zum Hauptinhalt

Für seine einzige Chance, sich als Interpret eigener Werke zu verewigen, ließ sich Gustav Mahler erstaunlich wenig Zeit: Während eines knapp vierstündigen Zwischenstopps auf der Reise von Berlin nach Wien schaute er anno 1905 im Leipziger Aufnahmestudio der Firma Welte Mignon vorbei und bespielte mal eben vier Klavierrollen des eben erfundenen Lochstreifen-Reproduktionssystems. Es ist vor allem dieses "Mal eben", das man bei der Vorführung der Rollen im Otto-Braun-Saal der Staatsbibliothek heraushört: Das fahrige, holprige Klavierspiel mit seinen Temposchwankungen und teils grotesken Überakzentuierungen zeigt keinen um Perfektion bemühten Pianisten, sondern einen Komponisten der seine Musik beständig weiterdenkt.

Nach der umstrittenen Moderne-Schau in Weimar, die am Sonntag geschlossen wurde, ist in Apolda ein erneuter Versuch der Auseinandersetzung mit DDR-Kunst mit dem Titel "Jahresringe" gestartet worden. Er sei nicht angetreten, "um DDR-Kunst weltgeschichtlich zu rehabilitieren", sagte Kurator Matthias Flügge.