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Ab Mai hat er - als Boss der Berlinale - den prominentesten Job, den die deutsche Film-Welt zu vergeben hat. Bisher gehörte dem umtriebigen Leiter der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen immerhin der wohl zweitbeste.

In aller Ruhe, aber mit Tempo hat Frank Maibier "Neuner" gerollt: Röhren, die sich in alle Richtungen zunächst zu einer Art Papierstern verkreuzen liessen. Danach setzte der Chemnitzer Künstler diese Module zusammen zu stabilen Clustern von je neun Rollen, und es wuchs aus zehntausend unbeschriebenen A4-Papier-Blättern eine sagenhafte Skulptur.

Knapp 22 Jahre lang hat er die Berlinale als ihr Chef geprägt, streitbar, temperamentvoll, durchsetzungsfähig. Moritz de Hadeln ist gleichzeitig durch und durch Europäer: 1940 im britischen Exeter geboren, wuchs er als Sohn eines britischen Offiziers und einer rumänischen Malerin in Italien, Frankreich und der Schweiz auf und wurde zunächst Fotograf und Dokumentarfilmer.

Die Frage musste ja kommen: Wer ist der wahre Bond? Wahrscheinlich wurde keine Frage Sean Connery so häufig gestellt wie diese: obligatorisch bei jeder Pressekonferenz, zu ausgeleiert, um sie noch als running gag hinzunehmen.

Von Andreas Conrad

Überrascht war in Amerika eigentlich keiner. Entweder aufgeben, die Sanktionen beenden und der Wiederaufrüstung des Irak tatenlos zusehen - oder zuschlagen: Das war die Essenz von Dutzenden von Zeitungs-Kommentaren, die in den vergangenen Tagen erschienen waren, sowie von unzähligen Sondersendungen, die vor kurzem anlässlich des 10.

Von Malte Lehming

Manchmal würde er schon verzweifeln, wenn er sehe, was der Repertoire-Alltag von seinen Inszenierungen übriglasse, hat Hans Neuenfels einmal im Tagesspiegel-Interview geseufzt. Seine "Macht des Schicksals" hatte bei der letzten Wiederaufnahme besonders unter Schlendrian und zweitklassiger Besetzung zu leiden - ohne zum Glück die provozierende Schockkraft ihres "Rataplan"-Volkschores ganzzu verlieren.

Schon gut: Morgens um 11 Uhr soll das Delphi manchmal nicht voll sein. Aber das ist eine Ausnahme.

Von
  • Christiane Peitz
  • Jan Schulz-Ojala

"Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren / sind Schlüssel aller Kreaturen", hat Novalis sich vorgestellt, "wenn die, so singen oder küssen / mehr als die Tiefgelehrten wissen", dann, ja dann tritt alles Deuten und Analysieren in den Hintergrund, und die pure Musik bricht sich Bahn, frei, ungebunden, mit Worten nicht festzuhalten. So wie am Donnerstag im Konzerthaus, als Sunhae Im und Ralf Forster aufeinander trafen.

Von Frederik Hanssen

Lili Taylor (33) ist Spezialistin für das Schräge: Sie war zu sehen als durchgeknallte Akkordeonspielerin, philosophierende Vampirin oder gewalttätige Feministin. In "Julie Johnson" spielt sie eine Hausfrau und Mutter, die ihre Liebe zur Wissenschaft entdeckt - und zu ihrer Nachbarin.

Am jordanisch-irakischen Grenzübergang war man sich am Freitagmorgen noch einig gewesen: Etwa 400 Parlamentarier aus beiden Ländern trafen sich zu einer Solidaritätsveranstaltung, bei der sie das Ende der Sanktionen gegen Irak forderten. Dichter aus beiden Ländern sangen ein Loblied auf die arabische Nation und schmähten die Amerikaner.

Von Andrea Nüsse

Im Getümmel vor der "Metropolis"-Premiere hocken zwei herausgeputzte alte Damen abseits auf Polsterstühlen: Carola Höhn und Winnie Markus. Höhn - gerade 91 geworden - hat 1935 ihren ersten Film "Kaiserwalzer" gedreht.

"Es geht zu Ende": Das Theater RambaZamba bläst - nach längerer Pause wegen Umbesetzung eines Darstellers - wieder zum "Endspiel" zwischen dem blinden, gelähmten Hamm und seinem Knecht Clov. Klaus Erforth und Stephan Müller haben der bizarren Männer-Symbiose à la Beckett sozusagen einen zusätzlichen V-Effekt abgewonnen: Indem der blinde Schauspieler Reinhard Riemer den Sehenden spielt, lässt er uns unser gewohntes körpersprachliches Repertoire eigenwillig fremd erscheinen.

Die jüngsten Bombenangriffe der USA und Großbritanniens auf irakische Einrichtungen in der Nähe von Bagdad sind die ersten seit mehr als zwei Jahren. Washington und London haben nach dem Golfkrieg 1991 schon mehrfach versucht, die Machthaber in Bagdad durch militärische Gewalt zur Erfüllung von UN-Forderungen zu bringen.

Aus der Spannung zwischen Glamour und Alltag besteht nicht nur die alljährliche Magie der Berlinale, sondern auch eine Show von Isabell Heimerdinger und Udo Kier in der Galerie von Mehdi Chouakri. Passenderweise ist die Zusammenarbeit zwischen der Künstlerin und dem Schauspieler während der Filmfestspiele zu sehen: Wie keine zweite setzt sie sich die in Berlin lebende Heimerdinger mit der Wirklichkeit im Kino auseinander; und es gibt kaum einen anderen lebenden deutschen Filmschauspieler, dessen flüchtiges Auftreten in abseitigen Streifen glamouröser ist als das von Kier.

Wer "Flusspferde" (1993), den letzten Film von Karl Kels gesehen hat, dem kommt das Szenario von "Elefanten" eigenartig vertraut vor. Auch hier wieder der unbeirrt starre Kamera-Blick auf die Vorderfront eines Zoo-Wohngeheges.

Von Silvia Hallensleben

Trotz anhaltender Proteste gegen die Auflösung der RIAS Big Band steht das traditionsreiche Ensemble kurz vor der Abwicklung. Den 12 Jazzmusikern der einzigen verbliebenen Berliner Rundfunkbigband wurde jetzt mit Wirkung zum 1.

Dass klassische Kunst keineswegs blutleer, leidenschaftslos, lustfeindlich - mit einem Wort sterbenslangweilig ist, sondern sogar vermag, einen die Hektik des Alltags vergessen zu lassen, kann der Besucher zurzeit in der Galerie Pels-Leusden erleben. Unter dem Motto "Bewegung und Ruhe" treten dort Karl Hofer und Robert Metzkes auf, der eine Maler und Zeichner, der andere Bildhauer.

Karol Grossmann (1864-1929) war Rechtsanwalt in Ljutomer, und sein Name wird in der Geschichte des slowenischen Films gleich neben dem von Janez Puhar genannt, dem ersten slowenischen Fotografen. Darüber hinaus war Grossmann ein überzeugter Turner, Vorstandsmitglied der Gesellschaft "Falke" in Mura, er versuchte sich als Bildhauer, als Regisseur dilettantischer Theaterstücke, stets bemüht, ganz Ljutomer und vor allem das eigene Heim in eine Bühne zu verwandeln: ein Bildungsphilister im Sinne Nietzsches, ein gebildeter Kleinbürger also aus der artifiziellen slowenischen Provinz und ein Amateur, ein Dilettant.

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