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"Tut mir Leid, ich bin gerade sehr beschäftigt", wimmelte Muhammed Tokcan einen türkischen Reporter ab, der ihn kurz nach Mitternacht am Montag auf seinem Handy erreichte. Tokcan hatte zu diesem Zeitpunkt tatsächlich alle Hände voll zu tun, wie sich später herausstellte, denn er trieb gerade mehr als hundert Gäste und Angestellte eines Istanbuler Luxushotels mit vorgehaltener Waffe in einen fensterlosen Konferenzsaal.

Von Susanne Güsten

Vinni, Ex-Skater-Assi, Andi, mit 21 Band-Senior, und Robby, geläuterter Kiffer-Zivi, sind "Ego", neue Hoffnungsträger der einheimischen "Wir sind jung-und wären gern erfolgreich wie Green Day"-Szene. Ego schreiben lustige Presse-"Infos", stehen auf den ganzen Teen-Rebel-Kram von Nirvana über Rage Against The Machine bis Limp Bizkit und klopfen mit ihrer Fun-Punk-Variante an die Charts-Pforten.

Die Stadt Weimar gewährt dem iranischen Schriftsteller Kazem Kardevani Zuflucht für ein Jahr. Der 55-Jährige, der am Montag in Weimar eintraf, werde ein monatliches Stipendium und eine mietfreie Unterkunft im Internationalen Begegnungszentrum der Bauhaus-Universität erhalten, teilte die Stadt mit.

Der Programmheftautor muss bei den Proben dabeigewesen sein. Er hatte Josef Haydns letzte, verschwenderisch instrumentierte Messe als "Musik zur Party" betitelt und es hätte keine bessere Unterstützung für diese These geben können als die Aufführung des Spätwerks durch den RIAS-Kammerchor und die Akademie für Alte Musik.

Von Carsten Niemann

Wäre der Platz zwischen den Sitzreihen der Berliner Philharmonie nicht allzu knapp bemessen, hätten 2700 Menschen an diesem Abend kniefällig danken und beten müssen. Danken für eines der grandiosesten, mitreißendsten Philharmoniker-Konzerte seit langem.

Der Frankfurter Stroemfeld-Verlag erhält in diesem Jahr den mit 100 000 Mark dotierten Binding-Kulturpreis. Mit der Auszeichnung sollen die "Beispiel gebenden kritischen Gesamtausgaben bedeutender Autoren" gewürdigt und gefördert werden, teilte die Brauerei in Frankfurt mit.

Nachtschatten wachsen auf Treppen, in Ecken, auf Matratzen am Boden kauern, lungern, liegen ein Dutzend Gestalten, von irgendwoher weht eine leise, schwermütige Melodie ins Halbdunkel, durch Gefängnisgitter, und ein Mann schlägt Eisen gegen Eisen, prüft als Wächter die Schlösser und Stäbe, die hier die Grenze zwischen Innenwelt und Außenwelt, zwischen Wachen und Schlaf markieren. Das Leben ein Traum?

Von Peter von Becker

Design oder nicht sein? Drei Künstler wurden geladen, sich Schwedens aktuellen Design-Highlights zu widmen: Der Theaterregisseur Karl Dunér, der Soundkünstler Carl Michael von Hausswolf und der Choreograf Kenneth Kvarnström hatten zuvor nie mit Design gerarbeitet und inszenieren nun automatische Rasenmäher und Raumteiler, Handys und Filzpantoffeln.

Als die Konkrete Poesie in den fünfziger Jahren die deutschsprachige Literatur aufmischte, setzte sie im wahrsten Sinne des Wortes Zeichen: Typographische Zeichen und lautmalerische Vorträge sprengten die Grenzen zu bildender Kunst und Musik. Wurzeln wie Weiterentwicklung demonstriert die dreiteilige Veranstaltung "intermediale poesie - konkret".

Acht auf einen Streich. Gemeinsam gehen sie zum Teufel in die feuerrot wabernde Hölle, Herren zumeist schon gesetzten Alters, die sich 90 Minuten lang die Seele aus dem Leib gespielt und vor allem gesungen haben.

Von Christoph Funke

Es gibt Tage, da lässt man sich nicht gerne Wasser in den Sekt schütten. Franz Xaver Ohnesorg, der künftige Intendant der Berliner Philharmoniker, und Kultursenator Christoph Stölzl wollten gestern bei der Unterzeichnung von Ohnesorgs Fünf-Jahres-Vertrag einfach keine Kassandrarufe hören.

Von Frederik Hanssen

Man kann sich die Schlagzeile vorstellen: "Landowsky verhindert Simon Rattles Enagement in Berlin." Mit Genuss wird der einstige Kulturstaatsminister und jetzige "Zeit"-Herausgeber Michael Naumann die Geschichte aus dem Sommer 2000 erzählen.

Von Frederik Hanssen

Das Rotweinglas reicht ihm der musikalische Direktor und Pianist seines Orchesters mit untertäniger Höflichkeit. Die Gitarre wird dem rüstigen alten Mann von einem Bühnenarbeiter um den Hals gehängt, ein zweiter setzt ihm den weißen Borsalino à la Sinatra auf das lichte Haupt und unterstreicht mit dieser wunderlichen Krönung, dass der 84-jährige Henri Salvador der wahre König der französischen Popmusik ist.

Chile steckt derzeit in einem doppelten Zangengriff: Nachdem die russische Raumstation Mir fahrplanmäßig bei den Fidschi-Inseln niederging, droht von oben das Ozonloch, von unten ein neues Erdbeben, und der Streit um die juristische Aufarbeitung der Diktatur polarisiert die Bevölkerung. Der politische Spielraum des sozialdemokratischen Präsidenten Lagos ist denkbar eng.

Von Hans Christoph Buch
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