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Je größer die wechselseitige Verbitterung, desto dankbarer werden selbst kleine Gesten registriert. Nach dieser Regel wird die Moskau-Reise von Kulturstaatsminister Naumann und Bremens Bürgermeister Scherf wohl als Erfolg gewertet werden.

Von Bernhard Schulz

Kulturstaatsminister Michael Naumann erwartet von seinem Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über Fragen der "Beutekunst" nicht nur eine "Darlegung der zurzeit diametral entgegengesetzten Rechtsstandpunkte, sondern auch vertrauensbildende Maßnahmen von russischer Seite". Das sagte der SPD-Politiker vor seinem Abflug nach Moskau.

Diejenigen, die sich am letzten Sonntag nicht für einen Osterausflug, sondern für die Indoor-Alternative "Parsifal" in der Deutschen Oper entschieden hatten, erlebten etwas ganz Besonderes: Denn Doris Soffels Rollendebüt als Kundry geriet schlichtweg sensationell. Der zweite Akt, in dem das sündige Weib, die "Urteufelin, Höllenrose" (das ist nun mal Wagner) versucht, Parsifal zu becircen, war so intensiv, leidenschaftlich und erotisch, wie man ihn nur selten zu hören bekommt.

Die Klassikplakate, die in Berliner U-Bahnhöfen so üppig hängen wie nirgendwo auf der Welt, kennen wir nur vom Wegsehen. Trist bedruckte Farbflächen sind das normalerweise, höchstens aufgelockert durch trübe Rüben alter Herren.