Gerd Appenzeller über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr.
Alle Artikel in „Meinung“ vom 03.07.2009
Den in Afghanistan Gefallenen gebührt mehr als unser Dank
Jürgen Möllemann ist tot, das Projekt 18 in all seiner Lächerlichkeit längst entlarvt und auch eine Strafzahlung von 4,3 Millionen Euro wird, bei allem Respekt vor einer solchen Summe, die FDP finanziell weder ruinieren noch Guido Westerwelle zum Suppenküchen-Wahlkampf verdammen. Und doch könnten Politiker, und zwar aller Parteien, den Strafbescheid der Bundestagsverwaltung an die Liberalen für einen Moment des Innehaltens nutzen.
Jetzt wird es ernst. Barack Obama macht Ernst.
Nordrhein-Westfalen führt als erstes Land islamischen Religionsunterricht ein
Es war ein besonderer Moment im betriebsamen Alltag der Bundespolitik. Während viele Pressekonferenzen von Abgeordneten im Bundestag routinemäßig ablaufen, schien am Donnerstag im Jakob-Kaiser-Haus die schreckliche deutsche Geschichte des vergangenen Jahrhunderts plötzlich zum Greifen nah.
Wo steht, dass Selbstüberhöhung, Maßlosigkeit und das Fehlen einer kritischen Selbstkontrolle von Systemen auf Konzerne und Finanzmärkte beschränkt sein müssen? Auch Parteien sind nicht immun dagegen.
Wir müssen uns der Wahrheit stellen: Die Taliban führen Krieg in Afghanistan. Und den in Afghanistan Gefallenen gebührt mehr als unser Dank.
Nordrhein-Westfalen führt als erstes islamischen Religionsunterricht ein. Um die kleinen Muslime den obskuren Predigern der Hinterhöfe zu entziehen. Und um sie durch eine Gleichstellung besser zu integrieren.
Jetzt wird es ernst. Barack Obama macht Ernst. Nicht nur, dass die US-Armee in Afghanistan ihre größte Offensive seit Amtsantritt des US-Präsidenten begonnen hat. Auch die transatlantischen Schmusewochen neigen sich dem Ende zu und machen Forderungen der USA nach mehr Geld und Truppen Platz.

Was den 87-jährigen Ludwig Baumann nicht loslässt, ist die Erinnerung an Todeszelle, Prügel und Folter.