf die Bedeutung der Erfindung des Buchdrucks: Sie habe Weltbilder aufgebrochen, "das Wagnis des Denkens auf den Plan gerufen und den Wagemut der Entdecker.
Eine Tochter soll verheiratet werden. Die Familie gibt ein Fest, zwei Bewerber treten an und bitten um die Hand der kapriziösen Schönen.
Christoph Stölzl hat sich am Tag seiner Wahl zum Berliner Kultur- und Wissenschaftssenator auch kurz zur Frage nach seinen Staatssekretären geäußert. Josef Lange (Wissenschaft), der von Stölzls Vorgängerin Christa Thoben im Dezember berufen worden war, wird auch unter dem neuen Senator im Amt bleiben.
Die Familie in "Familienalbum mit Bildnissen von Unbekannten" ist nichts anderes als die ganze Menschheit. Der gemeinsame Faden, an dem die einzelnen Bildnisse aufgehängt sind, besteht in einem seltsamen Auftrag: Versicherungsinspektor Michael Bingham soll die Stammbäume der bei einem Zugunglück umgekommenen Personen ermitteln, in deren Herkunft einen obskuren Koeffizienten finden, welcher der Versicherung neue Perspektiven für die Berechnung der Lebenserwartung eröffnet.
John Hilliard arbeitete bis Ende der sechziger Jahre als Konzeptkünstler. In gewisser Weise stimmt diese Charakterisierung noch immer, nur dass er sich inzwischen ausschließlich im Medium der Fotografie bewegt.
Freunde und Förderer sind nötiger denn je - und wenn eine Kultureinrichtung wie die Akademie der Künste in Kürze einen ambitionierten Neubau nicht einfach im Zentrum der Stadt, sondern geradezu an ihrer innersten Mitte, nämlich dem Pariser Platz, beginnen und in solch nobler Nachbarschaft auch zum Erfolg führen will, bedarf sie der Unterstützung um so dringlicher. So hat sich denn im vergangenen Sommer die "Gesellschaft der Freunde der Akademie der Künste" gebildet, die am Donnerstag Abend erstmals an eine, wenn auch handverlesene Öffentlichkeit aus Kulturbegeisterten trat.
Die Ansage zur zweiten Vorstellung macht der Regisseur höchstpersönlich. Haben Sie keine Angst, meine Damen und Herren, brummt Christoph Marthaler mit streichelweichem Bariton, unserer Sopranistin, der Rosemary Hardy, fehlt nichts an den Stimmbändern.
Kim Kwang-Kyu, 1941 in Seoul geboren, ist ein Grenzgänger zwischen den Kulturen und, wie die Menschen so vieler Völker, die von den Umbrüchen des 20. Jahrhunderts entwurzelt worden sind, ein Spielball nicht zu beeinflussender Kräfte.
Ein Budapester Ehepaar bereitet sich auf einen Theaterbesuch vor. Sie freut sich auf das gesellschaftliche Ereignis, er empfindet Kultur eher als lästige Pflicht.
Neue Musik, sagte der Schweizer Dirigent Mario Venzago, sei Forschung, ohne die das lieb gewordene Alte nicht lebendig erhalten werden könne. Und alles, was analysiert werde, erscheine zunächst fremd, ein Klang genauso wie ein Stück Holz.
Am Tag schläft der Mond, das weiß jedes Kind. Aber was macht der Mond in der Nacht?
Der Welttag des Buches am 23. April ist auch in Berlin ein Ereignis.
Kultur: "Madame Bovary" lässt sich wieder schreiben: Die Romane von Elke Schmitter und Gisela Elsner
Das "großartige und schreckenerregende Wort Gerechtigkeit" bemühte Gustave Flauberts Zeitgenosse Baudelaire, um die Wirkung der "Madame Bovary" zu beschreiben, eines Romans, dem jede Person fehlt, die eine Moral zu repräsentieren hätte. In diesem Buch, dessen Genauigkeit unerreicht ist, gibt es keinen Hoffnungsschimmer gegen die Verzweiflung der Provinz-Leere, die Wahrheit der Liebessehnsucht, die auf die Gemeinheit der beiden Liebhaber trifft.