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Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Schurkenstück. Die deutsche Regierung opfert den EuroStabilitätspakt um des kurzfristigen politischen Überlebens willen.

Jene Länder, die ihre haushaltspolitischen Hausaufgaben seit Jahren ernst nehmen, müssen sich durch die Brüsseler Entscheidung regelrecht veralbert vorkommen. Schließlich lahmt die Wirtschaft nicht nur hierzulande.

Was George Bush die Uno, ist Gerhard Schröder die EU. Jeder EuroStaat, auch der kleinste, wird künftig nach eigenem Gusto entscheiden, wann er die Autorität der Brüsseler Kommission noch anerkennt.

Die Belege sind erdrückend, und dennoch bekommt der Sünder einen Aufschub: Nach allem, was in den letzten Monaten über das iranische Atomprogramm bekannt wurde und was Teheran selbst Stück für Stück zugeben musste, kann es wenig Zweifel geben: Die Mullahs wollten eine Atombombe bauen. Wenn sich bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) jetzt Deutschland, Frankreich und England durchgesetzt haben, die Iran Zeit einräumen wollen, damit der seine noch sehr frische Kooperationsbereitschaft unter Beweis stellen kann, dann ist das noch kein Grund zum Aufatmen.

Von Clemens Wergin

Wir warten stündlich auf den Protest von Wolfgang Thierse. Denn es handelt sich ja zweifellos um eine Entwürdigung des Hohen Hauses, wenn es auf den allgegenwärtigen IkeaPlakaten in „Villa Kunterbunt“ umbenannt wird; klingt stark nach Spaghettischlachten und gepunkteten Pferden, und ein bisschen auch nach „Schwatzbude“, nicht wahr?